ist die Gemeinheit eine Maske, bei Franz ist die Krone eine.
Die Hofleute hassen diesen Triboulet, weil er sie Alle ungestraft necken und ihnen boshafte Streiche spielen darf. Da machen sie die Entdeckung, daß sich der Narr oft des Nachts verkleidet in ein ab¬ gelegenes Haus schleiche. Es kann nichts anders sein, meinen sie, Triboulet hat eine Geliebte, und sie nehmen sich vor, daß lustige Geheimniß aufzudecken. Beim Lever des Königs war von nichts Anderm die Rede: Triboulet hat ein Schätzchen. Der König und der ganze Hof wollen sich todt darüber lachen.
Eines Abends im Dunkeln, macht Triboulet seinen gewohnten geheimnißvollen Gang und schleicht sich mit ängstlicher Vorsicht in ein Haus, zu dem er den Schlüssel hat. Wir wollen uns mit hineinschlei¬ chen; es muß schön sein zu sehen, wie der bucklichte und tückische alte Narr liebt. Schön war es auch, nur ganz Anders als die schurkischen Hofleute es sich vorgestellt. (Die Erde liege schwer auf ihnen, weil sie meinen Triboulet, den ich liebe so unglücklich ge¬ macht.) Nachdem Triboulet die Thüre hinter sich verschlossen, setzt er sich im Hofe, der das Haus um¬ giebt, auf eine Bank nieder und weint. Doch weint er nicht vor Schmerz, er weint vor Lust; das Wei¬
iſt die Gemeinheit eine Maske, bei Franz iſt die Krone eine.
Die Hofleute haſſen dieſen Triboulet, weil er ſie Alle ungeſtraft necken und ihnen boshafte Streiche ſpielen darf. Da machen ſie die Entdeckung, daß ſich der Narr oft des Nachts verkleidet in ein ab¬ gelegenes Haus ſchleiche. Es kann nichts anders ſein, meinen ſie, Triboulet hat eine Geliebte, und ſie nehmen ſich vor, daß luſtige Geheimniß aufzudecken. Beim Lever des Königs war von nichts Anderm die Rede: Triboulet hat ein Schätzchen. Der König und der ganze Hof wollen ſich todt darüber lachen.
Eines Abends im Dunkeln, macht Triboulet ſeinen gewohnten geheimnißvollen Gang und ſchleicht ſich mit ängſtlicher Vorſicht in ein Haus, zu dem er den Schlüſſel hat. Wir wollen uns mit hineinſchlei¬ chen; es muß ſchön ſein zu ſehen, wie der bucklichte und tückiſche alte Narr liebt. Schön war es auch, nur ganz Anders als die ſchurkiſchen Hofleute es ſich vorgeſtellt. (Die Erde liege ſchwer auf ihnen, weil ſie meinen Triboulet, den ich liebe ſo unglücklich ge¬ macht.) Nachdem Triboulet die Thüre hinter ſich verſchloſſen, ſetzt er ſich im Hofe, der das Haus um¬ giebt, auf eine Bank nieder und weint. Doch weint er nicht vor Schmerz, er weint vor Luſt; das Wei¬
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iſt die Gemeinheit eine Maske, bei Franz iſt die
Krone eine.
Die Hofleute haſſen dieſen Triboulet, weil er
ſie Alle ungeſtraft necken und ihnen boshafte Streiche
ſpielen darf. Da machen ſie die Entdeckung, daß
ſich der Narr oft des Nachts verkleidet in ein ab¬
gelegenes Haus ſchleiche. Es kann nichts anders
ſein, meinen ſie, Triboulet hat eine Geliebte, und ſie
nehmen ſich vor, daß luſtige Geheimniß aufzudecken.
Beim Lever des Königs war von nichts Anderm die
Rede: Triboulet hat ein Schätzchen. Der König und
der ganze Hof wollen ſich todt darüber lachen.
Eines Abends im Dunkeln, macht Triboulet
ſeinen gewohnten geheimnißvollen Gang und ſchleicht
ſich mit ängſtlicher Vorſicht in ein Haus, zu dem er
den Schlüſſel hat. Wir wollen uns mit hineinſchlei¬
chen; es muß ſchön ſein zu ſehen, wie der bucklichte
und tückiſche alte Narr liebt. Schön war es auch,
nur ganz Anders als die ſchurkiſchen Hofleute es ſich
vorgeſtellt. (Die Erde liege ſchwer auf ihnen, weil
ſie meinen Triboulet, den ich liebe ſo unglücklich ge¬
macht.) Nachdem Triboulet die Thüre hinter ſich
verſchloſſen, ſetzt er ſich im Hofe, der das Haus um¬
giebt, auf eine Bank nieder und weint. Doch weint
er nicht vor Schmerz, er weint vor Luſt; das Wei¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/86>, abgerufen am 16.07.2024.
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