Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.den Schimpf nicht in Gegenwart ihres Sohnes er¬ In dem folgenden Akte kommen die Ritter nach den Schimpf nicht in Gegenwart ihres Sohnes er¬ In dem folgenden Akte kommen die Ritter nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" n="126"/> den Schimpf nicht in Gegenwart ihres Sohnes er¬<lb/> tragen, vor dem allein ſie rein erſcheinen möchte,<lb/> an deſſen Achtung unter allen Menſchen ihr allein<lb/> gelegen iſt. Die Unglückliche ringt die Hände, bittet<lb/> um Schonung und Erbarmen. Aber die Zornent¬<lb/> brannten ſetzten ihr Strafgericht fort, und donnern<lb/> der Sünderin alle ihre Schandthaten ins Geſicht.<lb/> Da tritt Gennaro als Ritter der Dame hervor und<lb/> gebietet bei ſeinem Schwerdte Ruhe und Stille.<lb/> Seine Freunde fragen ihn: kennſt du ſie denn? Sie<lb/> reißen ihr die Maske vom Geſichte. Es iſt Lu¬<lb/> crecia Borgia! ſchreien ſie. Gennaro, unter den<lb/> wilden leichtſinnigen Geſellen der einzige tugendhafte<lb/> und ſittliche Menſch, haßt um ſo ſtärker als ſie<lb/> den weiblichen Teufel Lucrecia Borgia, deren<lb/> Schreckensnamen durch ganz Italien zitterte. Er<lb/> verhüllt ſich das Geſicht, und wendet ſich entſetzt<lb/> von ihr ab.</p><lb/> <p>In dem folgenden Akte kommen die Ritter nach<lb/> Ferrara. Lucrecia ſich zu rächen, lockt ſie zu einem<lb/> Gaſtmahle und läßt ſie vergiften, wie wir erfahren.<lb/> Auch Gennaro kömmt nach Ferrara und wird von<lb/> den Sbirren des Herzogs von Eſte gefangen genommen.<lb/> Dieſer nämlich, der das Leben ſeiner Gemahlin Lu¬<lb/> crecia nur zu gut kennt, läßt ſie auf allen ihren<lb/> Wegen beobachten, und ſo hatte er von ſeinen<lb/> Spionen erfahren, daß Lucrecia in Venedig mit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0138]
den Schimpf nicht in Gegenwart ihres Sohnes er¬
tragen, vor dem allein ſie rein erſcheinen möchte,
an deſſen Achtung unter allen Menſchen ihr allein
gelegen iſt. Die Unglückliche ringt die Hände, bittet
um Schonung und Erbarmen. Aber die Zornent¬
brannten ſetzten ihr Strafgericht fort, und donnern
der Sünderin alle ihre Schandthaten ins Geſicht.
Da tritt Gennaro als Ritter der Dame hervor und
gebietet bei ſeinem Schwerdte Ruhe und Stille.
Seine Freunde fragen ihn: kennſt du ſie denn? Sie
reißen ihr die Maske vom Geſichte. Es iſt Lu¬
crecia Borgia! ſchreien ſie. Gennaro, unter den
wilden leichtſinnigen Geſellen der einzige tugendhafte
und ſittliche Menſch, haßt um ſo ſtärker als ſie
den weiblichen Teufel Lucrecia Borgia, deren
Schreckensnamen durch ganz Italien zitterte. Er
verhüllt ſich das Geſicht, und wendet ſich entſetzt
von ihr ab.
In dem folgenden Akte kommen die Ritter nach
Ferrara. Lucrecia ſich zu rächen, lockt ſie zu einem
Gaſtmahle und läßt ſie vergiften, wie wir erfahren.
Auch Gennaro kömmt nach Ferrara und wird von
den Sbirren des Herzogs von Eſte gefangen genommen.
Dieſer nämlich, der das Leben ſeiner Gemahlin Lu¬
crecia nur zu gut kennt, läßt ſie auf allen ihren
Wegen beobachten, und ſo hatte er von ſeinen
Spionen erfahren, daß Lucrecia in Venedig mit
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