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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Holländische Reisen

Der König der Jnsul kömmt nebst dem Cherif
oder Bischoff und vielen Leuten auff drey Jndi-
anischen Pirogen (Schiffen/) die Holländer zu be-
suchen; schicket seinen Dolmetscher nebst Geschen-
cken von Reis/ Ziegen/ und andern Eß-Waaren
voran. Verlanget auff das Schiff Amsterdam.
Man will ihn aber/ weil darauff wenig Leute mehr
vorhanden/ nicht lassen/ sondern läßt ihm zurück
wissen/ daß er an Bord vom Schiff Mauritius
kommen möchte. Der Dolmetscher bringet diese
Antwort zwar zurück/ man fähret aber doch auff
das Schiff Amsterdam los. Dieses will die Piroge
nicht lassen an sich kommen/ sondern brennet drey
Canonen los auff des Königs seine Piroge, da die
Jndianer einer über den andern todt hinunterpur-
tzeln. Auff dieses Zeichen werffen sich die Hollän-
der in die Chaloupen, und fallen alle drey Jndi-
anische Pirogen so tapfer an/ daß davon nicht mehr
als ein und zwantzig mann sich salviren: Unter
denen Todten aber befindet sich der König und der
Cherif, und die Gefangene sagen aus/ daß man die
Intention gehabt/ das Schiff Amsterdam zu atta-
quiren:
Viele hingegen läugnen solches/ und sa-
gen/ wenn sie dieses Willens gewesen/ würden sie
nicht ihre Weiber und Kinder mitgenommen ha-
ben. Nach geschehener Untersuchung schencket man
allen Gefangenen das Leben/ bis auff den Dolmet-
scher/ der ein Mensch von zwantzig Jahren; dieser soll
sterben. Dieser ist höchst bestürtzt über alles/ was sich
begeben/ weinet bitterlich/ wie auch des erschos-
senen Königes junger Sohn/ ein Kind von etwan

sechs
Hollaͤndiſche Reiſen

Der Koͤnig der Jnſul koͤmmt nebſt dem Cherif
oder Biſchoff und vielen Leuten auff drey Jndi-
aniſchen Pirogen (Schiffen/) die Hollaͤnder zu be-
ſuchen; ſchicket ſeinen Dolmetſcher nebſt Geſchen-
cken von Reis/ Ziegen/ und andern Eß-Waaren
voran. Verlanget auff das Schiff Amſterdam.
Man will ihn aber/ weil darauff wenig Leute mehr
vorhanden/ nicht laſſen/ ſondern laͤßt ihm zuruͤck
wiſſen/ daß er an Bord vom Schiff Mauritius
kommen moͤchte. Der Dolmetſcher bringet dieſe
Antwort zwar zuruͤck/ man faͤhret aber doch auff
das Schiff Amſterdam los. Dieſes will die Piroge
nicht laſſen an ſich kommen/ ſondern brennet drey
Canonen los auff des Koͤnigs ſeine Piroge, da die
Jndianer einer uͤber den andern todt hinunterpur-
tzeln. Auff dieſes Zeichen werffen ſich die Hollaͤn-
der in die Chaloupen, und fallen alle drey Jndi-
aniſche Pirogen ſo tapfer an/ daß davon nicht mehr
als ein und zwantzig mann ſich ſalviren: Unter
denen Todten aber befindet ſich der Koͤnig und der
Cherif, und die Gefangene ſagen aus/ daß man die
Intention gehabt/ das Schiff Amſterdam zu atta-
quiren:
Viele hingegen laͤugnen ſolches/ und ſa-
gen/ wenn ſie dieſes Willens geweſen/ wuͤrden ſie
nicht ihre Weiber und Kinder mitgenommen ha-
ben. Nach geſchehener Unterſuchung ſchencket man
allen Gefangenen das Leben/ bis auff den Dolmet-
ſcher/ der ein Menſch von zwantzig Jahren; dieſer ſoll
ſterben. Dieſer iſt hoͤchſt beſtuͤrtzt uͤber alles/ was ſich
begeben/ weinet bitterlich/ wie auch des erſchoſ-
ſenen Koͤniges junger Sohn/ ein Kind von etwan

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[162/0182] Hollaͤndiſche Reiſen Der Koͤnig der Jnſul koͤmmt nebſt dem Cherif oder Biſchoff und vielen Leuten auff drey Jndi- aniſchen Pirogen (Schiffen/) die Hollaͤnder zu be- ſuchen; ſchicket ſeinen Dolmetſcher nebſt Geſchen- cken von Reis/ Ziegen/ und andern Eß-Waaren voran. Verlanget auff das Schiff Amſterdam. Man will ihn aber/ weil darauff wenig Leute mehr vorhanden/ nicht laſſen/ ſondern laͤßt ihm zuruͤck wiſſen/ daß er an Bord vom Schiff Mauritius kommen moͤchte. Der Dolmetſcher bringet dieſe Antwort zwar zuruͤck/ man faͤhret aber doch auff das Schiff Amſterdam los. Dieſes will die Piroge nicht laſſen an ſich kommen/ ſondern brennet drey Canonen los auff des Koͤnigs ſeine Piroge, da die Jndianer einer uͤber den andern todt hinunterpur- tzeln. Auff dieſes Zeichen werffen ſich die Hollaͤn- der in die Chaloupen, und fallen alle drey Jndi- aniſche Pirogen ſo tapfer an/ daß davon nicht mehr als ein und zwantzig mann ſich ſalviren: Unter denen Todten aber befindet ſich der Koͤnig und der Cherif, und die Gefangene ſagen aus/ daß man die Intention gehabt/ das Schiff Amſterdam zu atta- quiren: Viele hingegen laͤugnen ſolches/ und ſa- gen/ wenn ſie dieſes Willens geweſen/ wuͤrden ſie nicht ihre Weiber und Kinder mitgenommen ha- ben. Nach geſchehener Unterſuchung ſchencket man allen Gefangenen das Leben/ bis auff den Dolmet- ſcher/ der ein Menſch von zwantzig Jahren; dieſer ſoll ſterben. Dieſer iſt hoͤchſt beſtuͤrtzt uͤber alles/ was ſich begeben/ weinet bitterlich/ wie auch des erſchoſ- ſenen Koͤniges junger Sohn/ ein Kind von etwan ſechs

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/182>, abgerufen am 22.12.2024.