Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.ben es unter allen am weitesten gebracht; doch was ben es unter allen am weiteſten gebracht; doch was <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0113" n="101"/> ben es unter allen am weiteſten gebracht; doch was<lb/> iſt's? In der erſten Kammer dort, in der Pago¬<lb/> den-Kammer — ſo oft in einer miniſteriellen Mit¬<lb/> theilung, des Namen des Königs oder des Prinzen<lb/> Mitregenten Erwähnung geſchieht, oder ſo oft ein<lb/> Miniſter in den Saal tritt, ſtehen die Edelleute auf<lb/> und verneigen ſich. Das iſt alles. Ich bin nicht<lb/> unbillig, ich ſage nicht: das iſt nichts. Es iſt<lb/> freilich eine Adelsperle, gegen welche die Perle,<lb/> welche Kleopatra in ihrem Weine auflöſte, nur eine<lb/> Linſe war. Aber ich ſage: es iſt wenig. Eine<lb/> Perle! Schickt die edlen Pagoden nach Peters¬<lb/> burg. Iſt es nicht abſcheulich, wie man im kö¬<lb/> niglich mitregentlichen Sachſen den Bürgerſtand<lb/> verzärtelt? Die <hi rendition="#g">Biene</hi> enthielt eine Petition worin<lb/> man um die Abſchaffung des Lehnweſens bat — ein<lb/> im neunzehnten Jahrhundert unerhörtes Verbrechen.<lb/> Nun freilich hat man dieſer Biene nicht blos den<lb/> Stachel, ſondern auch den Honig genommen; man<lb/> hat ſie zertreten, das Blatt unterdrückt, und den<lb/> Redakteur, der mit der Zeitung ſeine zahlreiche Fa¬<lb/> milie ernährte, an den Bettelſtab gebracht. Das iſt<lb/> etwas, aber lange nicht genug. In Rußland hätte<lb/> man dem Bienen-Vater Naſe und Ohren abgeſchnit¬<lb/> ten und ihn nach Sibirien verbannt. Schickt die<lb/> Junker nach Petersburg!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0113]
ben es unter allen am weiteſten gebracht; doch was
iſt's? In der erſten Kammer dort, in der Pago¬
den-Kammer — ſo oft in einer miniſteriellen Mit¬
theilung, des Namen des Königs oder des Prinzen
Mitregenten Erwähnung geſchieht, oder ſo oft ein
Miniſter in den Saal tritt, ſtehen die Edelleute auf
und verneigen ſich. Das iſt alles. Ich bin nicht
unbillig, ich ſage nicht: das iſt nichts. Es iſt
freilich eine Adelsperle, gegen welche die Perle,
welche Kleopatra in ihrem Weine auflöſte, nur eine
Linſe war. Aber ich ſage: es iſt wenig. Eine
Perle! Schickt die edlen Pagoden nach Peters¬
burg. Iſt es nicht abſcheulich, wie man im kö¬
niglich mitregentlichen Sachſen den Bürgerſtand
verzärtelt? Die Biene enthielt eine Petition worin
man um die Abſchaffung des Lehnweſens bat — ein
im neunzehnten Jahrhundert unerhörtes Verbrechen.
Nun freilich hat man dieſer Biene nicht blos den
Stachel, ſondern auch den Honig genommen; man
hat ſie zertreten, das Blatt unterdrückt, und den
Redakteur, der mit der Zeitung ſeine zahlreiche Fa¬
milie ernährte, an den Bettelſtab gebracht. Das iſt
etwas, aber lange nicht genug. In Rußland hätte
man dem Bienen-Vater Naſe und Ohren abgeſchnit¬
ten und ihn nach Sibirien verbannt. Schickt die
Junker nach Petersburg!
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