Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Holländische Reisen
Ruhr/ und wenn sie recht reiff ist/ so schmecket sie
besser als die besten Pfersichen.

Es giebt aber auch wilde Mangas, so die Portu-
gie
sen Mangas bravas nennen; welche einen so sub-
ti
len Gifft bey sich haben/ daß/ so man nur das
geringste davon ißet/ man den Augenblick stirbet/
und hat man noch bis itzo wider dieses heftige Gift
kein Mittel gefunden. Diese tödtliche Frucht sie-
het hellgrün/ etwas gläntzend/ und mit einem weis-
sen Saffte angefüllet: Die Nuß derselben ist mit
einer harten Schale bedecket/ und die gantze Frucht
in der Grösse einer Quitte. 425.

Ferner beschreibet der Autor die Ananas, einer
Frucht/ welche nahe an der Erde auff einer
Pflantze wächset/ die sich sehr ausbreitet/ und deren
Blätter dem Sempervivo Hispanico sehr gleich
kommen. Erst ist die Frucht grüne/ darauff wird
sie Goldgelbe/ und öfnet sich als wie ein Hartz-
Apfel oder Tanzapfe/ dahero sie auch die Spanier
Pinas nennen; sie siehet auch inwendig gelbe und
riechet sehr angenehm; wenn man sie mit Weine
anfeuchtet/ hat sie den Geschmack der Pfersichen.
Allein/ weil man deren zu viel ißet/ so erkälten sie zu-
sehr den Magen. Jhr Wasser ist so scharff/ daß
wenn man eine Frucht von der Staude abgeschnit-
ten/ und das Messer/ damit solches geschehen/ eine
Nacht liegen läßt/ daß man es nicht abwischet/ so
findet man es den andern Tag gantz rostig und
durchbeizet. Sonst würde man von weiten diese
Furcht vor eine Artischock ansehen; aber sie hat kei-
ne stachlichte Blätter; und ihr Geschmack ist als
ein lieblicher Wein.

Tama-

Hollaͤndiſche Reiſen
Ruhr/ und wenn ſie recht reiff iſt/ ſo ſchmecket ſie
beſſer als die beſten Pferſichen.

Es giebt aber auch wilde Mangas, ſo die Portu-
gie
ſen Mangas bravas nennen; welche einen ſo ſub-
ti
len Gifft bey ſich haben/ daß/ ſo man nur das
geringſte davon ißet/ man den Augenblick ſtirbet/
und hat man noch bis itzo wider dieſes heftige Gift
kein Mittel gefunden. Dieſe toͤdtliche Frucht ſie-
het hellgruͤn/ etwas glaͤntzend/ und mit einem weiſ-
ſen Saffte angefuͤllet: Die Nuß derſelben iſt mit
einer harten Schale bedecket/ und die gantze Frucht
in der Groͤſſe einer Quitte. 425.

Ferner beſchreibet der Autor die Ananas, einer
Frucht/ welche nahe an der Erde auff einer
Pflantze waͤchſet/ die ſich ſehr ausbreitet/ und deren
Blaͤtter dem Sempervivo Hiſpanico ſehr gleich
kommen. Erſt iſt die Frucht gruͤne/ darauff wird
ſie Goldgelbe/ und oͤfnet ſich als wie ein Hartz-
Apfel oder Tanzapfe/ dahero ſie auch die Spanier
Pinas nennen; ſie ſiehet auch inwendig gelbe und
riechet ſehr angenehm; wenn man ſie mit Weine
anfeuchtet/ hat ſie den Geſchmack der Pferſichen.
Allein/ weil man deren zu viel ißet/ ſo erkaͤlten ſie zu-
ſehr den Magen. Jhr Waſſer iſt ſo ſcharff/ daß
wenn man eine Frucht von der Staude abgeſchnit-
ten/ und das Meſſer/ damit ſolches geſchehen/ eine
Nacht liegen laͤßt/ daß man es nicht abwiſchet/ ſo
findet man es den andern Tag gantz roſtig und
durchbeizet. Sonſt wuͤrde man von weiten dieſe
Furcht vor eine Artiſchock anſehen; aber ſie hat kei-
ne ſtachlichte Blaͤtter; und ihr Geſchmack iſt als
ein lieblicher Wein.

Tama-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0176" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Holla&#x0364;ndi&#x017F;che Rei&#x017F;en</hi></fw><lb/>
Ruhr/ und wenn &#x017F;ie recht reiff i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;chmecket &#x017F;ie<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er als die be&#x017F;ten Pfer&#x017F;ichen.</p><lb/>
          <p>Es giebt aber auch wilde <hi rendition="#aq">Mangas,</hi> &#x017F;o die <hi rendition="#aq">Portu-<lb/>
gie</hi>&#x017F;en <hi rendition="#aq">Mangas bravas</hi> nennen; welche einen &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;ub-<lb/>
ti</hi>len Gifft bey &#x017F;ich haben/ daß/ &#x017F;o man nur das<lb/>
gering&#x017F;te davon ißet/ man den Augenblick &#x017F;tirbet/<lb/>
und hat man noch bis itzo wider die&#x017F;es heftige Gift<lb/>
kein Mittel gefunden. Die&#x017F;e to&#x0364;dtliche Frucht &#x017F;ie-<lb/>
het hellgru&#x0364;n/ etwas gla&#x0364;ntzend/ und mit einem wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Saffte angefu&#x0364;llet: Die Nuß der&#x017F;elben i&#x017F;t mit<lb/>
einer harten Schale bedecket/ und die gantze Frucht<lb/>
in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einer Quitte. 425.</p><lb/>
          <p>Ferner be&#x017F;chreibet der <hi rendition="#aq">Autor</hi> die <hi rendition="#aq">Ananas,</hi> einer<lb/>
Frucht/ welche nahe an der Erde auff einer<lb/>
Pflantze wa&#x0364;ch&#x017F;et/ die &#x017F;ich &#x017F;ehr ausbreitet/ und deren<lb/>
Bla&#x0364;tter dem <hi rendition="#aq">Sempervivo Hi&#x017F;panico</hi> &#x017F;ehr gleich<lb/>
kommen. Er&#x017F;t i&#x017F;t die Frucht gru&#x0364;ne/ darauff wird<lb/>
&#x017F;ie Goldgelbe/ und o&#x0364;fnet &#x017F;ich als wie ein Hartz-<lb/>
Apfel oder Tanzapfe/ dahero &#x017F;ie auch die Spanier<lb/><hi rendition="#aq">Pinas</hi> nennen; &#x017F;ie &#x017F;iehet auch inwendig gelbe und<lb/>
riechet &#x017F;ehr angenehm; wenn man &#x017F;ie mit Weine<lb/>
anfeuchtet/ hat &#x017F;ie den Ge&#x017F;chmack der Pfer&#x017F;ichen.<lb/>
Allein/ weil man deren zu viel ißet/ &#x017F;o erka&#x0364;lten &#x017F;ie zu-<lb/>
&#x017F;ehr den Magen. Jhr Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;charff/ daß<lb/>
wenn man eine Frucht von der Staude abge&#x017F;chnit-<lb/>
ten/ und das Me&#x017F;&#x017F;er/ damit &#x017F;olches ge&#x017F;chehen/ eine<lb/>
Nacht liegen la&#x0364;ßt/ daß man es nicht abwi&#x017F;chet/ &#x017F;o<lb/>
findet man es den andern Tag gantz ro&#x017F;tig und<lb/>
durchbeizet. Son&#x017F;t wu&#x0364;rde man von weiten die&#x017F;e<lb/>
Furcht vor eine Arti&#x017F;chock an&#x017F;ehen; aber &#x017F;ie hat kei-<lb/>
ne &#x017F;tachlichte Bla&#x0364;tter; und ihr Ge&#x017F;chmack i&#x017F;t als<lb/>
ein lieblicher Wein.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Tama-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0176] Hollaͤndiſche Reiſen Ruhr/ und wenn ſie recht reiff iſt/ ſo ſchmecket ſie beſſer als die beſten Pferſichen. Es giebt aber auch wilde Mangas, ſo die Portu- gieſen Mangas bravas nennen; welche einen ſo ſub- tilen Gifft bey ſich haben/ daß/ ſo man nur das geringſte davon ißet/ man den Augenblick ſtirbet/ und hat man noch bis itzo wider dieſes heftige Gift kein Mittel gefunden. Dieſe toͤdtliche Frucht ſie- het hellgruͤn/ etwas glaͤntzend/ und mit einem weiſ- ſen Saffte angefuͤllet: Die Nuß derſelben iſt mit einer harten Schale bedecket/ und die gantze Frucht in der Groͤſſe einer Quitte. 425. Ferner beſchreibet der Autor die Ananas, einer Frucht/ welche nahe an der Erde auff einer Pflantze waͤchſet/ die ſich ſehr ausbreitet/ und deren Blaͤtter dem Sempervivo Hiſpanico ſehr gleich kommen. Erſt iſt die Frucht gruͤne/ darauff wird ſie Goldgelbe/ und oͤfnet ſich als wie ein Hartz- Apfel oder Tanzapfe/ dahero ſie auch die Spanier Pinas nennen; ſie ſiehet auch inwendig gelbe und riechet ſehr angenehm; wenn man ſie mit Weine anfeuchtet/ hat ſie den Geſchmack der Pferſichen. Allein/ weil man deren zu viel ißet/ ſo erkaͤlten ſie zu- ſehr den Magen. Jhr Waſſer iſt ſo ſcharff/ daß wenn man eine Frucht von der Staude abgeſchnit- ten/ und das Meſſer/ damit ſolches geſchehen/ eine Nacht liegen laͤßt/ daß man es nicht abwiſchet/ ſo findet man es den andern Tag gantz roſtig und durchbeizet. Sonſt wuͤrde man von weiten dieſe Furcht vor eine Artiſchock anſehen; aber ſie hat kei- ne ſtachlichte Blaͤtter; und ihr Geſchmack iſt als ein lieblicher Wein. Tama-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/176
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/176>, abgerufen am 22.12.2024.