Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.Denckwürdigkeiden waltet nach wie vor die Regierung/ nimmt aber dochden Königs-Titul nicht an/ weil er lieber König in der That seyn will/ als den blossen Ehren-Na- men führen/ und dadurch sich mehr Neid erwecken. p. 338. Also bleibet Franckreich eine Zeit ohne König/ und Hierauf stirbet Carl Martel im Jahr Christi Er
Denckwuͤrdigkeiden waltet nach wie vor die Regierung/ nim̃t aber dochden Koͤnigs-Titul nicht an/ weil er lieber Koͤnig in der That ſeyn will/ als den bloſſen Ehren-Na- men fuͤhren/ und dadurch ſich mehr Neid erwecken. p. 338. Alſo bleibet Franckreich eine Zeit ohne Koͤnig/ und Hierauf ſtirbet Carl Martel im Jahr Chriſti Er
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Denckwuͤrdigkeiden
waltet nach wie vor die Regierung/ nim̃t aber doch
den Koͤnigs-Titul nicht an/ weil er lieber Koͤnig
in der That ſeyn will/ als den bloſſen Ehren-Na-
men fuͤhren/ und dadurch ſich mehr Neid erwecken.
p. 338.
Alſo bleibet Franckreich eine Zeit ohne Koͤnig/ und
wird von Carl Martel mit einer abſoluten Auto-
ritaͤt waͤhrendes dieſes Interregni regieret. Er
nimmt Avignon hinweg/ und bemaͤchtiget ſich
Marſeille. Pabſt Gregorius der dritte ruffet ihn
um Huͤlffe an wider die Longobarden. Er iſt bey
Empfang der Paͤbſtlichen Bothſchafft ſehr unpaß:
Schickt aber doch wieder Geſanden nach Rom/
welche dem Pabſt und Roͤmiſchen Volcke die Fran-
tzoͤiſche Protection verſprechen muͤſſen. Luitprand,
Koͤnig der Longobarden, will ſich mit Carl Martel
nicht gerne einlaſſen/ giebt alſo die abgenomme-
nen Oerter wieder. Carl, da er ſein Ende ſich
ie mehr und mehr zu naͤhern ſpuͤret/ verſammlet
die Reichsſtaͤnde/ und theilet mit ihrer Bewilli-
gung unter ſeine Soͤhne die Staate/ welche er bis-
her mit ſo viel Ruhme regieret hat. Dem aͤltern
Sohne Carlomanno giebt er Auſtraſien, Schwaben
und Thuͤringen; Pipino aber giebt er Neuſtrien,
Burgund, und Provence. Griffon, Sonnichildens
Sohn/ bekoͤmmt ein klein Stuͤcke Landes/ ſo man
von ſeinen beyden abſondert.
Hierauf ſtirbet Carl Martel im Jahr Chriſti
741. den 12. Octobris, und wird von gantz Franck-
reich als ein gottfuͤrchtiger/ kluger und tapferer
Regent geruͤhmet und ſein Abgang betauert.
Er
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Zitationshilfe: | Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/128>, abgerufen am 22.12.2024. |