Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Missethäter ist gefunden. Wie! gellt Lucrecia -- Miſſethäter iſt gefunden. Wie! gellt Lucrecia — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0140" n="128"/> Miſſethäter iſt gefunden. Wie! gellt Lucrecia —<lb/> er iſt gefunden und noch frei? Er iſt gefangen,<lb/> erwiedert der Herzog. Er iſt gefangen und lebt<lb/> noch? frägt Lucrecia in ihrem Grimme. Er wird<lb/> ſterben, erwiedert der Herzog eiskalt. Lucrecia läßt<lb/> ihren Gemahl bei ſeiner fürſtlichen Würde ſchwören,<lb/> den Verbrecher hinzurichten, wer er auch ſei. Der<lb/> Herzog giebt ſein Fürſtenwort höhniſch lächelnd.<lb/> Er winkt, der Verbrecher wird hereingeführt, und<lb/> Lucrecia erkennt mit Entſetzen ihren Gennaro. Das<lb/> iſt der Thäter nicht, ſpricht Lucrecia. Gennaro<lb/> tritt hervor und ſagt: ich bin der Thäter. Lucrecia<lb/> bittet ihren Gemahl um ein heimliches Geſpräch.<lb/> Gennaro wird abgeführt. Jetzt bittet ſie ihren<lb/> Gemahl um das Leben des jungen Mannes. Sie<lb/> wolle großmüthig ſein, es ſei nur eine Laune geweſen<lb/> als ſie ſeinen Tod gefordert. Der Herzog erinnert<lb/> ſie, daß er ihr ſein Fürſtenwort gegeben, den Ver¬<lb/> brecher zu beſtrafen. Lucrecia erwiedert lächelnd:<lb/><hi rendition="#g">Eide ſind für das Volk</hi>, <hi rendition="#g">nicht für uns Für¬<lb/> ſten</hi>. Das ganze Haus beklatſcht dieſes Wort.<lb/> Aber der Herzog läßt ſich nicht erbitten. Alle Künſte<lb/> des Himmels und der Hölle ruft ſie auf; Liebe und<lb/> Haß, Wehmuth und Zorn, Lächeln und Thränen,<lb/> Schmeicheleien und Drohungen. Alles umſonſt.<lb/> Sie droht ihrem Gemahle mit der Rache ihres<lb/> Vaters des Papſtes, mit ihrer eignen; ſie erinnert<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0140]
Miſſethäter iſt gefunden. Wie! gellt Lucrecia —
er iſt gefunden und noch frei? Er iſt gefangen,
erwiedert der Herzog. Er iſt gefangen und lebt
noch? frägt Lucrecia in ihrem Grimme. Er wird
ſterben, erwiedert der Herzog eiskalt. Lucrecia läßt
ihren Gemahl bei ſeiner fürſtlichen Würde ſchwören,
den Verbrecher hinzurichten, wer er auch ſei. Der
Herzog giebt ſein Fürſtenwort höhniſch lächelnd.
Er winkt, der Verbrecher wird hereingeführt, und
Lucrecia erkennt mit Entſetzen ihren Gennaro. Das
iſt der Thäter nicht, ſpricht Lucrecia. Gennaro
tritt hervor und ſagt: ich bin der Thäter. Lucrecia
bittet ihren Gemahl um ein heimliches Geſpräch.
Gennaro wird abgeführt. Jetzt bittet ſie ihren
Gemahl um das Leben des jungen Mannes. Sie
wolle großmüthig ſein, es ſei nur eine Laune geweſen
als ſie ſeinen Tod gefordert. Der Herzog erinnert
ſie, daß er ihr ſein Fürſtenwort gegeben, den Ver¬
brecher zu beſtrafen. Lucrecia erwiedert lächelnd:
Eide ſind für das Volk, nicht für uns Für¬
ſten. Das ganze Haus beklatſcht dieſes Wort.
Aber der Herzog läßt ſich nicht erbitten. Alle Künſte
des Himmels und der Hölle ruft ſie auf; Liebe und
Haß, Wehmuth und Zorn, Lächeln und Thränen,
Schmeicheleien und Drohungen. Alles umſonſt.
Sie droht ihrem Gemahle mit der Rache ihres
Vaters des Papſtes, mit ihrer eignen; ſie erinnert
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