Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Krieg der Eloquenz
Plauti, und Martialis gemacht/ deren Völcker er alle
dahin gebracht/ daß sie Frantzöisch reden müssen.
Auch kahme Scarron und die berühmte Jungfer
von Marais, a) welche wegen ihrer Qualitäten so
einen grossen Namen als das Mägdlein von Or-
leans
erlanget hat.

Valentin Conrart gieng nicht mit zu Felde/
sondern blieb bey der Königin im Cabinet/ allwo er
derselbigen stattliche Dienste leistete. Nun hatte
auch diese Fürstin an ihre Schwester/ die Poesie, ge-
schickt/ und um Hülffs-Troupen angehalten. Al-
lein diese kunte ihr so bald nicht willfahren/ weil sie
selbst mit einem innerlichen Kriege zu schaffen hatte/
der zwischen denen Rithmis und der Ration entstan-
den. Die Rithmi wolten haben/ die Ration solte
ihnen gehorchen. Diese aber praetendirete das
Vorrecht/ und daß man erst auf sie Reflexion zu ma-
chen/ auch die Rithmi sich nach ihr zu richten verbun-
den. Endlich/ als die Rithmi ein Treffen verloh-
ren/ capitulirete man mit ihnen folgender massen:
Daß wegen ihres verwegenen Auffstandes
sie hinfort in den Vorstädten wohnen
solten. Daß die heimliche Zusammenrot-
tirung zu vermeiden sie keine
Assemblee
mehr solten halten/ noch ihrer zwey zusam-
men in einer Lieberey gehen: Auch damit sie
hinfort desto verträglicher wären/ so solten
weibliche zwischen die männlichen unterge-
mischet werden/ und man nie zwey von ei-

nerley
a) Diese ist Madamoilelle de Scudery.

Krieg der Eloquenz
Plauti, und Martialis gemacht/ deren Voͤlcker er alle
dahin gebracht/ daß ſie Frantzoͤiſch reden muͤſſen.
Auch kahme Scarron und die beruͤhmte Jungfer
von Marais, a) welche wegen ihrer Qualitaͤten ſo
einen groſſen Namen als das Maͤgdlein von Or-
leans
erlanget hat.

Valentin Conrart gieng nicht mit zu Felde/
ſondern blieb bey der Koͤnigin im Cabinet/ allwo er
derſelbigen ſtattliche Dienſte leiſtete. Nun hatte
auch dieſe Fuͤrſtin an ihre Schweſter/ die Poeſie, ge-
ſchickt/ und um Huͤlffs-Troupen angehalten. Al-
lein dieſe kunte ihr ſo bald nicht willfahren/ weil ſie
ſelbſt mit einem innerlichen Kriege zu ſchaffen hatte/
der zwiſchen denen Rithmis und der Ration entſtan-
den. Die Rithmi wolten haben/ die Ration ſolte
ihnen gehorchen. Dieſe aber prætendirete das
Vorrecht/ und daß man erſt auf ſie Reflexion zu ma-
chen/ auch die Rithmi ſich nach ihr zu richten verbun-
den. Endlich/ als die Rithmi ein Treffen verloh-
ren/ capitulirete man mit ihnen folgender maſſen:
Daß wegen ihres verwegenen Auffſtandes
ſie hinfort in den Vorſtaͤdten wohnen
ſolten. Daß die heimliche Zuſammenrot-
tirung zu vermeiden ſie keine
Aſſemblée
mehr ſolten halten/ noch ihrer zwey zuſam-
men in einer Lieberey gehen: Auch damit ſie
hinfort deſto vertraͤglicher waͤren/ ſo ſolten
weibliche zwiſchen die maͤnnlichen unterge-
miſchet werden/ und man nie zwey von ei-

nerley
a) Dieſe iſt Madamoilelle de Scudery.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0208" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Krieg der</hi><hi rendition="#aq">Eloquenz</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Plauti,</hi> und <hi rendition="#aq">Martialis</hi> gemacht/ deren Vo&#x0364;lcker er alle<lb/>
dahin gebracht/ daß &#x017F;ie Frantzo&#x0364;i&#x017F;ch reden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Auch kahme <hi rendition="#aq">Scarron</hi> und die beru&#x0364;hmte Jungfer<lb/>
von <hi rendition="#aq">Marais,</hi> <note place="foot" n="a)">Die&#x017F;e i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Madamoilelle de Scudery.</hi></note> welche wegen ihrer <hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;ten &#x017F;o<lb/>
einen gro&#x017F;&#x017F;en Namen als das Ma&#x0364;gdlein von <hi rendition="#aq">Or-<lb/>
leans</hi> erlanget hat.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Valentin Conrart</hi> gieng nicht mit zu Felde/<lb/>
&#x017F;ondern blieb bey der Ko&#x0364;nigin im Cabinet/ allwo er<lb/>
der&#x017F;elbigen &#x017F;tattliche Dien&#x017F;te lei&#x017F;tete. Nun hatte<lb/>
auch die&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;tin an ihre Schwe&#x017F;ter/ die <hi rendition="#aq">Poe&#x017F;ie,</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chickt/ und um Hu&#x0364;lffs-<hi rendition="#aq">Troupen</hi> angehalten. Al-<lb/>
lein die&#x017F;e kunte ihr &#x017F;o bald nicht willfahren/ weil &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t mit einem innerlichen Kriege zu &#x017F;chaffen hatte/<lb/>
der zwi&#x017F;chen denen <hi rendition="#aq">Rithmis</hi> und der <hi rendition="#aq">Ration</hi> ent&#x017F;tan-<lb/>
den. Die <hi rendition="#aq">Rithmi</hi> wolten haben/ die <hi rendition="#aq">Ration</hi> &#x017F;olte<lb/>
ihnen gehorchen. Die&#x017F;e aber <hi rendition="#aq">prætendi</hi>rete das<lb/>
Vorrecht/ und daß man er&#x017F;t auf &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Reflexion</hi> zu ma-<lb/>
chen/ auch die <hi rendition="#aq">Rithmi</hi> &#x017F;ich nach ihr zu richten verbun-<lb/>
den. Endlich/ als die <hi rendition="#aq">Rithmi</hi> ein Treffen verloh-<lb/>
ren/ <hi rendition="#aq">capitulire</hi>te man mit ihnen folgender ma&#x017F;&#x017F;en:<lb/><hi rendition="#fr">Daß wegen ihres verwegenen Auff&#x017F;tandes<lb/>
&#x017F;ie hinfort in den Vor&#x017F;ta&#x0364;dten wohnen<lb/>
&#x017F;olten. Daß die heimliche Zu&#x017F;ammenrot-<lb/>
tirung zu vermeiden &#x017F;ie keine</hi> <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;emblée</hi><lb/><hi rendition="#fr">mehr &#x017F;olten halten/ noch ihrer zwey zu&#x017F;am-<lb/>
men in einer Lieberey gehen: Auch damit &#x017F;ie<lb/>
hinfort de&#x017F;to vertra&#x0364;glicher wa&#x0364;ren/ &#x017F;o &#x017F;olten<lb/>
weibliche zwi&#x017F;chen die ma&#x0364;nnlichen unterge-<lb/>
mi&#x017F;chet werden/ und man nie zwey von ei-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">nerley</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0208] Krieg der Eloquenz Plauti, und Martialis gemacht/ deren Voͤlcker er alle dahin gebracht/ daß ſie Frantzoͤiſch reden muͤſſen. Auch kahme Scarron und die beruͤhmte Jungfer von Marais, a) welche wegen ihrer Qualitaͤten ſo einen groſſen Namen als das Maͤgdlein von Or- leans erlanget hat. Valentin Conrart gieng nicht mit zu Felde/ ſondern blieb bey der Koͤnigin im Cabinet/ allwo er derſelbigen ſtattliche Dienſte leiſtete. Nun hatte auch dieſe Fuͤrſtin an ihre Schweſter/ die Poeſie, ge- ſchickt/ und um Huͤlffs-Troupen angehalten. Al- lein dieſe kunte ihr ſo bald nicht willfahren/ weil ſie ſelbſt mit einem innerlichen Kriege zu ſchaffen hatte/ der zwiſchen denen Rithmis und der Ration entſtan- den. Die Rithmi wolten haben/ die Ration ſolte ihnen gehorchen. Dieſe aber prætendirete das Vorrecht/ und daß man erſt auf ſie Reflexion zu ma- chen/ auch die Rithmi ſich nach ihr zu richten verbun- den. Endlich/ als die Rithmi ein Treffen verloh- ren/ capitulirete man mit ihnen folgender maſſen: Daß wegen ihres verwegenen Auffſtandes ſie hinfort in den Vorſtaͤdten wohnen ſolten. Daß die heimliche Zuſammenrot- tirung zu vermeiden ſie keine Aſſemblée mehr ſolten halten/ noch ihrer zwey zuſam- men in einer Lieberey gehen: Auch damit ſie hinfort deſto vertraͤglicher waͤren/ ſo ſolten weibliche zwiſchen die maͤnnlichen unterge- miſchet werden/ und man nie zwey von ei- nerley a) Dieſe iſt Madamoilelle de Scudery.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/208
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/208>, abgerufen am 22.12.2024.