Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
des Königreichs Franckreich.

Clodoveus rücket mit seiner Armee in Aqui-
tanien
ein/ kömmt an Vienne, trifft den Strohm
vom starcken Regen dermassen angelauffen an/
daß er nicht überzusetzen vermag. Wie er nun
deßwegen sehr unruhig/ kömmt ein Reh aus dem
nechsten Walde/ und watet im Gesichte der gan-
tzen Armee durch den Fluß hindurch: Die Fran-
cken nehmen dieses vor ein gutes Zeichen auf/
und folget das gantze Herr dem Fuhrte nach/ so
ihnen das Reh gezeiget hat. p. 134.

Darauf gehen sie in Poitou, Clodoveus läßt a-
bermal bey Leib und Lebens-Strafe verbiethen/
niemand der Einwohner das geringste Leid zu
thun. Nähert sich Poictiers, wohin sich Alaric be-
geben. Dieser machet sich aus der Stadt/ und
retiriret sich. Des Nachts steigt aus der Kirche
Sanct Hilarii eine Flamme hervor/ erhebet sich in
die Luft/ kömmt über das Frantzöische Lager und
läßt sich auf Clodoveus sein Gezelt nieder: Wel-
ches die Armee als ein gewisses Zeichen des Sie-
ges annimmt. p. 135.

Clodoveus verfolget den Feind/ trifft ihn bey
Voclade an/ fünf Meilen von Poictiers, so heuti-
ges Tages Civeaux genennet wird; Clodoveus,
um das Blut seiner Unterthanen zu sparen/ läßt
Alaricum auf einen Zwey-Kampf heraus fodern/
d[a]ß sie beyde ihren Streit im Angesicht beyder Ar-
meen
wolten ausmachen/ und wer dann als Sie-
g[e]r übrig blieb/ möchte die Herrschaft über
g[a]ntz Gallien behalten. Alaric, so hertzhaft

er
C 4
des Koͤnigreichs Franckreich.

Clodoveus ruͤcket mit ſeiner Armée in Aqui-
tanien
ein/ koͤmmt an Vienne, trifft den Strohm
vom ſtarcken Regen dermaſſen angelauffen an/
daß er nicht uͤberzuſetzen vermag. Wie er nun
deßwegen ſehr unruhig/ koͤmmt ein Reh aus dem
nechſten Walde/ und watet im Geſichte der gan-
tzen Armée durch den Fluß hindurch: Die Fran-
cken nehmen dieſes vor ein gutes Zeichen auf/
und folget das gantze Herr dem Fuhrte nach/ ſo
ihnen das Reh gezeiget hat. p. 134.

Darauf gehen ſie in Poitou, Clodoveus laͤßt a-
bermal bey Leib und Lebens-Strafe verbiethen/
niemand der Einwohner das geringſte Leid zu
thun. Naͤhert ſich Poictiers, wohin ſich Alaric be-
geben. Dieſer machet ſich aus der Stadt/ und
retiriret ſich. Des Nachts ſteigt aus der Kirche
Sanct Hilarii eine Flamme hervor/ erhebet ſich in
die Luft/ koͤmmt uͤber das Frantzoͤiſche Lager und
laͤßt ſich auf Clodoveus ſein Gezelt nieder: Wel-
ches die Armée als ein gewiſſes Zeichen des Sie-
ges annimmt. p. 135.

Clodoveus verfolget den Feind/ trifft ihn bey
Voclade an/ fuͤnf Meilen von Poictiers, ſo heuti-
ges Tages Civeaux genennet wird; Clodoveus,
um das Blut ſeiner Unterthanen zu ſparen/ laͤßt
Alaricum auf einen Zwey-Kampf heraus fodern/
d[a]ß ſie beyde ihren Streit im Angeſicht beyder Ar-
meen
wolten ausmachen/ und wer dann als Sie-
g[e]r uͤbrig blieb/ moͤchte die Herrſchaft uͤber
g[a]ntz Gallien behalten. Alaric, ſo hertzhaft

er
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0059" n="39"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Ko&#x0364;nigreichs Franckreich.</hi> </fw><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Clodoveus</hi> ru&#x0364;cket mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Armée</hi> in <hi rendition="#aq">Aqui-<lb/>
tanien</hi> ein/ ko&#x0364;mmt an <hi rendition="#aq">Vienne,</hi> trifft den Strohm<lb/>
vom &#x017F;tarcken Regen derma&#x017F;&#x017F;en angelauffen an/<lb/>
daß er nicht u&#x0364;berzu&#x017F;etzen vermag. Wie er nun<lb/>
deßwegen &#x017F;ehr unruhig/ ko&#x0364;mmt ein Reh aus dem<lb/>
nech&#x017F;ten Walde/ und watet im Ge&#x017F;ichte der gan-<lb/>
tzen <hi rendition="#aq">Armée</hi> durch den Fluß hindurch: Die Fran-<lb/>
cken nehmen die&#x017F;es vor ein gutes Zeichen auf/<lb/>
und folget das gantze Herr dem Fuhrte nach/ &#x017F;o<lb/>
ihnen das Reh gezeiget hat. <hi rendition="#aq">p.</hi> 134.</p><lb/>
            <p>Darauf gehen &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">Poitou, Clodoveus</hi> la&#x0364;ßt a-<lb/>
bermal bey Leib und Lebens-Strafe verbiethen/<lb/>
niemand der Einwohner das gering&#x017F;te Leid zu<lb/>
thun. Na&#x0364;hert &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Poictiers,</hi> wohin &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Alaric</hi> be-<lb/>
geben. Die&#x017F;er machet &#x017F;ich aus der Stadt/ und<lb/><hi rendition="#aq">retirir</hi>et &#x017F;ich. Des Nachts &#x017F;teigt aus der Kirche<lb/><hi rendition="#aq">Sanct Hilarii</hi> eine Flamme hervor/ erhebet &#x017F;ich in<lb/>
die Luft/ ko&#x0364;mmt u&#x0364;ber das Frantzo&#x0364;i&#x017F;che Lager und<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;ich auf <hi rendition="#aq">Clodoveus</hi> &#x017F;ein Gezelt nieder: Wel-<lb/>
ches die <hi rendition="#aq">Armée</hi> als ein gewi&#x017F;&#x017F;es Zeichen des Sie-<lb/>
ges annimmt. <hi rendition="#aq">p.</hi> 135.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Clodoveus</hi> verfolget den Feind/ trifft ihn bey<lb/><hi rendition="#aq">Voclade</hi> an/ fu&#x0364;nf Meilen von <hi rendition="#aq">Poictiers,</hi> &#x017F;o heuti-<lb/>
ges Tages <hi rendition="#aq">Civeaux</hi> genennet wird; <hi rendition="#aq">Clodoveus,</hi><lb/>
um das Blut &#x017F;einer Unterthanen zu &#x017F;paren/ la&#x0364;ßt<lb/><hi rendition="#aq">Alaricum</hi> auf einen Zwey-Kampf heraus fodern/<lb/>
d<supplied>a</supplied>ß &#x017F;ie beyde ihren Streit im Ange&#x017F;icht beyder <hi rendition="#aq">Ar-<lb/>
meen</hi> wolten ausmachen/ und wer dann als Sie-<lb/>
g<supplied>e</supplied>r u&#x0364;brig blieb/ mo&#x0364;chte die Herr&#x017F;chaft u&#x0364;ber<lb/>
g<supplied>a</supplied>ntz <hi rendition="#aq">Gallien</hi> behalten. <hi rendition="#aq">Alaric,</hi> &#x017F;o hertzhaft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0059] des Koͤnigreichs Franckreich. Clodoveus ruͤcket mit ſeiner Armée in Aqui- tanien ein/ koͤmmt an Vienne, trifft den Strohm vom ſtarcken Regen dermaſſen angelauffen an/ daß er nicht uͤberzuſetzen vermag. Wie er nun deßwegen ſehr unruhig/ koͤmmt ein Reh aus dem nechſten Walde/ und watet im Geſichte der gan- tzen Armée durch den Fluß hindurch: Die Fran- cken nehmen dieſes vor ein gutes Zeichen auf/ und folget das gantze Herr dem Fuhrte nach/ ſo ihnen das Reh gezeiget hat. p. 134. Darauf gehen ſie in Poitou, Clodoveus laͤßt a- bermal bey Leib und Lebens-Strafe verbiethen/ niemand der Einwohner das geringſte Leid zu thun. Naͤhert ſich Poictiers, wohin ſich Alaric be- geben. Dieſer machet ſich aus der Stadt/ und retiriret ſich. Des Nachts ſteigt aus der Kirche Sanct Hilarii eine Flamme hervor/ erhebet ſich in die Luft/ koͤmmt uͤber das Frantzoͤiſche Lager und laͤßt ſich auf Clodoveus ſein Gezelt nieder: Wel- ches die Armée als ein gewiſſes Zeichen des Sie- ges annimmt. p. 135. Clodoveus verfolget den Feind/ trifft ihn bey Voclade an/ fuͤnf Meilen von Poictiers, ſo heuti- ges Tages Civeaux genennet wird; Clodoveus, um das Blut ſeiner Unterthanen zu ſparen/ laͤßt Alaricum auf einen Zwey-Kampf heraus fodern/ daß ſie beyde ihren Streit im Angeſicht beyder Ar- meen wolten ausmachen/ und wer dann als Sie- ger uͤbrig blieb/ moͤchte die Herrſchaft uͤber gantz Gallien behalten. Alaric, ſo hertzhaft er C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/59
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/59>, abgerufen am 22.12.2024.