Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.daß er sich selbst mit dem flammenden Schwerdte Ich hätte Saphir für klüger gehalten. Von daß er ſich ſelbſt mit dem flammenden Schwerdte Ich hätte Saphir für klüger gehalten. Von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0119" n="107"/> daß er ſich ſelbſt mit dem flammenden Schwerdte<lb/> vor das Paradies ſtellte, um die verbotenen Früchte<lb/> darin gegen ſich ſelbſt zu bewachen. Vor einigen<lb/> Jahren, als ich in Berlin war, ließ man mich dort<lb/> ausforſchen, ob ich nicht geneigt wäre, eine miniſte¬<lb/> rielle Theater-Zeitung zu ſchreiben. Zu wie viele<lb/> Thaler courant man mein äſthetiſches Gewiſſen ab¬<lb/> geſchätzt, erfuhr ich nicht; man wollte wahrſcheinlich<lb/> meiner Phantaſie keine Schranken ſetzen. Ich kann<lb/> Sie verſichern, daß ich in meinem Herzen die größte<lb/> Luſt hatte, mich in ſolchen Künſten etwas zu ver¬<lb/> ſuchen. Es hätte mir Freude gemacht, eine Weile<lb/> lang das monarchiſche Prinzip der Oper zu verthei¬<lb/> digen und den Jarke des Ballets zu ſpielen. Aber<lb/> ich lehnte das Anerbieten ab, denn mit dem Teufel<lb/> iſt nicht gut zu ſpaßen.</p><lb/> <p>Ich hätte Saphir für klüger gehalten. Von<lb/> rechtlicher Geſinnung mag ich nicht ſprechen, man<lb/> macht ſich damit nur lächerlich; ich rede nur von der<lb/> Klugheit. Saphir hätte bedenken ſollen, daß man<lb/> jede Achtung der Menſchen, wie jede Herrſchaft, nur<lb/> durch die nehmlichen Mittel behauptet, durch die<lb/> man ſie erworben. Dieſen Weg zu verlaſſen und<lb/> abtrünnig zu werden, kann durch alle Schätze der<lb/> Welt nicht vergütet werden. Um zehen Kronen ver¬<lb/> rieth Napoleon die Freiheit die ihn emporgehoben;<lb/> er verlor alles und die Freiheit ſelbſt erbte den Lohn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0119]
daß er ſich ſelbſt mit dem flammenden Schwerdte
vor das Paradies ſtellte, um die verbotenen Früchte
darin gegen ſich ſelbſt zu bewachen. Vor einigen
Jahren, als ich in Berlin war, ließ man mich dort
ausforſchen, ob ich nicht geneigt wäre, eine miniſte¬
rielle Theater-Zeitung zu ſchreiben. Zu wie viele
Thaler courant man mein äſthetiſches Gewiſſen ab¬
geſchätzt, erfuhr ich nicht; man wollte wahrſcheinlich
meiner Phantaſie keine Schranken ſetzen. Ich kann
Sie verſichern, daß ich in meinem Herzen die größte
Luſt hatte, mich in ſolchen Künſten etwas zu ver¬
ſuchen. Es hätte mir Freude gemacht, eine Weile
lang das monarchiſche Prinzip der Oper zu verthei¬
digen und den Jarke des Ballets zu ſpielen. Aber
ich lehnte das Anerbieten ab, denn mit dem Teufel
iſt nicht gut zu ſpaßen.
Ich hätte Saphir für klüger gehalten. Von
rechtlicher Geſinnung mag ich nicht ſprechen, man
macht ſich damit nur lächerlich; ich rede nur von der
Klugheit. Saphir hätte bedenken ſollen, daß man
jede Achtung der Menſchen, wie jede Herrſchaft, nur
durch die nehmlichen Mittel behauptet, durch die
man ſie erworben. Dieſen Weg zu verlaſſen und
abtrünnig zu werden, kann durch alle Schätze der
Welt nicht vergütet werden. Um zehen Kronen ver¬
rieth Napoleon die Freiheit die ihn emporgehoben;
er verlor alles und die Freiheit ſelbſt erbte den Lohn
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