Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.Lehr- und Trostpredigt hierinnen auch wie in andern die Päbstler leidige Tröster.Wir aber halten und preisen sie selig.Wir sagen aus- und mit Gottes Wort/ daß solche Christen- Kinder nicht zu verdammen/ sondern selig seyn/ ungeachtet sie durch das Sacrament der heiligen Tauffe nicht widerge- bohren werden/und setzen zum grunde Denn Gott wil daß keiner/ auch von den kleinen verlohren werde/ ( 1. ) den gnädigen Willen GOttes/ da er sich erkläret auch nach dem Fall unserer ersten Eltern/daß er wol- le/daß alle Menschen möchten erhalten und selig werden/wie Paulus 1. Timoth. 2, 4. und Petrus in seiner 2. Epist. 3. 9. lehren; Ja Christus selber spricht: Es ist für ewren Va-Matth. 18, 14. Dahero nothwendig er- darumb er diesen ein Mittel aus- ser der Ord. nung ver- schaffen wird/ folget/ daß er auch solche Kinder erhalten/ und selig haben wolle/ und denenselben gleich andern ein gültiges Mittel der Seligkeit/ weil das ordentliche sie nach seinem Willen und Schickung nicht gebrauchen können/ verordnet habe und werde. Welches Mittel an Gottes Seiten wir zwar seiner göttlichen Weißheit anheim stellen/jedennoch getrost hoffen/ welches ist die Tauffe des Gei- stes/es werde Gott den Mangel der ordentlichen Wasser-Tauffe mit der Tauffe des heiligen Geistes ersetzen/welches das Exempel Johannis des Täuffers/ der auch im Mutterleibe mit dem heiligen Geiste erfüllet war/ ausweiset und bekräff- tiget/ Lucae 1, 41. An der Menschen Seiten ist kein ander Mittel/ daß diesen Kindern zu besten kommen könte/ als die- das begeh- ren der El- tern/ses einige/ das in der Eltern Willen und begehren/ da sie Gott gebeten und begehret haben/daß jhr Kindlein getaufft und se- lig werden möchte/ beruhet/ welches auch Gott ansehen/ und nicht verwerffen wird/ wie wir bald mit mehrern hören wer- der Glaube/den. An der Kinder Seiten ist der Glaube/ nicht zwar fides aliena, anderer Gleubigen und fremb derer Glaube/wie Bernhardus, Caietanus, und Cassander dafür gehalten ha- ben/
Lehr- und Troſtpredigt hierinnen auch wie in andern die Paͤbſtler leidige Troͤſter.Wir aber halten und preiſen ſie ſelig.Wir ſagen aus- und mit Gottes Wort/ daß ſolche Chriſten- Kinder nicht zu verdammen/ ſondern ſelig ſeyn/ ungeachtet ſie durch das Sacrament der heiligen Tauffe nicht widerge- bohren werden/und ſetzen zum grunde Denn Gott wil daß keiner/ auch von den kleinen verlohren werde/ ( 1. ) den gnaͤdigen Willen GOttes/ da er ſich erklaͤret auch nach dem Fall unſerer erſten Eltern/daß er wol- le/daß alle Menſchen moͤchten erhalten und ſelig werden/wie Paulus 1. Timoth. 2, 4. und Petrus in ſeiner 2. Epist. 3. 9. lehren; Ja Chriſtus ſelber ſpricht: Es ist fuͤr ewren Va-Matth. 18, 14. Dahero nothwendig er- darumb er dieſen ein Mittel auſ- ſer der Ord. nung ver- ſchaffen wird/ folget/ daß er auch ſolche Kinder erhalten/ und ſelig haben wolle/ und denenſelben gleich andern ein guͤltiges Mittel der Seligkeit/ weil das ordentliche ſie nach ſeinem Willen und Schickung nicht gebrauchen koͤnnen/ verordnet habe und werde. Welches Mittel an Gottes Seiten wir zwar ſeiner goͤttlichen Weißheit anheim ſtellen/jedennoch getroſt hoffen/ welches iſt die Tauffe des Gei- ſtes/es werde Gott den Mangel der ordentlichen Waſſer-Tauffe mit der Tauffe des heiligen Geiſtes erſetzen/welches das Exempel Johannis des Taͤuffers/ der auch im Mutterleibe mit dem heiligen Geiſte erfuͤllet war/ ausweiſet und bekraͤff- tiget/ Lucæ 1, 41. An der Menschen Seiten iſt kein ander Mittel/ daß dieſen Kindern zu beſten kommen koͤnte/ als die- das begeh- ren der El- tern/ſes einige/ das in der Eltern Willen und begehren/ da ſie Gott gebeten und begehret haben/daß jhr Kindlein getaufft und ſe- lig werden moͤchte/ beruhet/ welches auch Gott anſehen/ und nicht verwerffen wird/ wie wir bald mit mehrern hoͤren wer- der Glaube/den. An der Kinder Seiten iſt der Glaube/ nicht zwar fides aliena, anderer Gleubigen und fremb derer Glaube/wie Bernhardus, Caietanus, und Caſſander dafuͤr gehalten ha- ben/
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Lehr- und Troſtpredigt
hierinnen auch wie in andern die Paͤbſtler leidige Troͤſter.
Wir ſagen aus- und mit Gottes Wort/ daß ſolche Chriſten-
Kinder nicht zu verdammen/ ſondern ſelig ſeyn/ ungeachtet
ſie durch das Sacrament der heiligen Tauffe nicht widerge-
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Wir aber
halten und
preiſen ſie
ſelig. ( 1. ) den gnaͤdigen Willen GOttes/ da er ſich
erklaͤret auch nach dem Fall unſerer erſten Eltern/daß er wol-
le/daß alle Menſchen moͤchten erhalten und ſelig werden/wie
Paulus 1. Timoth. 2, 4. und Petrus in ſeiner 2. Epist. 3. 9.
lehren; Ja Chriſtus ſelber ſpricht: Es ist fuͤr ewren Va-
ter nicht der Wille/ daß jemand von dieſen kleinen
verlohren werde/ Matth. 18, 14. Dahero nothwendig er-
folget/ daß er auch ſolche Kinder erhalten/ und ſelig haben
wolle/ und denenſelben gleich andern ein guͤltiges Mittel der
Seligkeit/ weil das ordentliche ſie nach ſeinem Willen und
Schickung nicht gebrauchen koͤnnen/ verordnet habe und
werde. Welches Mittel an Gottes Seiten wir zwar ſeiner
goͤttlichen Weißheit anheim ſtellen/jedennoch getroſt hoffen/
es werde Gott den Mangel der ordentlichen Waſſer-Tauffe
mit der Tauffe des heiligen Geiſtes erſetzen/welches das
Exempel Johannis des Taͤuffers/ der auch im Mutterleibe
mit dem heiligen Geiſte erfuͤllet war/ ausweiſet und bekraͤff-
tiget/ Lucæ 1, 41. An der Menschen Seiten iſt kein ander
Mittel/ daß dieſen Kindern zu beſten kommen koͤnte/ als die-
ſes einige/ das in der Eltern Willen und begehren/ da ſie Gott
gebeten und begehret haben/daß jhr Kindlein getaufft und ſe-
lig werden moͤchte/ beruhet/ welches auch Gott anſehen/ und
nicht verwerffen wird/ wie wir bald mit mehrern hoͤren wer-
den. An der Kinder Seiten iſt der Glaube/ nicht zwar
fides aliena, anderer Gleubigen und fremb derer Glaube/wie
Bernhardus, Caietanus, und Caſſander dafuͤr gehalten ha-
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(2013-03-05T16:15:00Z)
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