Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Krieg der Eloquenz
bestunde aus vierzig Barons, der Königin ihren
Confidanten/ die fast alle Autorität in Händen hat-
ten. Sie hielten wöchentlich zweymal Rath über
die Staats-Affairen/ und vornemlich trachteten sie
dahin/ ein richtiges Verzeichniß der Einwoh-
ner
dieses grossen Reichs abzufassen/ welches nach
der Landes-Sprache Dictionaire (ein Wörter-
Buch) genennet wurde: Jn welche Rolle oder
Verzeichniß sie denn niemand als diejenigen ein-
schrieben/ welche das Bürger-Recht durch ei-
nen darüber ihnen ertheilten Brief erlanget hat-
ten. Jn Ausübung dieser Commission kunte man
sie keines weges bestechen/ sondern sie untersuche-
ten alles aufs genaueste/ also daß solches ihnen den
Titul PExactitude erworbe. Maßen sie ohne ei-
niges Erbarmen alle Barbarn und Ausländer von
diesem Register ausschlossen. Denn ob schon bis-
weilen einige neu-angekommene ein Patent erlan-
geten/ daß sie naturalisiret/ wenn etwan eine Pre-
cieuse
vorbath/ so geschahe es doch allezeit mit der
Bedingung/ daß sie sich vor diesem Staats-Rathe
legitimiren musten: Denn wo dieses nicht war/
so durfften sie auch nicht sich öffentlich sehen lassen.
Die guten Dienste/ welche diese Barons bishero der
Königin geleistet/ geben die Hoffnung/ daß ihre
Regierung werde unsterblich seyn/ so lange dieser
Rath im Flore bleibet/ das ist/ so lange sie in selbi-
gem die vacanten Stellen zu besetzen/ ihren Premier-

Mi-
che zu excoliren/ und kommen sie wöchentlich
zweymal bey dem Herrn Cantzler zusammen.

Krieg der Eloquenz
beſtunde aus vierzig Barons, der Koͤnigin ihren
Confidanten/ die faſt alle Autoritaͤt in Haͤnden hat-
ten. Sie hielten woͤchentlich zweymal Rath uͤber
die Staats-Affairen/ und vornemlich trachteten ſie
dahin/ ein richtiges Verzeichniß der Einwoh-
ner
dieſes groſſen Reichs abzufaſſen/ welches nach
der Landes-Sprache Dictionaire (ein Woͤrter-
Buch) genennet wurde: Jn welche Rolle oder
Verzeichniß ſie denn niemand als diejenigen ein-
ſchrieben/ welche das Buͤrger-Recht durch ei-
nen daruͤber ihnen ertheilten Brief erlanget hat-
ten. Jn Ausuͤbung dieſer Commiſſion kunte man
ſie keines weges beſtechen/ ſondern ſie unterſuche-
ten alles aufs genaueſte/ alſo daß ſolches ihnen den
Titul PExactitude erworbe. Maßen ſie ohne ei-
niges Erbarmen alle Barbarn und Auslaͤnder von
dieſem Regiſter ausſchloſſen. Denn ob ſchon bis-
weilen einige neu-angekommene ein Patent erlan-
geten/ daß ſie naturaliſiret/ wenn etwan eine Pre-
cieuſe
vorbath/ ſo geſchahe es doch allezeit mit der
Bedingung/ daß ſie ſich vor dieſem Staats-Rathe
legitimiren muſten: Denn wo dieſes nicht war/
ſo durfften ſie auch nicht ſich oͤffentlich ſehen laſſen.
Die guten Dienſte/ welche dieſe Barons bishero der
Koͤnigin geleiſtet/ geben die Hoffnung/ daß ihre
Regierung werde unſterblich ſeyn/ ſo lange dieſer
Rath im Flore bleibet/ das iſt/ ſo lange ſie in ſelbi-
gem die vacanten Stellen zu beſetzen/ ihren Premier-

Mi-
che zu excoliren/ und kommen ſie woͤchentlich
zweymal bey dem Herꝛn Cantzler zuſammen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0192" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Krieg der</hi><hi rendition="#aq">Eloquenz</hi></fw><lb/>
be&#x017F;tunde aus vierzig <hi rendition="#aq">Barons,</hi> der Ko&#x0364;nigin ihren<lb/><hi rendition="#aq">Confidant</hi>en/ die fa&#x017F;t alle <hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;t in Ha&#x0364;nden hat-<lb/>
ten. Sie hielten wo&#x0364;chentlich zweymal Rath u&#x0364;ber<lb/>
die Staats-<hi rendition="#aq">Affair</hi>en/ und vornemlich trachteten &#x017F;ie<lb/>
dahin/ ein richtiges Verzeichniß <hi rendition="#fr">der Einwoh-<lb/>
ner</hi> die&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;en Reichs abzufa&#x017F;&#x017F;en/ welches nach<lb/>
der Landes-Sprache <hi rendition="#aq">Dictionaire</hi> (ein Wo&#x0364;rter-<lb/>
Buch) genennet wurde: Jn welche Rolle oder<lb/>
Verzeichniß &#x017F;ie denn niemand als diejenigen ein-<lb/>
&#x017F;chrieben/ welche <hi rendition="#fr">das Bu&#x0364;rger-Recht</hi> durch ei-<lb/>
nen daru&#x0364;ber ihnen ertheilten Brief erlanget hat-<lb/>
ten. Jn Ausu&#x0364;bung die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ion</hi> kunte man<lb/>
&#x017F;ie keines weges be&#x017F;techen/ &#x017F;ondern &#x017F;ie unter&#x017F;uche-<lb/>
ten alles aufs genaue&#x017F;te/ al&#x017F;o daß &#x017F;olches ihnen den<lb/>
Titul <hi rendition="#aq">PExactitude</hi> erworbe. Maßen &#x017F;ie ohne ei-<lb/>
niges Erbarmen alle Barbarn und Ausla&#x0364;nder von<lb/>
die&#x017F;em Regi&#x017F;ter aus&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Denn ob &#x017F;chon bis-<lb/>
weilen einige neu-angekommene ein <hi rendition="#aq">Patent</hi> erlan-<lb/>
geten/ daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">naturali&#x017F;i</hi>ret/ wenn etwan eine <hi rendition="#aq">Pre-<lb/>
cieu&#x017F;e</hi> vorbath/ &#x017F;o ge&#x017F;chahe es doch allezeit mit der<lb/>
Bedingung/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich vor die&#x017F;em Staats-Rathe<lb/><hi rendition="#aq">legitimi</hi>ren mu&#x017F;ten: Denn wo die&#x017F;es nicht war/<lb/>
&#x017F;o durfften &#x017F;ie auch nicht &#x017F;ich o&#x0364;ffentlich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die guten Dien&#x017F;te/ welche die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Barons</hi> bishero der<lb/>
Ko&#x0364;nigin gelei&#x017F;tet/ geben die Hoffnung/ daß ihre<lb/>
Regierung werde un&#x017F;terblich &#x017F;eyn/ &#x017F;o lange die&#x017F;er<lb/>
Rath im Flore bleibet/ das i&#x017F;t/ &#x017F;o lange &#x017F;ie in &#x017F;elbi-<lb/>
gem die <hi rendition="#aq">vacant</hi>en Stellen zu be&#x017F;etzen/ ihren <hi rendition="#aq">Premier-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Mi-</hi></fw><lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="(a)">che zu <hi rendition="#aq">excoli</hi>ren/ und kommen &#x017F;ie wo&#x0364;chentlich<lb/>
zweymal bey dem Her&#xA75B;n Cantzler zu&#x017F;ammen.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0192] Krieg der Eloquenz beſtunde aus vierzig Barons, der Koͤnigin ihren Confidanten/ die faſt alle Autoritaͤt in Haͤnden hat- ten. Sie hielten woͤchentlich zweymal Rath uͤber die Staats-Affairen/ und vornemlich trachteten ſie dahin/ ein richtiges Verzeichniß der Einwoh- ner dieſes groſſen Reichs abzufaſſen/ welches nach der Landes-Sprache Dictionaire (ein Woͤrter- Buch) genennet wurde: Jn welche Rolle oder Verzeichniß ſie denn niemand als diejenigen ein- ſchrieben/ welche das Buͤrger-Recht durch ei- nen daruͤber ihnen ertheilten Brief erlanget hat- ten. Jn Ausuͤbung dieſer Commiſſion kunte man ſie keines weges beſtechen/ ſondern ſie unterſuche- ten alles aufs genaueſte/ alſo daß ſolches ihnen den Titul PExactitude erworbe. Maßen ſie ohne ei- niges Erbarmen alle Barbarn und Auslaͤnder von dieſem Regiſter ausſchloſſen. Denn ob ſchon bis- weilen einige neu-angekommene ein Patent erlan- geten/ daß ſie naturaliſiret/ wenn etwan eine Pre- cieuſe vorbath/ ſo geſchahe es doch allezeit mit der Bedingung/ daß ſie ſich vor dieſem Staats-Rathe legitimiren muſten: Denn wo dieſes nicht war/ ſo durfften ſie auch nicht ſich oͤffentlich ſehen laſſen. Die guten Dienſte/ welche dieſe Barons bishero der Koͤnigin geleiſtet/ geben die Hoffnung/ daß ihre Regierung werde unſterblich ſeyn/ ſo lange dieſer Rath im Flore bleibet/ das iſt/ ſo lange ſie in ſelbi- gem die vacanten Stellen zu beſetzen/ ihren Premier- Mi- (a) (a) che zu excoliren/ und kommen ſie woͤchentlich zweymal bey dem Herꝛn Cantzler zuſammen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/192
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/192>, abgerufen am 22.12.2024.