Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.2. Ian. Da die Leute schliefen, kam der Feind, und säete Unkraut etc. Was Wunder, daß die Kraft verschwindt, wenn dich der Feind im Schlafe findt? Wilt du nicht gleich das Innre dämpfen, so hat er gut von aussen kämpfen; Wenn unser Feind zu schlafen scheint, und man sich frey zu seyn vermeint, So will er uns nur sicher machen, er pflegt schon wieder aufzuwachen: Bey reitzender Gelegenheit muß man schon wieder an den Streit, Ob man auch mancher Sünde Wunden schon viele Jahre nicht empfunden. Wie trüglich stellt der Feind uns nach! wie lockt die Welt uns allgemach! Wie liegen in erlaubten Dingen auch oft! da mans nicht meint, die Schlin gen! Man hört ein Wort, gleich wird die Ruh gestört: Man blickt nach was, bald wird das Herz bethört: Es ist Gefahr an allen Enden, HErr, laß mich nichts verblenden! Wer weiß, was künstig ihn betrifft? wie Sünd und Welt ihn noch vergift? Der Feind versucht am meisten nur die Frommen, und lacht alsdenn, wann sie ins Garn ihm kommen. 2. Ian. Da die Leute ſchliefen, kam der Feind, und ſäete Unkraut ꝛc. Was Wunder, daß die Kraft verſchwindt, wenn dich der Feind im Schlafe findt? Wilt du nicht gleich das Innre dämpfen, ſo hat er gut von auſſen kämpfen; Wenn unſer Feind zu ſchlafen ſcheint, und man ſich frey zu ſeyn vermeint, So will er uns nur ſicher machen, er pflegt ſchon wieder aufzuwachen: Bey reitzender Gelegenheit muß man ſchon wieder an den Streit, Ob man auch mancher Sünde Wunden ſchon viele Jahre nicht empfunden. Wie trüglich ſtellt der Feind uns nach! wie lockt die Welt uns allgemach! Wie liegen in erlaubten Dingen auch oft! da mans nicht meint, die Schlin gen! Man hört ein Wort, gleich wird die Ruh geſtört: Man blickt nach was, bald wird das Herz bethört: Es iſt Gefahr an allen Enden, HErr, laß mich nichts verblenden! Wer weiß, was künſtig ihn betrifft? wie Sünd und Welt ihn noch vergift? Der Feind verſucht am meiſten nur die Frommen, und lacht alsdenn, wann ſie ins Garn ihm kommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0034" n="22"/> <div n="2"> <dateline>2. <hi rendition="#aq">Ian.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">a die Leute ſchliefen, kam der Feind, und ſäete Unkraut ꝛc.</hi><lb/> Matth. 13, 25. O HErr, ſo laß mich ja nimmermehr einſchlafen.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Was Wunder, daß die Kraft verſchwindt, wenn dich der Feind im Schlafe</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">findt?</hi> </l><lb/> <l>Wilt du nicht gleich das Innre dämpfen, ſo hat er gut von auſſen kämpfen;</l><lb/> <l>Wenn unſer Feind zu ſchlafen ſcheint, und man ſich <hi rendition="#fr">frey zu ſeyn</hi> vermeint,</l><lb/> <l>So will er uns nur <hi rendition="#fr">ſicher</hi> machen, er pflegt ſchon wieder aufzuwachen:</l><lb/> <l>Bey reitzender Gelegenheit muß man ſchon wieder an den Streit,</l><lb/> <l>Ob man auch mancher Sünde Wunden <hi rendition="#fr">ſchon viele Jahre</hi> nicht empfunden.</l><lb/> <l>Wie trüglich ſtellt der Feind uns nach! wie lockt die Welt uns allgemach!</l><lb/> <l>Wie liegen in <hi rendition="#fr">erlaubten Dingen</hi> auch oft! da mans nicht meint, die Schlin</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gen!</hi> </l><lb/> <l>Man hört ein Wort, gleich wird die Ruh geſtört:</l><lb/> <l>Man blickt nach was, bald wird das Herz bethört:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Es iſt Gefahr an allen Enden,</hi> HErr, laß mich nichts verblenden!</l><lb/> <l>Wer weiß, was künſtig ihn betrifft? wie Sünd und Welt ihn noch vergift?</l><lb/> <l>Der Feind verſucht am meiſten nur die Frommen, und lacht alsdenn, wann</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſie ins Garn ihm kommen.</hi> </l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [22/0034]
2. Ian.
Da die Leute ſchliefen, kam der Feind, und ſäete Unkraut ꝛc.
Matth. 13, 25. O HErr, ſo laß mich ja nimmermehr einſchlafen.
Was Wunder, daß die Kraft verſchwindt, wenn dich der Feind im Schlafe
findt?
Wilt du nicht gleich das Innre dämpfen, ſo hat er gut von auſſen kämpfen;
Wenn unſer Feind zu ſchlafen ſcheint, und man ſich frey zu ſeyn vermeint,
So will er uns nur ſicher machen, er pflegt ſchon wieder aufzuwachen:
Bey reitzender Gelegenheit muß man ſchon wieder an den Streit,
Ob man auch mancher Sünde Wunden ſchon viele Jahre nicht empfunden.
Wie trüglich ſtellt der Feind uns nach! wie lockt die Welt uns allgemach!
Wie liegen in erlaubten Dingen auch oft! da mans nicht meint, die Schlin
gen!
Man hört ein Wort, gleich wird die Ruh geſtört:
Man blickt nach was, bald wird das Herz bethört:
Es iſt Gefahr an allen Enden, HErr, laß mich nichts verblenden!
Wer weiß, was künſtig ihn betrifft? wie Sünd und Welt ihn noch vergift?
Der Feind verſucht am meiſten nur die Frommen, und lacht alsdenn, wann
ſie ins Garn ihm kommen.
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