Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.von Nothwendigkeit der Tauffe. aber besser/ weiln das widerstreben der Eltern/ gleich wie das begehren der Christlichen Eltern den Kindern zu statten köm- met/ den Heyden Kindern hinderlich und schädlich ist/ daßn wir hievon schweigen/ als daß wir etwas irrig fürgeben sol- ten/ und bleibet nunmehr die Frage von den Christen-Kin- der Chri- sten/ dern/ und zwar von denen/ die entweder in Mutterleibe ster- ben/ oder doch balde mit dem Tode wenn sie auff diese Welt ge- bohren/ übereilet werden/ also daß sie nicht durch das Wasser und Geist von newen gebohren werden können/ ob sie selig ob diese se- lig/ oder zu verdammen seyn? Darauff ist die Antwort: Die Griechische Kirche kan nicht anders/ als der gleubigen Chri- sten-Kinder/ ob sie schon nicht haben können getaufft werden/ selig zu preisen. Jn der Lateinischen Kirchen aber ist die Meynung bey etzlichen hart gefallen/ unter denselben ist der verneinet Augusti- nus, fürnehmste Augustinus, nachdem er die Erb-Sünde wider die Pelagianer erstritten/ und im Streit wider dieselbe in die- ser Meynung zu weit gangen/ und dieselbe Kinder nicht für selig halten wollen/ wie seine Meynung auß seinem Buch de natura & gratia abzunehmen stehet. In dem Buche de fide ad Petrum, welches doch nicht des Augustini, sondern des Fulgentii ist/ werden diese Kinderlein gar der höllischen Pein übergeben. Die Papisten dichten eine sonderliche Vorburgk und die Papi- sten/ der Höllen für dieselben/ theils übergeben sie der Höllen-pein. Bellarminus l. 1. de Bapt. c. 4. schreibet: Es hat die KircheDergleichen sich Hungerus auff dem Colloquio zu Regenspurgk auch vernehmen ließ/ Sess. 2. und bestetigens Tannerus disp. 4. de Sacram Bapt. q. 3. dub. 1. Salianus in annal. Eccl. ad ann. 1. p. 90. Alexander Pesantius in 3. part. Thom. q. 65. art. 4. disp. 1. und andere. Alleine es seynd hierin-
von Nothwendigkeit der Tauffe. aber beſſer/ weiln das widerſtreben der Eltern/ gleich wie das begehren der Chriſtlichen Eltern den Kindern zu ſtatten koͤm- met/ den Heyden Kindern hinderlich und ſchaͤdlich iſt/ daß̃ wir hievon ſchweigen/ als daß wir etwas irrig fuͤrgeben ſol- ten/ und bleibet nunmehr die Frage von den Chriſten-Kin- der Chri- ſten/ dern/ und zwar von denen/ die entweder in Mutterleibe ſter- ben/ oder doch balde mit dem Tode weñ ſie auff dieſe Welt ge- bohren/ uͤbereilet werden/ alſo daß ſie nicht durch das Waſſer und Geiſt von newen gebohren werden koͤnnen/ ob ſie ſelig ob dieſe ſe- lig/ oder zu verdammen ſeyn? Darauff iſt die Antwort: Die Griechiſche Kirche kan nicht anders/ als der gleubigen Chri- sten-Kinder/ ob ſie ſchon nicht haben koͤnnen getaufft werden/ ſelig zu preiſen. Jn der Lateiniſchen Kirchen aber iſt die Meynung bey etzlichen hart gefallen/ unter denſelben iſt der verneinet Auguſti- nus, fuͤrnehmſte Auguſtinus, nachdem er die Erb-Suͤnde wider die Pelagianer erſtritten/ und im Streit wider dieſelbe in die- ſer Meynung zu weit gangen/ und dieſelbe Kinder nicht fuͤr ſelig halten wollen/ wie ſeine Meynung auß ſeinem Buch de natura & gratia abzunehmen ſtehet. In dem Buche de fide ad Petrum, welches doch nicht des Auguſtini, ſondern des Fulgentii iſt/ werden dieſe Kinderlein gar der hoͤlliſchen Pein uͤbergeben. Die Papiſten dichten eine ſonderliche Vorburgk und die Papi- ſten/ der Hoͤllen fuͤr dieſelben/ theils uͤbergeben ſie der Hoͤllen-pein. Bellarminus l. 1. de Bapt. c. 4. ſchreibet: Es hat die KircheDergleichen ſich Hungerus auff dem Colloquio zu Regenſpurgk auch vernehmen ließ/ Seſſ. 2. und beſtetigens Tannerus diſp. 4. de Sacram Bapt. q. 3. dub. 1. Salianus in annal. Eccl. ad ann. 1. p. 90. Alexander Peſantius in 3. part. Thom. q. 65. art. 4. diſp. 1. und andere. Alleine es ſeynd hierin-
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dern/ und zwar von denen/ die entweder in Mutterleibe ſter-
ben/ oder doch balde mit dem Tode weñ ſie auff dieſe Welt ge-
bohren/ uͤbereilet werden/ alſo daß ſie nicht durch das Waſſer
und Geiſt von newen gebohren werden koͤnnen/ ob ſie ſelig
oder zu verdammen ſeyn? Darauff iſt die Antwort: Die
Griechiſche Kirche kan nicht anders/ als der gleubigen Chri-
sten-Kinder/ ob ſie ſchon nicht haben koͤnnen getaufft werden/
ſelig zu preiſen. Jn der Lateiniſchen Kirchen aber iſt die
Meynung bey etzlichen hart gefallen/ unter denſelben iſt der fuͤrnehmſte Auguſtinus, nachdem er die Erb-Suͤnde wider
die Pelagianer erſtritten/ und im Streit wider dieſelbe in die-
ſer Meynung zu weit gangen/ und dieſelbe Kinder nicht fuͤr
ſelig halten wollen/ wie ſeine Meynung auß ſeinem Buch de
natura & gratia abzunehmen ſtehet. In dem Buche de fide
ad Petrum, welches doch nicht des Auguſtini, ſondern des
Fulgentii iſt/ werden dieſe Kinderlein gar der hoͤlliſchen Pein
uͤbergeben. Die Papiſten dichten eine ſonderliche Vorburgk
der Hoͤllen fuͤr dieſelben/ theils uͤbergeben ſie der Hoͤllen-pein.
Bellarminus l. 1. de Bapt. c. 4. ſchreibet: Es hat die Kirche
allezeit gegleubet/ daß die Kinder verdampt wer-
den/ wenn ſie ohne Tauffe auß dieſem Leben ſchei-
den. Dergleichen ſich Hungerus auff dem Colloquio zu
Regenſpurgk auch vernehmen ließ/ Seſſ. 2. und beſtetigens
Tannerus diſp. 4. de Sacram Bapt. q. 3. dub. 1. Salianus in
annal. Eccl. ad ann. 1. p. 90. Alexander Peſantius in 3. part.
Thom. q. 65. art. 4. diſp. 1. und andere. Alleine es ſeynd
hierin-
der Chri-
ſten/
ob dieſe ſe-
lig/
verneinet
Auguſti-
nus,
und
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ſten/
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(2013-03-05T16:15:00Z)
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