Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.edler Ifländischer Justizrath und bei seinem Anblick Also in der letzten Scene befinden wir uns edler Ifländiſcher Juſtizrath und bei ſeinem Anblick Alſo in der letzten Scene befinden wir uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0132" n="120"/> edler Ifländiſcher Juſtizrath und bei ſeinem Anblick<lb/> ward mir ganz weinerlich zu Muthe.</p><lb/> <p>Alſo in der letzten Scene befinden wir uns<lb/> in Ferrara, wo damals Herzog Alphons von Eſte<lb/> herrſchte. Seine Gemahlin war Lucrecia Borgia.<lb/> Eine junge ſchöne Prinzeſſin, eine der Nympfen der<lb/> Circe Borgia, hatte in ihrem Palaſte eine Anzahl<lb/> venetianiſcher Edelleute zu einem Abendmahle einge¬<lb/> laden. Die Ritter tragen Roſenkränze in den Haa¬<lb/> ren, die ſchönſten jungen Mädchen verherrlichen das<lb/> Feſt, und eine Schaar aufwartender Mohren,<lb/> erhöhen durch ihr Nachtgeſicht den Glanz der Blu¬<lb/> men, der Edelſteine und der goldenen Gefäße, die<lb/> auf dem Tiſche prangen. Man lacht, man ſcherzt,<lb/> man trinkt, man küßt, es ging gar nicht ſteif da zu<lb/> und ich möchte wohl dabei geweſen ſein. Beim De¬<lb/> ſert tritt ein artiger Page mit goldenen Flaſchen her¬<lb/> ein und fragt: Meine gnädigen Herren, Syrakuſer<lb/> oder Cyperwein? Die Ritter wählen Syrakuſer.<lb/> Unter den Gäſten waren auch ein Ritter im ſchwar¬<lb/> zen Mantel der ſich mitten im Taumel durch ſeine<lb/> Ruhe und Beſonnenheit auszeichnet, ob er ſich zwar<lb/> auch Weintrunken anſtellt. Das iſt aber mein<lb/> wackerer Ifländiſcher Menſch, den ich ſo ſehr liebe,<lb/> weil er mit Juſtizräthlichem Pflichtgefühle ſeinen be¬<lb/> ſten Freunden die Hälſe abſchneidet, da es ſein Amt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0132]
edler Ifländiſcher Juſtizrath und bei ſeinem Anblick
ward mir ganz weinerlich zu Muthe.
Alſo in der letzten Scene befinden wir uns
in Ferrara, wo damals Herzog Alphons von Eſte
herrſchte. Seine Gemahlin war Lucrecia Borgia.
Eine junge ſchöne Prinzeſſin, eine der Nympfen der
Circe Borgia, hatte in ihrem Palaſte eine Anzahl
venetianiſcher Edelleute zu einem Abendmahle einge¬
laden. Die Ritter tragen Roſenkränze in den Haa¬
ren, die ſchönſten jungen Mädchen verherrlichen das
Feſt, und eine Schaar aufwartender Mohren,
erhöhen durch ihr Nachtgeſicht den Glanz der Blu¬
men, der Edelſteine und der goldenen Gefäße, die
auf dem Tiſche prangen. Man lacht, man ſcherzt,
man trinkt, man küßt, es ging gar nicht ſteif da zu
und ich möchte wohl dabei geweſen ſein. Beim De¬
ſert tritt ein artiger Page mit goldenen Flaſchen her¬
ein und fragt: Meine gnädigen Herren, Syrakuſer
oder Cyperwein? Die Ritter wählen Syrakuſer.
Unter den Gäſten waren auch ein Ritter im ſchwar¬
zen Mantel der ſich mitten im Taumel durch ſeine
Ruhe und Beſonnenheit auszeichnet, ob er ſich zwar
auch Weintrunken anſtellt. Das iſt aber mein
wackerer Ifländiſcher Menſch, den ich ſo ſehr liebe,
weil er mit Juſtizräthlichem Pflichtgefühle ſeinen be¬
ſten Freunden die Hälſe abſchneidet, da es ſein Amt
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