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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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des Königreichs Franckreich.
Chilperic tritt Sigiberten, aus Furcht sein Reich zu
verliehren/ etliche Städte ab. Die Hunnen fallen
abermals Sigiberten ins Land; indeß er ihnen ent-
gegen ziehet/ läßt ihn Chilperic durch seinen Sohn
Clodoveum Tours und Poitiers wegnehmen Allein
er verliehret beyde wieder. p. 304. Die Longobarden
machen sich Meister von einem Theile Jtaliens. Jhr
König Alboin tödtet den König der Gepiden, Cuni-
mod,
in einem Treffen/ vermählet sich mit Chlodos-
vinden, Clotarii
Tochter; nach deren Tode aber
mit Rosemunden, des von ihm erschlagenen Königes
Cunimods, seiner Printzeßin. Nun hat sich die-
ser König Alboin aus Cunimods Hirnschale ein
Trinckgeschirr machen lassen. Da er nun eins-
mahl ein grosse Panquet hält/ will er Rosemun-
den
zwingen/ aus ihres Vaters Hirn-Schale be-
scheid zu thun. Dieser Fürstin schmertzet solcher
Hohn/ und/ um sich zu rächen/ ergiebt sie sich in Buhl-
schafft an des Königs Oberstallmeister Helmichis,
mit dem Ersuchen/ er solle| den König ums Leben
bringen. Helmichis gehet solches ein/ und wird
Alboin in seinem Zimmer ermordet. Rosemun-
de
und Helmichis fliehen darauff nach Ravenna zu
Longino, der sie auffnimmet/ und nach einiger Zeit
Rosemunden überredet/ wenn sie Helmichis durch
Gifft würde hinrichten/ daß er sie heyrathen wolte.
Rosemunde giebt also Helmichis einen Gifft-Ve-
cher. Dieser/ als er die Helffte davon getruncken/
mercket ihre Bosheit/ und zwinget sie mit blossem
Gewehr/ daß sie den Rest des Gifft-Trancks muß
aussauffen. Also sterben beyde/ und straft eines

das
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des Koͤnigreichs Franckreich.
Chilperic tritt Sigiberten, aus Furcht ſein Reich zu
verliehren/ etliche Staͤdte ab. Die Hunnen fallen
abermals Sigiberten ins Land; indeß er ihnen ent-
gegen ziehet/ laͤßt ihn Chilperic durch ſeinen Sohn
Clodoveum Tours und Poitiers wegnehmen Allein
er verliehret beyde wieder. p. 304. Die Longobarden
machen ſich Meiſter von einem Theile Jtaliens. Jhr
Koͤnig Alboin toͤdtet den Koͤnig der Gepiden, Cuni-
mod,
in einem Treffen/ vermaͤhlet ſich mit Chlodos-
vinden, Clotarii
Tochter; nach deren Tode aber
mit Roſemunden, des von ihm erſchlagenen Koͤniges
Cunimods, ſeiner Printzeßin. Nun hat ſich die-
ſer Koͤnig Alboin aus Cunimods Hirnſchale ein
Trinckgeſchirr machen laſſen. Da er nun eins-
mahl ein groſſe Panquet haͤlt/ will er Roſemun-
den
zwingen/ aus ihres Vaters Hirn-Schale be-
ſcheid zu thun. Dieſer Fuͤrſtin ſchmertzet ſolcher
Hohn/ und/ um ſich zu raͤchen/ ergiebt ſie ſich in Buhl-
ſchafft an des Koͤnigs Oberſtallmeiſter Helmichis,
mit dem Erſuchen/ er ſolle| den Koͤnig ums Leben
bringen. Helmichis gehet ſolches ein/ und wird
Alboin in ſeinem Zimmer ermordet. Roſemun-
de
und Helmichis fliehen darauff nach Ravenna zu
Longino, der ſie auffnimmet/ und nach einiger Zeit
Roſemunden uͤberredet/ wenn ſie Helmichis durch
Gifft wuͤrde hinrichten/ daß er ſie heyrathen wolte.
Roſemunde giebt alſo Helmichis einen Gifft-Ve-
cher. Dieſer/ als er die Helffte davon getruncken/
mercket ihre Bosheit/ und zwinget ſie mit bloſſem
Gewehr/ daß ſie den Reſt des Gifft-Trancks muß
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[67/0087] des Koͤnigreichs Franckreich. Chilperic tritt Sigiberten, aus Furcht ſein Reich zu verliehren/ etliche Staͤdte ab. Die Hunnen fallen abermals Sigiberten ins Land; indeß er ihnen ent- gegen ziehet/ laͤßt ihn Chilperic durch ſeinen Sohn Clodoveum Tours und Poitiers wegnehmen Allein er verliehret beyde wieder. p. 304. Die Longobarden machen ſich Meiſter von einem Theile Jtaliens. Jhr Koͤnig Alboin toͤdtet den Koͤnig der Gepiden, Cuni- mod, in einem Treffen/ vermaͤhlet ſich mit Chlodos- vinden, Clotarii Tochter; nach deren Tode aber mit Roſemunden, des von ihm erſchlagenen Koͤniges Cunimods, ſeiner Printzeßin. Nun hat ſich die- ſer Koͤnig Alboin aus Cunimods Hirnſchale ein Trinckgeſchirr machen laſſen. Da er nun eins- mahl ein groſſe Panquet haͤlt/ will er Roſemun- den zwingen/ aus ihres Vaters Hirn-Schale be- ſcheid zu thun. Dieſer Fuͤrſtin ſchmertzet ſolcher Hohn/ und/ um ſich zu raͤchen/ ergiebt ſie ſich in Buhl- ſchafft an des Koͤnigs Oberſtallmeiſter Helmichis, mit dem Erſuchen/ er ſolle| den Koͤnig ums Leben bringen. Helmichis gehet ſolches ein/ und wird Alboin in ſeinem Zimmer ermordet. Roſemun- de und Helmichis fliehen darauff nach Ravenna zu Longino, der ſie auffnimmet/ und nach einiger Zeit Roſemunden uͤberredet/ wenn ſie Helmichis durch Gifft wuͤrde hinrichten/ daß er ſie heyrathen wolte. Roſemunde giebt alſo Helmichis einen Gifft-Ve- cher. Dieſer/ als er die Helffte davon getruncken/ mercket ihre Bosheit/ und zwinget ſie mit bloſſem Gewehr/ daß ſie den Reſt des Gifft-Trancks muß ausſauffen. Alſo ſterben beyde/ und ſtraft eines das E 2

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/87>, abgerufen am 22.12.2024.