Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.Lehr- und Trostpredigt Lebens/ und muß ein jeder/ der nicht hungers sterben wil/ sichdieses ordentlichen Mittels gebrauchen: Jedennoch haben wir Exempel/ da GOtt ohne solche Mittel etliche Menschen erhalten hat/ als von dem Mose stehet/ daß er kein Brot5. Buch Mose 9. 9. dergleichen von dem Elia gelesen wird 1. Buch der König. 19. 8. So ist ein solches Exempel vor weniger Zeit zu Halberstadt mit einer Jungfrawen/ deren Mutter ich noch gekennet/ und bey mei- nem wärenden Ampt doselbst begraben habe/ geschehen/ wel- che von natürlicher Speise gar nichts genossen/ und doch etliche in geistlicher Erhaltung/ Jahr gelebet hat. Anderer Exempel zugeschweigen. Derglei- chen sehen wir auch/ daß offt fürgegangen bey den geistlichen sowol im alten zur Seligkeit verordnete Mittel/ die Beschneidung des al- ten Testaments/ an deren statt die Tauffe im newen Testa- ment auffkommen/ war das Mittel dadurch die Nachkom- men Abrahae mit Gott in den Bund tratten/ dadurch ordent- licher weise GOtt sich mit denselben verbunden/ daß er jhr Gott/ und sie sein Volck seyn solten/ mit der Dräwung/ daß 1. Buch Mos. 17. 10. und 14. dennoch seynd die Mägdlein ausser dieser Ordnung selig worden. Es wil zwar der Jesuit Sess. 2. Gretzerus in dem Regensburgischen Gespräch/ daß Gott ein anderes und sonderes Mittel denselben zur Seligkeit ver- ordnet hette/ kan es aber nicht beweisen. So sind auch viel Knäblein/ so vor dem achten Tage/ und also vor der Beschnei- dung gestorben/ ohne die Beschneidung selig worden/ sinte- mal sie an diese Ordnung nicht ehe als am achten Tage ver- bunden gewesen. Hugo de S. Victore, wie es Thomas 4. sent. dist. 1. q. 3. anziehet/ erweiset unter andern es auch mit den
Lehr- und Troſtpredigt Lebens/ und muß ein jeder/ der nicht hungers ſterben wil/ ſichdieſes ordentlichen Mittels gebrauchen: Jedennoch haben wir Exempel/ da GOtt ohne ſolche Mittel etliche Menſchen erhalten hat/ als von dem Moſe ſtehet/ daß er kein Brot5. Buch Moſe 9. 9. dergleichen von dem Elia geleſen wird 1. Buch der Koͤnig. 19. 8. So iſt ein ſolches Exempel vor weniger Zeit zu Halberſtadt mit einer Jungfrawen/ deren Mutter ich noch gekennet/ und bey mei- nem waͤrenden Ampt doſelbſt begraben habe/ geſchehen/ wel- che von natuͤrlicher Speiſe gar nichts genoſſen/ uñ doch etliche in geiſtlicheꝛ Erhaltung/ Jahr gelebet hat. Anderer Exempel zugeſchweigen. Derglei- chen ſehen wir auch/ daß offt fuͤrgegangen bey den geiſtlichen ſowol im alten zur Seligkeit verordnete Mittel/ die Beſchneidung des al- ten Teſtaments/ an deren ſtatt die Tauffe im newen Teſta- ment auffkommen/ war das Mittel dadurch die Nachkom- men Abrahæ mit Gott in den Bund tratten/ dadurch ordent- licher weiſe GOtt ſich mit denſelben verbunden/ daß er jhr Gott/ und ſie ſein Volck ſeyn ſolten/ mit der Draͤwung/ daß 1. Buch Moſ. 17. 10. und 14. dennoch ſeynd die Maͤgdlein auſſer dieſer Ordnung ſelig worden. Es wil zwar der Jeſuit Seſs. 2. Gretzerus in dem Regensburgiſchen Geſpraͤch/ daß Gott ein anderes und ſonderes Mittel denſelben zur Seligkeit ver- ordnet hette/ kan es aber nicht beweiſen. So ſind auch viel Knaͤblein/ ſo vor dem achten Tage/ und alſo vor der Beſchnei- dung geſtorben/ ohne die Beſchneidung ſelig worden/ ſinte- mal ſie an dieſe Ordnung nicht ehe als am achten Tage ver- bunden geweſen. Hugo de S. Victore, wie es Thomas 4. ſent. diſt. 1. q. 3. anziehet/ erweiſet unter andern es auch mit den
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <p><pb facs="#f0020"/><fw place="top" type="header">Lehr- und Troſtpredigt</fw><lb/> Lebens/ und muß ein jeder/ der nicht hungers ſterben wil/ ſich<lb/> dieſes ordentlichen Mittels gebrauchen: Jedennoch haben<lb/> wir Exempel/ da GOtt ohne ſolche Mittel etliche Menſchen<lb/> erhalten hat/ als von dem Moſe ſtehet/ <cit xml:id="km43" next="#km44"><quote><hi rendition="#fr">daß er kein Brot<lb/> geſſen/ und kein Waſſer getruncken viertzig Tage<lb/> und viertzig Nacht/</hi></quote></cit> <cit xml:id="km44" prev="#km43"><bibl>5. Buch Moſe 9. 9.</bibl></cit> dergleichen von<lb/> dem Elia geleſen wird <bibl>1. Buch der Koͤnig. 19. 8.</bibl> So iſt ein<lb/> ſolches Exempel vor weniger Zeit zu Halberſtadt mit einer<lb/> Jungfrawen/ deren Mutter ich noch gekennet/ und bey mei-<lb/> nem waͤrenden Ampt doſelbſt begraben habe/ geſchehen/ wel-<lb/> che von natuͤrlicher Speiſe gar nichts genoſſen/ uñ doch etliche<lb/><note place="left">in geiſtlicheꝛ<lb/> Erhaltung/<lb/></note> Jahr gelebet hat. Anderer Exempel zugeſchweigen. Derglei-<lb/> chen ſehen wir auch/ daß offt fuͤrgegangen bey den geiſtlichen<lb/><note place="left">ſowol<lb/> im alten<lb/></note> zur Seligkeit verordnete Mittel/ die Beſchneidung des al-<lb/> ten Teſtaments/ an deren ſtatt die Tauffe im newen Teſta-<lb/> ment auffkommen/ war das Mittel dadurch die Nachkom-<lb/> men Abrahæ mit Gott in den Bund tratten/ dadurch ordent-<lb/> licher weiſe GOtt ſich mit denſelben verbunden/ daß er jhr<lb/> Gott/ und ſie ſein Volck ſeyn ſolten/ mit der Draͤwung/ <cit xml:id="km45" next="#km46"><quote><hi rendition="#fr"> daß<lb/> wo ein Knaͤblein nicht beſchnidten wuͤrde/ deſſen<lb/> Seele ſolte ausgerottet werden aus ſeinem Volck/</hi></quote></cit><lb/><cit xml:id="km46" prev="#km45"><bibl>1. Buch Moſ. 17. 10. und 14.</bibl></cit> dennoch ſeynd die Maͤgdlein<lb/> auſſer dieſer Ordnung ſelig worden. Es wil zwar der Jeſuit<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Seſs. 2.</hi><lb/></note> <hi rendition="#aq">Gretzerus</hi> in dem Regensburgiſchen Geſpraͤch/ daß Gott<lb/> ein anderes und ſonderes Mittel denſelben zur Seligkeit ver-<lb/> ordnet hette/ kan es aber nicht beweiſen. So ſind auch viel<lb/> Knaͤblein/ ſo vor dem achten Tage/ und alſo vor der Beſchnei-<lb/> dung geſtorben/ ohne die Beſchneidung ſelig worden/ ſinte-<lb/> mal ſie an dieſe Ordnung nicht ehe als am achten Tage ver-<lb/> bunden geweſen. <hi rendition="#aq">Hugo de S. Victore</hi>, wie es <bibl><hi rendition="#aq">Thomas 4.<lb/> ſent. diſt. 1. q. 3.</hi></bibl> anziehet/ erweiſet unter andern es auch mit<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Lehr- und Troſtpredigt
Lebens/ und muß ein jeder/ der nicht hungers ſterben wil/ ſich
dieſes ordentlichen Mittels gebrauchen: Jedennoch haben
wir Exempel/ da GOtt ohne ſolche Mittel etliche Menſchen
erhalten hat/ als von dem Moſe ſtehet/ daß er kein Brot
geſſen/ und kein Waſſer getruncken viertzig Tage
und viertzig Nacht/ 5. Buch Moſe 9. 9. dergleichen von
dem Elia geleſen wird 1. Buch der Koͤnig. 19. 8. So iſt ein
ſolches Exempel vor weniger Zeit zu Halberſtadt mit einer
Jungfrawen/ deren Mutter ich noch gekennet/ und bey mei-
nem waͤrenden Ampt doſelbſt begraben habe/ geſchehen/ wel-
che von natuͤrlicher Speiſe gar nichts genoſſen/ uñ doch etliche
Jahr gelebet hat. Anderer Exempel zugeſchweigen. Derglei-
chen ſehen wir auch/ daß offt fuͤrgegangen bey den geiſtlichen
zur Seligkeit verordnete Mittel/ die Beſchneidung des al-
ten Teſtaments/ an deren ſtatt die Tauffe im newen Teſta-
ment auffkommen/ war das Mittel dadurch die Nachkom-
men Abrahæ mit Gott in den Bund tratten/ dadurch ordent-
licher weiſe GOtt ſich mit denſelben verbunden/ daß er jhr
Gott/ und ſie ſein Volck ſeyn ſolten/ mit der Draͤwung/ daß
wo ein Knaͤblein nicht beſchnidten wuͤrde/ deſſen
Seele ſolte ausgerottet werden aus ſeinem Volck/
1. Buch Moſ. 17. 10. und 14. dennoch ſeynd die Maͤgdlein
auſſer dieſer Ordnung ſelig worden. Es wil zwar der Jeſuit
Gretzerus in dem Regensburgiſchen Geſpraͤch/ daß Gott
ein anderes und ſonderes Mittel denſelben zur Seligkeit ver-
ordnet hette/ kan es aber nicht beweiſen. So ſind auch viel
Knaͤblein/ ſo vor dem achten Tage/ und alſo vor der Beſchnei-
dung geſtorben/ ohne die Beſchneidung ſelig worden/ ſinte-
mal ſie an dieſe Ordnung nicht ehe als am achten Tage ver-
bunden geweſen. Hugo de S. Victore, wie es Thomas 4.
ſent. diſt. 1. q. 3. anziehet/ erweiſet unter andern es auch mit
den
in geiſtlicheꝛ
Erhaltung/
ſowol
im alten
Seſs. 2.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Fabian Kaßner, Katja Mönnich, Maria Rausch: Bereitstellung der Texttranskription als XML/TEI gemäß dem DTA-Basisformat.
(2013-03-05T16:15:00Z)
Katja Mönnich: Vollständige Nachkorrektur der Transkription und Annotation.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |