Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.von Nothwendigkeit der Tauffe. solches gibet die Tauffe allen/ die da gleuben. Denn wer daallen Marci 16, 16. Dieser Vrsachen halber ist die Tauffe nöthig als ein verordnetes Mittel zur Seligkeit/ und kan niemand ohne dieselbe ordentlicher weise in das ewige Leben kommen. Diese Nothwendigkeit aber ist nicht absolute und schlechterjedoch nicht schlecht und bloß/ Dinge zuverstehen/ also daß alle die jenigen verlohren und verdampt seyn müsten/ welche ohne jhre Schuld und einige Verachtung derselben mangeln/ und ungetaufft dahin ster- ben/ in dem sie die Tauffe nach Christi Ordnung nicht er- langen noch haben können. Das wird in GOttes Wort nirgends gelehret/ kan auch aus diesem Spruch Christi nicht erzwungen werden: Sondern ordinate, wo die Ordnungsondern ordentlicher weise D. Gerh. de Sacrament. pag. 364. GOTtes kan statt haben/ und in acht genommen werden. Denn zu unserer Gerechtigkeit und Seligkeit seyn bloß und schlechter Dinge nöthig die Gnade Got- tes/ und das theure Verdienst Jesu Christi/ ordinate aber und ordentlicher weise das Wort Gottes und die Sacramenta; ohne jene die Gnade Gottes und das Verdienst Christi/ kan nach dem Sündenfall schlechter Din- ge niemand selig werden/ ohne diese das Wort und die Sa- cramenta/ werden und können selig werden die/ welche GOtt aus Gnaden in Christo Jesu nach seiner hohen Freyheit wil denn Gott nicht dran ver- bunden/ als welcher auch offte ausser der ordnung handelt/ in natürlicher Erhaltung/ selig machen. Denn ob wir Menschen schon an diese ordent- liche Mittel bey verlust unserer Seligkeit/da wir derselben nachkommen können/ verbunden seyn/so wil sich doch GOtt nicht allezeit daran verbinden/ sondern behelt jhm auch für die freye Macht offtmals mit uns Menschen ohne Mittel zu handeln/ und daß sowol in der leib- als in der geistlichen Er- haltung. Denn das tägliche Brot und natürliche Speise ist ein ordentliches Mittel der Erhaltung unseres natürlichen Lebens/
von Nothwendigkeit der Tauffe. ſolches gibet die Tauffe allen/ die da gleuben. Denn wer daallen Marci 16, 16. Dieſer Vrſachen halber iſt die Tauffe noͤthig als ein verordnetes Mittel zur Seligkeit/ und kan niemand ohne dieſelbe ordentlicher weiſe in das ewige Leben kommen. Dieſe Nothwendigkeit aber iſt nicht abſolutè und ſchlechterjedoch nicht ſchlecht und bloß/ Dinge zuverſtehen/ alſo daß alle die jenigen verlohren und verdampt ſeyn muͤſten/ welche ohne jhre Schuld und einige Verachtung derſelben mangeln/ und ungetaufft dahin ſter- ben/ in dem ſie die Tauffe nach Chriſti Ordnung nicht er- langen noch haben koͤnnen. Das wird in GOttes Wort nirgends gelehret/ kan auch aus dieſem Spruch Chriſti nicht erzwungen werden: Sondern ordinatè, wo die Ordnungſondern ordentlicher weiſe D. Gerh. de Sacrament. pag. 364. GOTtes kan ſtatt haben/ und in acht genommen werden. Denn zu unſerer Gerechtigkeit und Seligkeit ſeyn bloß und ſchlechter Dinge noͤthig die Gnade Got- tes/ und das theure Verdienſt Jeſu Chriſti/ ordinatè aber und ordentlicher weiſe das Wort Gottes und die Sacramenta; ohne jene die Gnade Gottes und das Verdienſt Chriſti/ kan nach dem Suͤndenfall ſchlechter Din- ge niemand ſelig werden/ ohne dieſe das Wort und die Sa- cramenta/ werden und koͤnnen ſelig werden die/ welche GOtt aus Gnaden in Chriſto Jeſu nach ſeiner hohen Freyheit wil denn Gott nicht dran ver- bunden/ als welcheꝛ auch offte auſſer der oꝛdnung handelt/ in natuͤrlicher Erhaltung/ ſelig machen. Denn ob wir Menſchen ſchon an dieſe ordent- liche Mittel bey verluſt unſerer Seligkeit/da wir derſelben nachkommen koͤnnen/ verbunden ſeyn/ſo wil ſich doch GOtt nicht allezeit daran verbinden/ ſondern behelt jhm auch fuͤr die freye Macht offtmals mit uns Menſchen ohne Mittel zu handeln/ und daß ſowol in der leib- als in der geiſtlichen Er- haltung. Denn das taͤgliche Brot und natuͤrliche Speiſe iſt ein ordentliches Mittel der Erhaltung unſeres natuͤrlichen Lebens/
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von Nothwendigkeit der Tauffe.
ſolches gibet die Tauffe allen/ die da gleuben. Denn wer da
gleubet/ und getaufft wird/ der wird ſelig werden/
Marci 16, 16. Dieſer Vrſachen halber iſt die Tauffe noͤthig
als ein verordnetes Mittel zur Seligkeit/ und kan niemand
ohne dieſelbe ordentlicher weiſe in das ewige Leben kommen.
Dieſe Nothwendigkeit aber iſt nicht abſolutè und ſchlechter
Dinge zuverſtehen/ alſo daß alle die jenigen verlohren und
verdampt ſeyn muͤſten/ welche ohne jhre Schuld und einige
Verachtung derſelben mangeln/ und ungetaufft dahin ſter-
ben/ in dem ſie die Tauffe nach Chriſti Ordnung nicht er-
langen noch haben koͤnnen. Das wird in GOttes Wort
nirgends gelehret/ kan auch aus dieſem Spruch Chriſti nicht
erzwungen werden: Sondern ordinatè, wo die Ordnung
GOTtes kan ſtatt haben/ und in acht genommen werden.
Denn zu unſerer Gerechtigkeit und Seligkeit ſeyn
bloß und ſchlechter Dinge noͤthig die Gnade Got-
tes/ und das theure Verdienſt Jeſu Chriſti/ ordinatè
aber und ordentlicher weiſe das Wort Gottes und
die Sacramenta; ohne jene die Gnade Gottes und das
Verdienſt Chriſti/ kan nach dem Suͤndenfall ſchlechter Din-
ge niemand ſelig werden/ ohne dieſe das Wort und die Sa-
cramenta/ werden und koͤnnen ſelig werden die/ welche GOtt
aus Gnaden in Chriſto Jeſu nach ſeiner hohen Freyheit wil
ſelig machen. Denn ob wir Menſchen ſchon an dieſe ordent-
liche Mittel bey verluſt unſerer Seligkeit/da wir derſelben
nachkommen koͤnnen/ verbunden ſeyn/ſo wil ſich doch GOtt
nicht allezeit daran verbinden/ ſondern behelt jhm auch fuͤr
die freye Macht offtmals mit uns Menſchen ohne Mittel zu
handeln/ und daß ſowol in der leib- als in der geiſtlichen Er-
haltung. Denn das taͤgliche Brot und natuͤrliche Speiſe iſt
ein ordentliches Mittel der Erhaltung unſeres natuͤrlichen
Lebens/
jedoch nicht
ſchlecht und
bloß/
ſondern
ordentlicher
weiſe
D. Gerh. de
Sacrament.
pag. 364.
denn
Gott nicht
dran ver-
bunden/
als
welcheꝛ auch
offte auſſer
der oꝛdnung
handelt/
in
natuͤrlicher
Erhaltung/
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(2013-03-05T16:15:00Z)
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