Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei-
nes Angesichts Hülfe und mein GOtt ist.
Ps. 42, 12. 6. 5. Denn ich halte
es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth sey, die
an uns soll offen baret werden.
Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch
Unruhe, gegen welche sie aber im Glauben sich wehren und ausharren. Spräche
GOtt: Kämpfe, bete, harre so und so lange, und hülfe alsdenn nicht; so möch-
te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbestimmung sagt: harre: so bewahrt
dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wirst du,
wo nicht eher, gewiß seine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und
zu schwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wirst schon zu rechter
Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und beweisen.

O wie wirst du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer ist,
Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen bist:
Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein geschieden,
Und man schmeckt das süsse Wort, und den wahren Seelen-Frieden,
GOtt bereitet uns durch Leiden zu der grossen Herrlichkeit;
O, wie nichts ist gegen dieser die so kurze Lebenszeit!     s. a. Ps. 43. 5.
Denn wie bald sind wir daheim? da die kleinsten Creutzesplagen
In der frohen Erndte-Zeit tausend süsse Früchte tragen,
Da wirst du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden sagen.

Was betrübſt du dich, meine Seele, und biſt ſo unruhig in mir?
Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei-
nes Angeſichts Hülfe und mein GOtt iſt.
Pſ. 42, 12. 6. 5. Denn ich halte
es dafür, daß dieſer Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth ſey, die
an uns ſoll offen baret werden.
Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch
Unruhe, gegen welche ſie aber im Glauben ſich wehꝛen und ausharren. Spräche
GOtt: Kämpfe, bete, harre ſo und ſo lange, und hülfe alsdenn nicht; ſo möch-
te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbeſtimmung ſagt: harre: ſo bewahrt
dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wirſt du,
wo nicht eher, gewiß ſeine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und
zu ſchwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wirſt ſchon zu rechter
Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und beweiſen.

O wie wirſt du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer iſt,
Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen biſt:
Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein geſchieden,
Und man ſchmeckt das ſüſſe Wort, und den wahren Seelen-Frieden,
GOtt bereitet uns durch Leiden zu der groſſen Herrlichkeit;
O, wie nichts iſt gegen dieſer die ſo kurze Lebenszeit!     ſ. a. Pſ. 43. 5.
Denn wie bald ſind wir daheim? da die kleinſten Creutzesplagen
In der frohen Erndte-Zeit tauſend ſüſſe Früchte tragen,
Da wirſt du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden ſagen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0276" n="264"/>
        <div n="2">
          <dateline>21. <hi rendition="#aq">Sept.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">as betrüb&#x017F;t du dich, meine Seele, und bi&#x017F;t &#x017F;o unruhig in mir?<lb/>
Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei-<lb/>
nes Ange&#x017F;ichts Hülfe und mein GOtt i&#x017F;t.</hi> P&#x017F;. 42, 12. 6. 5. <hi rendition="#fr">Denn ich halte<lb/>
es dafür, daß die&#x017F;er Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth &#x017F;ey, die<lb/>
an uns &#x017F;oll offen baret werden.</hi> Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch<lb/>
Unruhe, gegen welche &#x017F;ie aber im Glauben &#x017F;ich weh&#xA75B;en und ausharren. Spräche<lb/>
GOtt: Kämpfe, bete, <hi rendition="#fr">harre</hi> &#x017F;o und &#x017F;o lange, und hülfe alsdenn nicht; &#x017F;o möch-<lb/>
te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbe&#x017F;timmung &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">harre:</hi> &#x017F;o bewahrt<lb/>
dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wir&#x017F;t du,<lb/>
wo nicht eher, gewiß &#x017F;eine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und<lb/>
zu &#x017F;chwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wir&#x017F;t &#x017F;chon zu rechter<lb/>
Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und bewei&#x017F;en.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>O wie wir&#x017F;t du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer i&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen bi&#x017F;t:</l><lb/>
            <l>Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein ge&#x017F;chieden,</l><lb/>
            <l>Und man &#x017F;chmeckt das &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e Wort, und den wahren Seelen-Frieden,</l><lb/>
            <l>GOtt bereitet uns durch Leiden zu der gro&#x017F;&#x017F;en Herrlichkeit;</l><lb/>
            <l>O, wie nichts i&#x017F;t gegen die&#x017F;er die &#x017F;o kurze Lebenszeit! <space dim="horizontal"/> <bibl>&#x017F;. a. P&#x017F;. 43. 5.</bibl></l><lb/>
            <l>Denn wie bald &#x017F;ind wir daheim? da die klein&#x017F;ten Creutzesplagen</l><lb/>
            <l>In der frohen Erndte-Zeit tau&#x017F;end &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e Früchte tragen,</l><lb/>
            <l>Da wir&#x017F;t du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden &#x017F;agen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0276] 21. Sept. Was betrübſt du dich, meine Seele, und biſt ſo unruhig in mir? Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei- nes Angeſichts Hülfe und mein GOtt iſt. Pſ. 42, 12. 6. 5. Denn ich halte es dafür, daß dieſer Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth ſey, die an uns ſoll offen baret werden. Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch Unruhe, gegen welche ſie aber im Glauben ſich wehꝛen und ausharren. Spräche GOtt: Kämpfe, bete, harre ſo und ſo lange, und hülfe alsdenn nicht; ſo möch- te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbeſtimmung ſagt: harre: ſo bewahrt dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wirſt du, wo nicht eher, gewiß ſeine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und zu ſchwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wirſt ſchon zu rechter Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und beweiſen. O wie wirſt du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer iſt, Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen biſt: Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein geſchieden, Und man ſchmeckt das ſüſſe Wort, und den wahren Seelen-Frieden, GOtt bereitet uns durch Leiden zu der groſſen Herrlichkeit; O, wie nichts iſt gegen dieſer die ſo kurze Lebenszeit! ſ. a. Pſ. 43. 5. Denn wie bald ſind wir daheim? da die kleinſten Creutzesplagen In der frohen Erndte-Zeit tauſend ſüſſe Früchte tragen, Da wirſt du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden ſagen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/276
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/276>, abgerufen am 21.11.2024.