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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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Unzen Blut als Caution für jeden Journalisten fest.
Kann ein Preßverbrecher seine Geldbuße nicht abtra¬
gen, verurtheile man ihn zu einem täglichen Ader¬
lasse, auf drei, fünf, sieben, neun, vierzehn Jahre,
oder nach der Baierischen Criminalpraxis auf unbe¬
stimmte
Jahre. Man lasse den Journalisten Blut,
bis die Europäischen Verhältnisse sich gebessert haben,
bis die belgische, irländische, französische, deutsche,
portugiesische, spanische, amerikanische, griechische,
türkische, ägyptische Frage entschieden ist. Dann
braucht auch ein deutscher Fürst nicht mehr den Kai¬
ser von Rußland um sein herrliches Sibirien zu be¬
neiden. Er kann dann auch seine Unterthanen zu
den Bergwerken verurtheilen; denn ein reiches Berg¬
werk ist das menschliche Blut.

Jetzt habt Ihr meinen Finanzplan, jetzt habt Ihr
Euer griechisch Anleihen vollständig. Komm nun mit
mir du elender armer Jüngling! Du weinst? Sehe
diese Thräne da, die aus deinem Auge auf deine
Hand gestürzt! Brennt sie dich nicht wie Scheide¬
wasser? Nicht einmal die Kraft, nicht einmal den
Muth hattest du, deine Hand bis an die Augen zu
erheben, um sie zu trocknen! Du weinst? Du flehest
Gott an? Gott spottet deiner. Gott ist voll un¬
endlicher Lieb' und Barmherzigkeit. Er hilft jedem
Unglücklichen in seinen Schmerzen, er tröstet selbst
den Schuldigen in seiner Herzenspein; aber er hilft

Unzen Blut als Caution für jeden Journaliſten feſt.
Kann ein Preßverbrecher ſeine Geldbuße nicht abtra¬
gen, verurtheile man ihn zu einem täglichen Ader¬
laſſe, auf drei, fünf, ſieben, neun, vierzehn Jahre,
oder nach der Baieriſchen Criminalpraxis auf unbe¬
ſtimmte
Jahre. Man laſſe den Journaliſten Blut,
bis die Europäiſchen Verhältniſſe ſich gebeſſert haben,
bis die belgiſche, irländiſche, franzöſiſche, deutſche,
portugieſiſche, ſpaniſche, amerikaniſche, griechiſche,
türkiſche, ägyptiſche Frage entſchieden iſt. Dann
braucht auch ein deutſcher Fürſt nicht mehr den Kai¬
ſer von Rußland um ſein herrliches Sibirien zu be¬
neiden. Er kann dann auch ſeine Unterthanen zu
den Bergwerken verurtheilen; denn ein reiches Berg¬
werk iſt das menſchliche Blut.

Jetzt habt Ihr meinen Finanzplan, jetzt habt Ihr
Euer griechiſch Anleihen vollſtändig. Komm nun mit
mir du elender armer Jüngling! Du weinſt? Sehe
dieſe Thräne da, die aus deinem Auge auf deine
Hand geſtürzt! Brennt ſie dich nicht wie Scheide¬
waſſer? Nicht einmal die Kraft, nicht einmal den
Muth hatteſt du, deine Hand bis an die Augen zu
erheben, um ſie zu trocknen! Du weinſt? Du fleheſt
Gott an? Gott ſpottet deiner. Gott iſt voll un¬
endlicher Lieb' und Barmherzigkeit. Er hilft jedem
Unglücklichen in ſeinen Schmerzen, er tröſtet ſelbſt
den Schuldigen in ſeiner Herzenspein; aber er hilft

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[95/0107] Unzen Blut als Caution für jeden Journaliſten feſt. Kann ein Preßverbrecher ſeine Geldbuße nicht abtra¬ gen, verurtheile man ihn zu einem täglichen Ader¬ laſſe, auf drei, fünf, ſieben, neun, vierzehn Jahre, oder nach der Baieriſchen Criminalpraxis auf unbe¬ ſtimmte Jahre. Man laſſe den Journaliſten Blut, bis die Europäiſchen Verhältniſſe ſich gebeſſert haben, bis die belgiſche, irländiſche, franzöſiſche, deutſche, portugieſiſche, ſpaniſche, amerikaniſche, griechiſche, türkiſche, ägyptiſche Frage entſchieden iſt. Dann braucht auch ein deutſcher Fürſt nicht mehr den Kai¬ ſer von Rußland um ſein herrliches Sibirien zu be¬ neiden. Er kann dann auch ſeine Unterthanen zu den Bergwerken verurtheilen; denn ein reiches Berg¬ werk iſt das menſchliche Blut. Jetzt habt Ihr meinen Finanzplan, jetzt habt Ihr Euer griechiſch Anleihen vollſtändig. Komm nun mit mir du elender armer Jüngling! Du weinſt? Sehe dieſe Thräne da, die aus deinem Auge auf deine Hand geſtürzt! Brennt ſie dich nicht wie Scheide¬ waſſer? Nicht einmal die Kraft, nicht einmal den Muth hatteſt du, deine Hand bis an die Augen zu erheben, um ſie zu trocknen! Du weinſt? Du fleheſt Gott an? Gott ſpottet deiner. Gott iſt voll un¬ endlicher Lieb' und Barmherzigkeit. Er hilft jedem Unglücklichen in ſeinen Schmerzen, er tröſtet ſelbſt den Schuldigen in ſeiner Herzenspein; aber er hilft

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/107>, abgerufen am 21.11.2024.