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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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rangers theilen jetzt den Gewinnst und die Sünden
der Macht. Es kann ihm wohl einer derselben vor¬
gestellt haben: er möge bedenken, welchen großen
Einfluß seine Lieder auf das Volk hätten und daß
sie am meisten die Revolution vorbereitet. Er möge
bedenken, in welcher gefährlichen Lage der König den
Partheien und dem Lande gegenüber stehe -- das
bedenken und darum schonen. Vielleicht zeigte man
ihm auch in einiger Entfernung ein Endchen von ir¬
gend einem Geheimnisse der heiligen Allianz. Da
ließ sich der gute Beranger überlisten und versprach
zu schweigen. Später sah er wohl ein, daß er ge¬
täuscht worden, aber er hatte einmal sein Wort ge¬
geben.

So zielen Berangers politischen Lieder, zwar
auf die Scheibe, aber nicht mehr wie früher auf
das Schwarze. Das was ich in meinen vorjährigen
Briefen mittheilte, la paix, und das deutlich den
Stempel des Dichters trägt, ist nicht gedruckt
worden. Die Minister und die Kammer und die
unhandgreifliche Regierung bespöttelt er etwas
in dem Liede la restauration de la chan¬
son
. In den ersten Tagen nach der Revolution
hatte Beranger gesagt, "on vient de detroner
"Charles X et la chanson."
Darauf bezieht sich
das Lied, von welchem hier die zwei ersten Stro¬
phen folgen.

rangers theilen jetzt den Gewinnſt und die Sünden
der Macht. Es kann ihm wohl einer derſelben vor¬
geſtellt haben: er möge bedenken, welchen großen
Einfluß ſeine Lieder auf das Volk hätten und daß
ſie am meiſten die Revolution vorbereitet. Er möge
bedenken, in welcher gefährlichen Lage der König den
Partheien und dem Lande gegenüber ſtehe — das
bedenken und darum ſchonen. Vielleicht zeigte man
ihm auch in einiger Entfernung ein Endchen von ir¬
gend einem Geheimniſſe der heiligen Allianz. Da
ließ ſich der gute Beranger überliſten und verſprach
zu ſchweigen. Später ſah er wohl ein, daß er ge¬
täuſcht worden, aber er hatte einmal ſein Wort ge¬
geben.

So zielen Berangers politiſchen Lieder, zwar
auf die Scheibe, aber nicht mehr wie früher auf
das Schwarze. Das was ich in meinen vorjährigen
Briefen mittheilte, la paix, und das deutlich den
Stempel des Dichters trägt, iſt nicht gedruckt
worden. Die Miniſter und die Kammer und die
unhandgreifliche Regierung beſpöttelt er etwas
in dem Liede la restauration de la chan¬
son
. In den erſten Tagen nach der Revolution
hatte Beranger geſagt, „on vient de détrôner
„Charles X et la chanson.“
Darauf bezieht ſich
das Lied, von welchem hier die zwei erſten Stro¬
phen folgen.

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[59/0071] rangers theilen jetzt den Gewinnſt und die Sünden der Macht. Es kann ihm wohl einer derſelben vor¬ geſtellt haben: er möge bedenken, welchen großen Einfluß ſeine Lieder auf das Volk hätten und daß ſie am meiſten die Revolution vorbereitet. Er möge bedenken, in welcher gefährlichen Lage der König den Partheien und dem Lande gegenüber ſtehe — das bedenken und darum ſchonen. Vielleicht zeigte man ihm auch in einiger Entfernung ein Endchen von ir¬ gend einem Geheimniſſe der heiligen Allianz. Da ließ ſich der gute Beranger überliſten und verſprach zu ſchweigen. Später ſah er wohl ein, daß er ge¬ täuſcht worden, aber er hatte einmal ſein Wort ge¬ geben. So zielen Berangers politiſchen Lieder, zwar auf die Scheibe, aber nicht mehr wie früher auf das Schwarze. Das was ich in meinen vorjährigen Briefen mittheilte, la paix, und das deutlich den Stempel des Dichters trägt, iſt nicht gedruckt worden. Die Miniſter und die Kammer und die unhandgreifliche Regierung beſpöttelt er etwas in dem Liede la restauration de la chan¬ son. In den erſten Tagen nach der Revolution hatte Beranger geſagt, „on vient de détrôner „Charles X et la chanson.“ Darauf bezieht ſich das Lied, von welchem hier die zwei erſten Stro¬ phen folgen.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/71>, abgerufen am 04.12.2024.