Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

des Königreichs Franckreich.
Hofmeister Ega gleichfalls das Regiment. Pipi-
nus
begehret im Namen seines Königes/ daß man
Dagoberti hinterlassene Schätze theilen soll. Ega
findet solches vor billig/ und bekömmt ein Theil da-
von Sigibert, den andern Clodoveus, den dritten
aber die verwittwet hinterlassene Königin Nantilde,
wie damahls die Sitten selbiger Völcker sind/ wel-
che den dritten Theil des von dem Manne wäh-
render Ehe erworbenen Guths der Wittwe
lassen.

Pipinus stirbt kurtz darauff im Jahr CHristi
639. Wird sehr betauert wegen seiner treff-
lichen Qualitäten: Er ist der erste/ welcher die
Gros-Hofmeister Stelle in solches Ansehen ge-
bracht/ bey der sich auch seine Nachkommen so lan-
ge erhalten haben/ bis daß sie gar auff den Thron ge-
stiegen.

Carlomannus sein Vater ist ein Sohn Caroli,
Grafens von Hesbay in dem Lüttiger Lande/ eines
von den vornehmsten Herren in Austrasien. Pipi-
num
heisset man sonst mit dem Zunamen: Pipin
de Landen,
weil er in Landen gebohren worden.

Die Thüringer revoltiren: König Sigibert erhält
ein Treffen gegen sie/ und werden derselbigen eine
grosse Anzahl unter ihre Anführer Fara, Chrodoaldi
Sohne/ welchen Dagobert hinrichten lassen/ ge-
schlagen. Die Austrasier rücken darauff als Sie-
ger weiter fort/ und kömmt annoch zwischen ihnen
und dem Thüringischen Hertzoge Radulpho zu ei-
ner Haupt-Schlacht; allein sie büssen allda sehr
ein/ also daß König Sigibert, da er eine solche Nie-

derla-

des Koͤnigreichs Franckreich.
Hofmeiſter Ega gleichfalls das Regiment. Pipi-
nus
begehret im Namen ſeines Koͤniges/ daß man
Dagoberti hinterlaſſene Schaͤtze theilen ſoll. Ega
findet ſolches vor billig/ und bekoͤmmt ein Theil da-
von Sigibert, den andern Clodoveus, den dritten
aber die verwittwet hinterlaſſene Koͤnigin Nantilde,
wie damahls die Sitten ſelbiger Voͤlcker ſind/ wel-
che den dritten Theil des von dem Manne waͤh-
render Ehe erworbenen Guths der Wittwe
laſſen.

Pipinus ſtirbt kurtz darauff im Jahr CHriſti
639. Wird ſehr betauert wegen ſeiner treff-
lichen Qualitaͤten: Er iſt der erſte/ welcher die
Gros-Hofmeiſter Stelle in ſolches Anſehen ge-
bracht/ bey der ſich auch ſeine Nachkommen ſo lan-
ge erhalten haben/ bis daß ſie gar auff den Thron ge-
ſtiegen.

Carlomannus ſein Vater iſt ein Sohn Caroli,
Grafens von Hesbay in dem Luͤttiger Lande/ eines
von den vornehmſten Herren in Auſtraſien. Pipi-
num
heiſſet man ſonſt mit dem Zunamen: Pipin
de Landen,
weil er in Landen gebohren worden.

Die Thuͤringer revoltiren: Koͤnig Sigibert erhaͤlt
ein Treffen gegen ſie/ und werden derſelbigen eine
groſſe Anzahl unter ihrē Anfuͤhrer Fara, Chrodoaldi
Sohne/ welchen Dagobert hinrichten laſſen/ ge-
ſchlagen. Die Auſtraſier ruͤcken darauff als Sie-
ger weiter fort/ und koͤmmt annoch zwiſchen ihnen
und dem Thuͤringiſchen Hertzoge Radulpho zu ei-
ner Haupt-Schlacht; allein ſie buͤſſen allda ſehr
ein/ alſo daß Koͤnig Sigibert, da er eine ſolche Nie-

derla-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Ko&#x0364;nigreichs Franckreich.</hi></fw><lb/>
Hofmei&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Ega</hi> gleichfalls das Regiment. <hi rendition="#aq">Pipi-<lb/>
nus</hi> begehret im Namen &#x017F;eines Ko&#x0364;niges/ daß man<lb/><hi rendition="#aq">Dagoberti</hi> hinterla&#x017F;&#x017F;ene Scha&#x0364;tze theilen &#x017F;oll. <hi rendition="#aq">Ega</hi><lb/>
findet &#x017F;olches vor billig/ und beko&#x0364;mmt ein Theil da-<lb/>
von <hi rendition="#aq">Sigibert,</hi> den andern <hi rendition="#aq">Clodoveus,</hi> den dritten<lb/>
aber die verwittwet hinterla&#x017F;&#x017F;ene Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">Nantilde,</hi><lb/>
wie damahls die Sitten &#x017F;elbiger Vo&#x0364;lcker &#x017F;ind/ wel-<lb/>
che den dritten Theil des von dem Manne wa&#x0364;h-<lb/>
render Ehe erworbenen Guths der Wittwe<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Pipinus</hi> &#x017F;tirbt kurtz darauff im Jahr CHri&#x017F;ti<lb/>
639. Wird &#x017F;ehr betauert wegen &#x017F;einer treff-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;ten: Er i&#x017F;t der er&#x017F;te/ welcher die<lb/>
Gros-Hofmei&#x017F;ter Stelle in &#x017F;olches An&#x017F;ehen ge-<lb/>
bracht/ bey der &#x017F;ich auch &#x017F;eine Nachkommen &#x017F;o lan-<lb/>
ge erhalten haben/ bis daß &#x017F;ie gar auff den Thron ge-<lb/>
&#x017F;tiegen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Carlomannus</hi> &#x017F;ein Vater i&#x017F;t ein Sohn <hi rendition="#aq">Caroli,</hi><lb/>
Grafens von <hi rendition="#aq">Hesbay</hi> in dem Lu&#x0364;ttiger Lande/ eines<lb/>
von den vornehm&#x017F;ten Herren in <hi rendition="#aq">Au&#x017F;tra&#x017F;ien. Pipi-<lb/>
num</hi> hei&#x017F;&#x017F;et man &#x017F;on&#x017F;t mit dem Zunamen: <hi rendition="#aq">Pipin<lb/>
de Landen,</hi> weil er in <hi rendition="#aq">Landen</hi> gebohren worden.</p><lb/>
            <p>Die Thu&#x0364;ringer <hi rendition="#aq">revolti</hi>ren: Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Sigibert</hi> erha&#x0364;lt<lb/>
ein Treffen gegen &#x017F;ie/ und werden der&#x017F;elbigen eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl unter ihr&#x0113; Anfu&#x0364;hrer <hi rendition="#aq">Fara, Chrodoaldi</hi><lb/>
Sohne/ welchen <hi rendition="#aq">Dagobert</hi> hinrichten la&#x017F;&#x017F;en/ ge-<lb/>
&#x017F;chlagen. Die <hi rendition="#aq">Au&#x017F;tra&#x017F;ier</hi> ru&#x0364;cken darauff als Sie-<lb/>
ger weiter fort/ und ko&#x0364;mmt annoch zwi&#x017F;chen ihnen<lb/>
und dem Thu&#x0364;ringi&#x017F;chen Hertzoge <hi rendition="#aq">Radulpho</hi> zu ei-<lb/>
ner Haupt-Schlacht; allein &#x017F;ie bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en allda &#x017F;ehr<lb/>
ein/ al&#x017F;o daß Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Sigibert,</hi> da er eine &#x017F;olche Nie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">derla-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0115] des Koͤnigreichs Franckreich. Hofmeiſter Ega gleichfalls das Regiment. Pipi- nus begehret im Namen ſeines Koͤniges/ daß man Dagoberti hinterlaſſene Schaͤtze theilen ſoll. Ega findet ſolches vor billig/ und bekoͤmmt ein Theil da- von Sigibert, den andern Clodoveus, den dritten aber die verwittwet hinterlaſſene Koͤnigin Nantilde, wie damahls die Sitten ſelbiger Voͤlcker ſind/ wel- che den dritten Theil des von dem Manne waͤh- render Ehe erworbenen Guths der Wittwe laſſen. Pipinus ſtirbt kurtz darauff im Jahr CHriſti 639. Wird ſehr betauert wegen ſeiner treff- lichen Qualitaͤten: Er iſt der erſte/ welcher die Gros-Hofmeiſter Stelle in ſolches Anſehen ge- bracht/ bey der ſich auch ſeine Nachkommen ſo lan- ge erhalten haben/ bis daß ſie gar auff den Thron ge- ſtiegen. Carlomannus ſein Vater iſt ein Sohn Caroli, Grafens von Hesbay in dem Luͤttiger Lande/ eines von den vornehmſten Herren in Auſtraſien. Pipi- num heiſſet man ſonſt mit dem Zunamen: Pipin de Landen, weil er in Landen gebohren worden. Die Thuͤringer revoltiren: Koͤnig Sigibert erhaͤlt ein Treffen gegen ſie/ und werden derſelbigen eine groſſe Anzahl unter ihrē Anfuͤhrer Fara, Chrodoaldi Sohne/ welchen Dagobert hinrichten laſſen/ ge- ſchlagen. Die Auſtraſier ruͤcken darauff als Sie- ger weiter fort/ und koͤmmt annoch zwiſchen ihnen und dem Thuͤringiſchen Hertzoge Radulpho zu ei- ner Haupt-Schlacht; allein ſie buͤſſen allda ſehr ein/ alſo daß Koͤnig Sigibert, da er eine ſolche Nie- derla-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/115
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/115>, abgerufen am 22.12.2024.