Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
des Königreichs Franckreich.

Childebert ziehet auf Ersuchen Käysers Mauri-
tii
wider die Longobarden in Jtalien; Die sich vor
ihn demüthigen/ versprechen Tribut zu zahlen/ und
giebt er ihnen den Frieden.

Der Wisigothen König Levigildes in Spanien
läßt abermals bey Chilperic um die Printzeßin Ri-
gonte
vor seinen andern Printz Recaredo Wer-
bung thun; Chilperic williget/ und werden sehr
viel Frantzosen ausgelesen/ die Printzeßin nach
Toledo zu begleiten. Allein/ es wil niemand diese
Reise mit antreten/ und die man darzu zwinget/
machen ihr Testament/ und nehmen von den Jh-
rigen Abschied/ als ob sie dieselben niemals wür-
den wiedersehen. Endlich bricht Rigonte auf/ und
hat bey die vier tausend Mann bey sich/ aus Bey-
sorge/ sie möchten sonst von Gontran oder Childe-
bert
aufgehoben werden. Die erste Nacht/ da sie
unterwegens/ gehen funffzig von der Svite der kö-
niglichen Braut durch/ nehmen hundert der schön-
sten Pferde und viele bepackte Wagen mit sich/ und
fliehen in Childeberts Land. Diesem Exempel
folgen alle Nacht mehr von denen Bedienten;
Ein jeder bedencket sich so gut er kan/ von der Equi-
page,
und werden endlich die Begleitere so wenig/
daß/ wenn Rigonte bis nach Toledo gereiset/ sie
gewiß gantz alleine dahin würden gekommen seyn.
Allein/ ein anderer Zufall nöthiget sie/ sich zu salvi-
ren. Dieses ist Chilperics Tod/ welcher sich fol-
gender massen zuträgt.

Fredegonde hat eine lange Zeit mit einem ihrer
Hof-Cavaliere, Landri Namens/ geheime Buhl-

schafft
des Koͤnigreichs Franckreich.

Childebert ziehet auf Erſuchen Kaͤyſers Mauri-
tii
wider die Longobarden in Jtalien; Die ſich vor
ihn demuͤthigen/ verſprechen Tribut zu zahlen/ und
giebt er ihnen den Frieden.

Der Wiſigothen Koͤnig Levigildes in Spanien
laͤßt abermals bey Chilperic um die Printzeßin Ri-
gonte
vor ſeinen andern Printz Recaredo Wer-
bung thun; Chilperic williget/ und werden ſehr
viel Frantzoſen ausgeleſen/ die Printzeßin nach
Toledo zu begleiten. Allein/ es wil niemand dieſe
Reiſe mit antreten/ und die man darzu zwinget/
machen ihr Teſtament/ und nehmen von den Jh-
rigen Abſchied/ als ob ſie dieſelben niemals wuͤr-
den wiederſehen. Endlich bricht Rigonte auf/ und
hat bey die vier tauſend Mann bey ſich/ aus Bey-
ſorge/ ſie moͤchten ſonſt von Gontran oder Childe-
bert
aufgehoben werden. Die erſte Nacht/ da ſie
unterwegens/ gehen funffzig von der Svite der koͤ-
niglichen Braut durch/ nehmen hundert der ſchoͤn-
ſten Pferde und viele bepackte Wagen mit ſich/ und
fliehen in Childeberts Land. Dieſem Exempel
folgen alle Nacht mehr von denen Bedienten;
Ein jeder bedencket ſich ſo gut er kan/ von der Equi-
page,
und werden endlich die Begleitere ſo wenig/
daß/ wenn Rigonte bis nach Toledo gereiſet/ ſie
gewiß gantz alleine dahin wuͤrden gekommen ſeyn.
Allein/ ein anderer Zufall noͤthiget ſie/ ſich zu ſalvi-
ren. Dieſes iſt Chilperics Tod/ welcher ſich fol-
gender maſſen zutraͤgt.

Fredegonde hat eine lange Zeit mit einem ihrer
Hof-Cavaliere, Landri Namens/ geheime Buhl-

ſchafft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0095" n="75"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Ko&#x0364;nigreichs Franckreich.</hi> </fw><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Childebert</hi> ziehet auf Er&#x017F;uchen Ka&#x0364;y&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Mauri-<lb/>
tii</hi> wider die <hi rendition="#aq">Longobarden</hi> in Jtalien; Die &#x017F;ich vor<lb/>
ihn demu&#x0364;thigen/ ver&#x017F;prechen <hi rendition="#aq">Tribut</hi> zu zahlen/ und<lb/>
giebt er ihnen den Frieden.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#aq">Wi&#x017F;igothen</hi> Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Levigildes</hi> in Spanien<lb/>
la&#x0364;ßt abermals bey <hi rendition="#aq">Chilperic</hi> um die Printzeßin <hi rendition="#aq">Ri-<lb/>
gonte</hi> vor &#x017F;einen andern Printz <hi rendition="#aq">Recaredo</hi> Wer-<lb/>
bung thun; <hi rendition="#aq">Chilperic</hi> williget/ und werden &#x017F;ehr<lb/>
viel Frantzo&#x017F;en ausgele&#x017F;en/ die Printzeßin nach<lb/><hi rendition="#aq">Toledo</hi> zu begleiten. Allein/ es wil niemand die&#x017F;e<lb/>
Rei&#x017F;e mit antreten/ und die man darzu zwinget/<lb/>
machen ihr Te&#x017F;tament/ und nehmen von den Jh-<lb/>
rigen Ab&#x017F;chied/ als ob &#x017F;ie die&#x017F;elben niemals wu&#x0364;r-<lb/>
den wieder&#x017F;ehen. Endlich bricht <hi rendition="#aq">Rigonte</hi> auf/ und<lb/>
hat bey die vier tau&#x017F;end Mann bey &#x017F;ich/ aus Bey-<lb/>
&#x017F;orge/ &#x017F;ie mo&#x0364;chten &#x017F;on&#x017F;t von <hi rendition="#aq">Gontran</hi> oder <hi rendition="#aq">Childe-<lb/>
bert</hi> aufgehoben werden. Die er&#x017F;te Nacht/ da &#x017F;ie<lb/>
unterwegens/ gehen funffzig von der <hi rendition="#aq">Svite</hi> der ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Braut durch/ nehmen hundert der &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten Pferde und viele bepackte Wagen mit &#x017F;ich/ und<lb/>
fliehen in <hi rendition="#aq">Childeberts</hi> Land. Die&#x017F;em Exempel<lb/>
folgen alle Nacht mehr von denen Bedienten;<lb/>
Ein jeder bedencket &#x017F;ich &#x017F;o gut er kan/ von der <hi rendition="#aq">Equi-<lb/>
page,</hi> und werden endlich die Begleitere &#x017F;o wenig/<lb/>
daß/ wenn <hi rendition="#aq">Rigonte</hi> bis nach <hi rendition="#aq">Toledo</hi> gerei&#x017F;et/ &#x017F;ie<lb/>
gewiß gantz alleine dahin wu&#x0364;rden gekommen &#x017F;eyn.<lb/>
Allein/ ein anderer Zufall no&#x0364;thiget &#x017F;ie/ &#x017F;ich zu <hi rendition="#aq">&#x017F;alvi-</hi><lb/>
ren. Die&#x017F;es i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Chilperics</hi> Tod/ welcher &#x017F;ich fol-<lb/>
gender ma&#x017F;&#x017F;en zutra&#x0364;gt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Fredegonde</hi> hat eine lange Zeit mit einem ihrer<lb/>
Hof-<hi rendition="#aq">Cavaliere, Landri</hi> Namens/ geheime Buhl-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chafft</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0095] des Koͤnigreichs Franckreich. Childebert ziehet auf Erſuchen Kaͤyſers Mauri- tii wider die Longobarden in Jtalien; Die ſich vor ihn demuͤthigen/ verſprechen Tribut zu zahlen/ und giebt er ihnen den Frieden. Der Wiſigothen Koͤnig Levigildes in Spanien laͤßt abermals bey Chilperic um die Printzeßin Ri- gonte vor ſeinen andern Printz Recaredo Wer- bung thun; Chilperic williget/ und werden ſehr viel Frantzoſen ausgeleſen/ die Printzeßin nach Toledo zu begleiten. Allein/ es wil niemand dieſe Reiſe mit antreten/ und die man darzu zwinget/ machen ihr Teſtament/ und nehmen von den Jh- rigen Abſchied/ als ob ſie dieſelben niemals wuͤr- den wiederſehen. Endlich bricht Rigonte auf/ und hat bey die vier tauſend Mann bey ſich/ aus Bey- ſorge/ ſie moͤchten ſonſt von Gontran oder Childe- bert aufgehoben werden. Die erſte Nacht/ da ſie unterwegens/ gehen funffzig von der Svite der koͤ- niglichen Braut durch/ nehmen hundert der ſchoͤn- ſten Pferde und viele bepackte Wagen mit ſich/ und fliehen in Childeberts Land. Dieſem Exempel folgen alle Nacht mehr von denen Bedienten; Ein jeder bedencket ſich ſo gut er kan/ von der Equi- page, und werden endlich die Begleitere ſo wenig/ daß/ wenn Rigonte bis nach Toledo gereiſet/ ſie gewiß gantz alleine dahin wuͤrden gekommen ſeyn. Allein/ ein anderer Zufall noͤthiget ſie/ ſich zu ſalvi- ren. Dieſes iſt Chilperics Tod/ welcher ſich fol- gender maſſen zutraͤgt. Fredegonde hat eine lange Zeit mit einem ihrer Hof-Cavaliere, Landri Namens/ geheime Buhl- ſchafft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/95
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/95>, abgerufen am 22.12.2024.