Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.Lehr- und Trostpredigt und gewolt/ daß solches die Kinder auch begehret und gewolthaben; massen ja auch denen getaufften Kindern der Wille der Eltern und der Christlichen Kirchen an statt jhres eige- nen Willens zugerechnet wird. Warumb wolten wir nicht dergleichen von denen Kindern/ die GOtt durchs Gebet für- getragen/ und die man zur Tauffe zu bringen beschlossen hat/ aber durch den Todt vor derselben Empfangung weggeris- sen/ auch zugeben/ daß der Eltern und Kirchen Wille an statt der Kinder Wille geachtet werden könne? Ist den getaufften Kindern genug/ da sie für sich die Tauffe nicht begehren kön- nen/ wann sie dieselbe durch jhre Eltern und die Kirche begeh- welches jhnen zuge- rechnet und genug ist.ren lassen/ und also in der That empfangen? Warumb solte nicht auch der Wille der Kirchen und der Eltern gültig seyn die Tauffe in voto oder begehren zu empfahen? Nun aber betet die gantze Christliche Kirche in jrer Litaney für Schwan- gere und Säugende/ und spricht: | Allen SchwangernJa Christliche El- tern lassen auch in jhrer Kirchen absonderlich für sich beten/ dabey allezeit begehret wird/ daß Gott dem Kindlein die hei- lige Tauffe widerfahren lassen wolle/ umb Christi Jesu wil- len. Darumb seufftzen/ und beten zu Gott Christliche Eltern täglich/ und ist implicite in jhrem Gebet dieses begriffen/ daß GOtt der HErr/ doferne das Kindlein das ordentliche Mit- tel nicht erleben solte/ wolle nach seiner hohen Gnade und freyer Allmacht es dennoch zu seinem Tempel und Gnaden- gefäß machen/ und von den angebohrnen Sünden reinigen/ oder wolle jhm das ordentliche Mittel der heiligen Tauffe er- leben und widerfahren lassen. Denn ob wir zwar die geist- lichen Gaben ohne Bedingung von Gott bitten sollen/ uns auch an die ordentliche Mittel/ dadurch er uns dieselbe zu ge- ben
Lehr- und Troſtpredigt und gewolt/ daß ſolches die Kinder auch begehret und gewolthaben; maſſen ja auch denen getaufften Kindern der Wille der Eltern und der Chriſtlichen Kirchen an ſtatt jhres eige- nen Willens zugerechnet wird. Warumb wolten wir nicht dergleichen von denen Kindern/ die GOtt durchs Gebet fuͤr- getragen/ und die man zur Tauffe zu bringen beſchloſſen hat/ aber durch den Todt vor derſelben Empfangung weggeriſ- ſen/ auch zugeben/ daß der Eltern und Kirchen Wille an ſtatt der Kinder Wille geachtet werden koͤnne? Iſt den getaufften Kindern genug/ da ſie fuͤr ſich die Tauffe nicht begehren koͤn- nen/ wann ſie dieſelbe durch jhre Eltern und die Kirche begeh- welches jhnen zuge- rechnet und genug iſt.ren laſſen/ und alſo in der That empfangen? Warumb ſolte nicht auch der Wille der Kirchen und der Eltern guͤltig ſeyn die Tauffe in voto oder begehren zu empfahen? Nun aber betet die gantze Chriſtliche Kirche in jrer Litaney fuͤr Schwan- gere und Saͤugende/ und ſpricht: | Allen SchwangernJa Chriſtliche El- tern laſſen auch in jhrer Kirchen abſonderlich fuͤr ſich beten/ dabey allezeit begehret wird/ daß Gott dem Kindlein die hei- lige Tauffe widerfahren laſſen wolle/ umb Chriſti Jeſu wil- len. Darumb ſeufftzen/ und beten zu Gott Chriſtliche Eltern taͤglich/ und iſt implicitè in jhrem Gebet dieſes begriffen/ daß GOtt der HErr/ doferne das Kindlein das ordentliche Mit- tel nicht erleben ſolte/ wolle nach ſeiner hohen Gnade und freyer Allmacht es dennoch zu ſeinem Tempel und Gnaden- gefaͤß machen/ und von den angebohrnen Suͤnden reinigen/ oder wolle jhm das ordentliche Mittel der heiligen Tauffe er- leben und widerfahren laſſen. Denn ob wir zwar die geiſt- lichen Gaben ohne Bedingung von Gott bitten ſollen/ uns auch an die ordentliche Mittel/ dadurch er uns dieſelbe zu ge- ben
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Lehr- und Troſtpredigt
und gewolt/ daß ſolches die Kinder auch begehret und gewolt
haben; maſſen ja auch denen getaufften Kindern der Wille
der Eltern und der Chriſtlichen Kirchen an ſtatt jhres eige-
nen Willens zugerechnet wird. Warumb wolten wir nicht
dergleichen von denen Kindern/ die GOtt durchs Gebet fuͤr-
getragen/ und die man zur Tauffe zu bringen beſchloſſen hat/
aber durch den Todt vor derſelben Empfangung weggeriſ-
ſen/ auch zugeben/ daß der Eltern und Kirchen Wille an ſtatt
der Kinder Wille geachtet werden koͤnne? Iſt den getaufften
Kindern genug/ da ſie fuͤr ſich die Tauffe nicht begehren koͤn-
nen/ wann ſie dieſelbe durch jhre Eltern und die Kirche begeh-
ren laſſen/ und alſo in der That empfangen? Warumb ſolte
nicht auch der Wille der Kirchen und der Eltern guͤltig ſeyn
die Tauffe in voto oder begehren zu empfahen? Nun aber
betet die gantze Chriſtliche Kirche in jrer Litaney fuͤr Schwan-
gere und Saͤugende/ und ſpricht: | Allen Schwangern
und Saͤugern froͤliche Frucht und Gedeyen geben/
Erhoͤre uns lieber HErre GOtt. Ja Chriſtliche El-
tern laſſen auch in jhrer Kirchen abſonderlich fuͤr ſich beten/
dabey allezeit begehret wird/ daß Gott dem Kindlein die hei-
lige Tauffe widerfahren laſſen wolle/ umb Chriſti Jeſu wil-
len. Darumb ſeufftzen/ und beten zu Gott Chriſtliche Eltern
taͤglich/ und iſt implicitè in jhrem Gebet dieſes begriffen/ daß
GOtt der HErr/ doferne das Kindlein das ordentliche Mit-
tel nicht erleben ſolte/ wolle nach ſeiner hohen Gnade und
freyer Allmacht es dennoch zu ſeinem Tempel und Gnaden-
gefaͤß machen/ und von den angebohrnen Suͤnden reinigen/
oder wolle jhm das ordentliche Mittel der heiligen Tauffe er-
leben und widerfahren laſſen. Denn ob wir zwar die geiſt-
lichen Gaben ohne Bedingung von Gott bitten ſollen/ uns
auch an die ordentliche Mittel/ dadurch er uns dieſelbe zu ge-
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