Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.solcher Großmuth beschämt worden zu sein. Solch' Ja sie werden nicht eher warm werden als bis 7 *
ſolcher Großmuth beſchämt worden zu ſein. Solch' Ja ſie werden nicht eher warm werden als bis 7 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0111" n="99"/> ſolcher Großmuth beſchämt worden zu ſein. Solch'<lb/> einen Mann zu verfolgen! Und daß ja nichts fehle<lb/> an der vollſtändigen deutſchen Reichsgeſchichte, hat<lb/> Rotteck — proteſtirt. Die Regierung möge ſich alles<lb/> nehmen was ihr beliebt, nur Recht ſoll man ihr<lb/> nicht geben! So laſſen ſich dieſe edlen Menſchen<lb/> zum Beſten haben, und Rotteck ein Meiſter der<lb/> Weltgeſchichte, der alle Gewaltthätigkeiten kennt,<lb/> welche von Nimrod bis zu Nicolas die Herrn der<lb/> Erde geübt, der alle ihre Schelmereien, alle ihre<lb/> liſtigen Wege kennt: glaubt einem ſchönen Triebe<lb/> ſeines Herzens zu folgen, während er nur ei¬<lb/> nem Stoße nachgab den man an einer elektriſchen<lb/> Kette von Carlsruhe bis nach Freiburg zu lei¬<lb/> ten wußte. War denn hier an Rotteck, an Frei¬<lb/> burg gelegen? Darauf kam es an, daß das<lb/> Volk ſein Recht behaupte, ſeinen Willen und ſeine<lb/> Kraft geltend mache, und zeige, daß es der Naſe¬<lb/> weisheit der Badiſchen Junker zu begegnen wiſſe.</p><lb/> <p>Ja ſie werden nicht eher warm werden als bis<lb/> ſie nach Sibirien kommen. Der Kaiſer Nikolaus<lb/> allein verſtände es, das träge deutſche Blut in ra¬<lb/> ſchere Bewegung zu ſetzen. Unſere inländiſche Ty¬<lb/> rannei bringt uns nicht weiter. Wir werden auch<lb/> gefoltert, aber der Arzt ſteht uns zur Seite und<lb/> fühlt uns von Minute zu Minute den Puls, und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0111]
ſolcher Großmuth beſchämt worden zu ſein. Solch'
einen Mann zu verfolgen! Und daß ja nichts fehle
an der vollſtändigen deutſchen Reichsgeſchichte, hat
Rotteck — proteſtirt. Die Regierung möge ſich alles
nehmen was ihr beliebt, nur Recht ſoll man ihr
nicht geben! So laſſen ſich dieſe edlen Menſchen
zum Beſten haben, und Rotteck ein Meiſter der
Weltgeſchichte, der alle Gewaltthätigkeiten kennt,
welche von Nimrod bis zu Nicolas die Herrn der
Erde geübt, der alle ihre Schelmereien, alle ihre
liſtigen Wege kennt: glaubt einem ſchönen Triebe
ſeines Herzens zu folgen, während er nur ei¬
nem Stoße nachgab den man an einer elektriſchen
Kette von Carlsruhe bis nach Freiburg zu lei¬
ten wußte. War denn hier an Rotteck, an Frei¬
burg gelegen? Darauf kam es an, daß das
Volk ſein Recht behaupte, ſeinen Willen und ſeine
Kraft geltend mache, und zeige, daß es der Naſe¬
weisheit der Badiſchen Junker zu begegnen wiſſe.
Ja ſie werden nicht eher warm werden als bis
ſie nach Sibirien kommen. Der Kaiſer Nikolaus
allein verſtände es, das träge deutſche Blut in ra¬
ſchere Bewegung zu ſetzen. Unſere inländiſche Ty¬
rannei bringt uns nicht weiter. Wir werden auch
gefoltert, aber der Arzt ſteht uns zur Seite und
fühlt uns von Minute zu Minute den Puls, und
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