Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.schüssen! Die Unverschämten! Man höre doch wie So reden sie. Hat doch neulich Euer monsieur ſchüſſen! Die Unverſchämten! Man höre doch wie So reden ſie. Hat doch neulich Euer monsieur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0052" n="40"/> ſchüſſen! Die Unverſchämten! Man höre doch wie<lb/> ſie jetzt über neue Ereigniſſe, wo dumme verführte<lb/> Völker Tyrannei begehren, ſprechen, wie ſie ihrem<lb/> Bruder Sultan Mahmud und ihrer Schweſter der<lb/> Königin von Spanien, den Text leſen. Was! Ihr<lb/> trotzt dem Volke? Ihr wollt ihm liberale Inſtitu¬<lb/> tionen aufdringen, die es verabſcheut? Iſt das<lb/> menſchlich, iſt das gerecht, iſt das königlich? Könnt<lb/> Ihr das vor Gott und ſeinen Propheten verantwor¬<lb/> ten? Das Volk iſt gut, das Volk iſt weiſe, das<lb/> Volk iſt gerecht, das liebe Volk weiß immer was es<lb/> will, was ihm gut iſt; das Volk iſt das Land; das<lb/> Volk iſt Alles. Wer es mit dem Volke verdirbt<lb/> geht zu Grunde. . . .</p><lb/> <p>So reden ſie. Hat doch neulich Euer <hi rendition="#g">monsieur<lb/> Durand</hi> in Frankfurt, der franzöſiſche Advokat des<lb/> deutſchen Bundes, als er von der mißlichen Lage des<lb/> Sultans ſprach, ausgerufen: <hi rendition="#aq">ces réformes ré</hi>¬<lb/><hi rendition="#aq">pugnaient à son peuple, et c'est de son<lb/> peuple qu'il aurait besoin aujourd'hui</hi>.“<lb/> O mein ſehr weiſer, mein ſehr bundestäglicher Herr<lb/> Durand — wenn ſie wieder einmal den Berg Sinai<lb/> hinaufſteigen, wenn ſie wieder eine Zuſammenkunft<lb/> mit Egeria haben, wenn ihnen Mahomeds Taube<lb/> wieder einmal in das Ohr flüſtert, dann fragen Sie<lb/> doch Ihr Orakel: wie es denn mit den Reformen<lb/> wäre, welche die Bundestagbeſchlüſſe dem Widerwil¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0052]
ſchüſſen! Die Unverſchämten! Man höre doch wie
ſie jetzt über neue Ereigniſſe, wo dumme verführte
Völker Tyrannei begehren, ſprechen, wie ſie ihrem
Bruder Sultan Mahmud und ihrer Schweſter der
Königin von Spanien, den Text leſen. Was! Ihr
trotzt dem Volke? Ihr wollt ihm liberale Inſtitu¬
tionen aufdringen, die es verabſcheut? Iſt das
menſchlich, iſt das gerecht, iſt das königlich? Könnt
Ihr das vor Gott und ſeinen Propheten verantwor¬
ten? Das Volk iſt gut, das Volk iſt weiſe, das
Volk iſt gerecht, das liebe Volk weiß immer was es
will, was ihm gut iſt; das Volk iſt das Land; das
Volk iſt Alles. Wer es mit dem Volke verdirbt
geht zu Grunde. . . .
So reden ſie. Hat doch neulich Euer monsieur
Durand in Frankfurt, der franzöſiſche Advokat des
deutſchen Bundes, als er von der mißlichen Lage des
Sultans ſprach, ausgerufen: ces réformes ré¬
pugnaient à son peuple, et c'est de son
peuple qu'il aurait besoin aujourd'hui.“
O mein ſehr weiſer, mein ſehr bundestäglicher Herr
Durand — wenn ſie wieder einmal den Berg Sinai
hinaufſteigen, wenn ſie wieder eine Zuſammenkunft
mit Egeria haben, wenn ihnen Mahomeds Taube
wieder einmal in das Ohr flüſtert, dann fragen Sie
doch Ihr Orakel: wie es denn mit den Reformen
wäre, welche die Bundestagbeſchlüſſe dem Widerwil¬
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