Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.wahnsinnigen Tyrannen anbeten. Ihr laßt ihn frei Ist es nicht eine Schande von lüderlicher Eu¬ wahnſinnigen Tyrannen anbeten. Ihr laßt ihn frei Iſt es nicht eine Schande von lüderlicher Eu¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0105" n="93"/> wahnſinnigen Tyrannen anbeten. Ihr laßt ihn frei<lb/> und nehmt meinen Plan.</p><lb/> <p>Iſt es nicht eine Schande von lüderlicher Eu¬<lb/> ropäiſcher Staatshaushaltung, daß in allen Ländern<lb/> ſo vieles koſtbare Blut der Unterthanen, ganz ohne<lb/> perſönlichen Vortheil ihrer Fürſten vergoſſen wird?<lb/> Man antworte mir nicht: Das Blut welches die Sol¬<lb/> daten für die Fürſten vergießen, ſei doch nicht ohne<lb/> Nutzen. Nein. Nützt denn ein Soldat in der Schlacht<lb/> durch ſein eigenes Blut das er vergießt? Er nützt<lb/> blos durch das Blut des Feindes das er vergießt.<lb/> Sein eignes bringt dem Fürſten keinen Vortheil;<lb/> denn ſobald er todt hingeſtreckt oder verwundet wird,<lb/> iſt er kampfunfähig. Nun, warum ſammelt man<lb/> dieſes Blut nicht in Spitälern und auf dem Schlacht¬<lb/> felde und bereitet Eiſen daraus? Man bedenke nur<lb/> welches Meer von Blut allein in Europa, nur allein<lb/> im achtzehnten Jahrhunderte, nur allein in den Krie¬<lb/> gen vergoſſen wurde, die der franzöſiſchen Revolution<lb/> vorhergingen! Da iſt der nordiſche Krieg, der öſter¬<lb/> reichiſche Erbfolgekrieg, der polniſche Krieg, der ſchle¬<lb/> ſiſche Krieg, der ſiebenjährige Krieg, der baieriſche<lb/> Erbfolgekrieg, der Krieg den in Europa der ameri¬<lb/> kaniſche Freiheitskampf zur Folge hatte, der Türken¬<lb/> krieg. Rußland und Schweden haben nicht ſoviel<lb/> Eiſen, als man aus all dieſem Blute hätte ziehen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0105]
wahnſinnigen Tyrannen anbeten. Ihr laßt ihn frei
und nehmt meinen Plan.
Iſt es nicht eine Schande von lüderlicher Eu¬
ropäiſcher Staatshaushaltung, daß in allen Ländern
ſo vieles koſtbare Blut der Unterthanen, ganz ohne
perſönlichen Vortheil ihrer Fürſten vergoſſen wird?
Man antworte mir nicht: Das Blut welches die Sol¬
daten für die Fürſten vergießen, ſei doch nicht ohne
Nutzen. Nein. Nützt denn ein Soldat in der Schlacht
durch ſein eigenes Blut das er vergießt? Er nützt
blos durch das Blut des Feindes das er vergießt.
Sein eignes bringt dem Fürſten keinen Vortheil;
denn ſobald er todt hingeſtreckt oder verwundet wird,
iſt er kampfunfähig. Nun, warum ſammelt man
dieſes Blut nicht in Spitälern und auf dem Schlacht¬
felde und bereitet Eiſen daraus? Man bedenke nur
welches Meer von Blut allein in Europa, nur allein
im achtzehnten Jahrhunderte, nur allein in den Krie¬
gen vergoſſen wurde, die der franzöſiſchen Revolution
vorhergingen! Da iſt der nordiſche Krieg, der öſter¬
reichiſche Erbfolgekrieg, der polniſche Krieg, der ſchle¬
ſiſche Krieg, der ſiebenjährige Krieg, der baieriſche
Erbfolgekrieg, der Krieg den in Europa der ameri¬
kaniſche Freiheitskampf zur Folge hatte, der Türken¬
krieg. Rußland und Schweden haben nicht ſoviel
Eiſen, als man aus all dieſem Blute hätte ziehen
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