Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.11. Octobr. Wer ist wie der HErr, unser GOtt, der sich so hoch gesetzet hat, Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit, Immer kleiner! immer kleiner! sey mein Wahlspruch allezeit. Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein kleines Würmelein: Weil dein Aug auf die nur blicket, die fein klein und niedrig seyn, Und weil, die auf Höhen stehen, dir stets aus den Augen gehen. 11. Octobr. Wer iſt wie der HErr, unſer GOtt, der ſich ſo hoch geſetzet hat, Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit, Immer kleiner! immer kleiner! ſey mein Wahlſpruch allezeit. Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein kleines Würmelein: Weil dein Aug auf die nur blicket, die fein klein und niedrig ſeyn, Und weil, die auf Höhen ſtehen, dir ſtets aus den Augen gehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0296" n="284"/> <div n="2"> <dateline>11. <hi rendition="#aq">Octobr.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">er iſt wie der HErr, unſer GOtt, der ſich ſo hoch geſetzet hat,<lb/> und auf das Niedrige ſiehet im Himmel und auf Erden?</hi> Pſ.<lb/> 113, 5. 6. <hi rendition="#fr">Er zerſtreuet, die hoffärtig ſind in ihres Herzens Sinn,</hi><lb/> (wenn ſie gleich äuſſerlich demüthig ſcheinen:) <hi rendition="#fr">Er ſtöſſet die Gewaltigen<lb/> vom Stuhl,</hi> (wie er an dem that, der da ſagte: das iſt die groſſe Babel ꝛc.<lb/> Dan. 4, 27.) <hi rendition="#fr">und erhebet die Elenden.</hi> Luc. 1, 52. (Darum) <hi rendition="#fr">ſuchet<lb/> Demuth.</hi> Zeph. 2, 3. Denn iſt alles, auch im Himmel, vor der Maje-<lb/> ſtät GOttes niedrig und klein: wie ſollen wir nicht auf Erden uns demü-<lb/> thigen, da wir noch ſo viele Sünden haben? Auch bey Frömmſten iſt noch<lb/> viel verborgene Sünde im Herzen, ſo ſie aber beym Wachsthum mehr er-<lb/> kennen. Fühlſt du nun nichts, denke nicht, es iſt nichts mehr da; es iſt nur<lb/> deſto verborgener und gefährlicher, ja wol ein Anfang zur Sicherheit,<lb/> zum Rückfall: darum traue dir nie, und ſey nicht ſtolz. Die mit der Sünde<lb/> ſo bald fertig ſind, die ſind nicht die rechten Geiſter.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit,</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Immer kleiner! immer kleiner!</hi> ſey mein Wahlſpruch allezeit.</l><lb/> <l>Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein <hi rendition="#fr">kleines Würmelein:</hi></l><lb/> <l>Weil dein Aug auf <hi rendition="#fr">die nur blicket,</hi> die fein <hi rendition="#fr">klein und niedrig</hi> ſeyn,</l><lb/> <l>Und weil, die auf Höhen ſtehen, dir <hi rendition="#fr">ſtets</hi> aus den Augen gehen.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [284/0296]
11. Octobr.
Wer iſt wie der HErr, unſer GOtt, der ſich ſo hoch geſetzet hat,
und auf das Niedrige ſiehet im Himmel und auf Erden? Pſ.
113, 5. 6. Er zerſtreuet, die hoffärtig ſind in ihres Herzens Sinn,
(wenn ſie gleich äuſſerlich demüthig ſcheinen:) Er ſtöſſet die Gewaltigen
vom Stuhl, (wie er an dem that, der da ſagte: das iſt die groſſe Babel ꝛc.
Dan. 4, 27.) und erhebet die Elenden. Luc. 1, 52. (Darum) ſuchet
Demuth. Zeph. 2, 3. Denn iſt alles, auch im Himmel, vor der Maje-
ſtät GOttes niedrig und klein: wie ſollen wir nicht auf Erden uns demü-
thigen, da wir noch ſo viele Sünden haben? Auch bey Frömmſten iſt noch
viel verborgene Sünde im Herzen, ſo ſie aber beym Wachsthum mehr er-
kennen. Fühlſt du nun nichts, denke nicht, es iſt nichts mehr da; es iſt nur
deſto verborgener und gefährlicher, ja wol ein Anfang zur Sicherheit,
zum Rückfall: darum traue dir nie, und ſey nicht ſtolz. Die mit der Sünde
ſo bald fertig ſind, die ſind nicht die rechten Geiſter.
Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit,
Immer kleiner! immer kleiner! ſey mein Wahlſpruch allezeit.
Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein kleines Würmelein:
Weil dein Aug auf die nur blicket, die fein klein und niedrig ſeyn,
Und weil, die auf Höhen ſtehen, dir ſtets aus den Augen gehen.
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