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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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des Königreichs Franckreich.
cher Bruder war/ den Kopf lassen herunter schla-
gen/ weil derselbe sich mit ihm ums Reich gezan-
cket/ so besorget er/ Gondebald möchte sie
ihm versagen/ aus Furcht/ daß er würde ih-
res Vaters Hinrichtung |rächen: Zudem ist
Clotilde dem Christlichen Glauben zugethan/
Clodoveus aber noch im Heydenthum. Gleich-
wol versuchet ers heimlich/ und erkundiget sich
erstlich/ ob Clotilde sich wol zu seiner Heyrath
entschliessen wolte; schicket dahero einen vertrau-
ten Römer ab/ Aurelianum Namens: Die-
ser verkleidet sich als ein Bettler/ setzet sich unter
die andern Armen an die Kirchthüre/ woselbst
Clotilde täglich pfleget ihr Gebeth zu verrichten/
und Almosen auszutheilen. Als sie kömmt/
und ihm gleichfalls etwas reichet/ nimmt er ihre
Hand und küsset selbige.

Clotilde mercket daran/ daß hinter diesem
Vettler etwas mehr verborgen/ und läßt ihn ho-
len. Er thut seinen Vortrag/ daß sie in dem
Pallast ihres Vetters so verborgen nicht bleiben
können/ daß nicht König Clodoveus ihre Vor-
trefflichkeiten hätte rühmen hören: Er liebete sie
demnach/ und wünschete sich mit ihr zu vermäh-
len/ wenn er nur ihre Einwilligung vernähme.

Clotilde findet sich geneigt dazu; nur stehet
ihr der Unterschied der Religion im Wege. Au-
relianus
versichert sie/ daß Clodoveus wür-
de zum Christenthum treten/ und sie die Ehre
haben/ eines so grossen Königes Bekehrung
zu befördern/ wenn sie ihn wolte zum Ge-

mahl

des Koͤnigreichs Franckreich.
cher Bruder war/ den Kopf laſſen herunter ſchla-
gen/ weil derſelbe ſich mit ihm ums Reich gezan-
cket/ ſo beſorget er/ Gondebald moͤchte ſie
ihm verſagen/ aus Furcht/ daß er wuͤrde ih-
res Vaters Hinrichtung |raͤchen: Zudem iſt
Clotilde dem Chriſtlichen Glauben zugethan/
Clodoveus aber noch im Heydenthum. Gleich-
wol verſuchet ers heimlich/ und erkundiget ſich
erſtlich/ ob Clotilde ſich wol zu ſeiner Heyrath
entſchlieſſen wolte; ſchicket dahero einen vertrau-
ten Roͤmer ab/ Aurelianum Namens: Die-
ſer verkleidet ſich als ein Bettler/ ſetzet ſich unter
die andern Armen an die Kirchthuͤre/ woſelbſt
Clotilde taͤglich pfleget ihr Gebeth zu verrichten/
und Almoſen auszutheilen. Als ſie koͤmmt/
und ihm gleichfalls etwas reichet/ nimmt er ihre
Hand und kuͤſſet ſelbige.

Clotilde mercket daran/ daß hinter dieſem
Vettler etwas mehr verborgen/ und laͤßt ihn ho-
len. Er thut ſeinen Vortrag/ daß ſie in dem
Pallaſt ihres Vetters ſo verborgen nicht bleiben
koͤnnen/ daß nicht Koͤnig Clodoveus ihre Vor-
trefflichkeiten haͤtte ruͤhmen hoͤren: Er liebete ſie
demnach/ und wuͤnſchete ſich mit ihr zu vermaͤh-
len/ wenn er nur ihre Einwilligung vernaͤhme.

Clotilde findet ſich geneigt dazu; nur ſtehet
ihr der Unterſchied der Religion im Wege. Au-
relianus
verſichert ſie/ daß Clodoveus wuͤr-
de zum Chriſtenthum treten/ und ſie die Ehre
haben/ eines ſo groſſen Koͤniges Bekehrung
zu befoͤrdern/ wenn ſie ihn wolte zum Ge-

mahl
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[31/0051] des Koͤnigreichs Franckreich. cher Bruder war/ den Kopf laſſen herunter ſchla- gen/ weil derſelbe ſich mit ihm ums Reich gezan- cket/ ſo beſorget er/ Gondebald moͤchte ſie ihm verſagen/ aus Furcht/ daß er wuͤrde ih- res Vaters Hinrichtung |raͤchen: Zudem iſt Clotilde dem Chriſtlichen Glauben zugethan/ Clodoveus aber noch im Heydenthum. Gleich- wol verſuchet ers heimlich/ und erkundiget ſich erſtlich/ ob Clotilde ſich wol zu ſeiner Heyrath entſchlieſſen wolte; ſchicket dahero einen vertrau- ten Roͤmer ab/ Aurelianum Namens: Die- ſer verkleidet ſich als ein Bettler/ ſetzet ſich unter die andern Armen an die Kirchthuͤre/ woſelbſt Clotilde taͤglich pfleget ihr Gebeth zu verrichten/ und Almoſen auszutheilen. Als ſie koͤmmt/ und ihm gleichfalls etwas reichet/ nimmt er ihre Hand und kuͤſſet ſelbige. Clotilde mercket daran/ daß hinter dieſem Vettler etwas mehr verborgen/ und laͤßt ihn ho- len. Er thut ſeinen Vortrag/ daß ſie in dem Pallaſt ihres Vetters ſo verborgen nicht bleiben koͤnnen/ daß nicht Koͤnig Clodoveus ihre Vor- trefflichkeiten haͤtte ruͤhmen hoͤren: Er liebete ſie demnach/ und wuͤnſchete ſich mit ihr zu vermaͤh- len/ wenn er nur ihre Einwilligung vernaͤhme. Clotilde findet ſich geneigt dazu; nur ſtehet ihr der Unterſchied der Religion im Wege. Au- relianus verſichert ſie/ daß Clodoveus wuͤr- de zum Chriſtenthum treten/ und ſie die Ehre haben/ eines ſo groſſen Koͤniges Bekehrung zu befoͤrdern/ wenn ſie ihn wolte zum Ge- mahl

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/51>, abgerufen am 22.12.2024.