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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Von den Veränderungen
stungen aufbauen lassen/ auch keinen als gebohrne
Schweden zu Commendanten der alten Vestun-
gen bestellen/ und wo er einige fremde Völcker in
das Reich eingenommen/ würde er ausser Zweiffel
damit einen allgemeinen Aufstand erwecket haben.

Die Bischöffe und Clerisey hätten damahls über
die massen viel gegolten/ und mehr Land als der Kö-
nig selbst gehabt: massen sie aller derer/ so wegen
Verbrechen ihrer Güter verlustig worden/ Besi-
tzungen an sich unter dem Praetext gezogen/ daß da-
durch solche Frevelthaten ausgesöhnet würden.

Die Noblesse hätten die Lehn-Güter und Char-
gen/ so nur auf Lebens Zeit ihnen gegeben worden/
allgemach auf ihre Erben gebracht; die Geistlichen
gleichfalls die herrlichsten Lehen an sich zu ziehen ge-
wust/ und gleich darauf sie vor Kirchen-Güter aus-
gegeben: also daß das Domain des Königes durch
der Clerisey und des Adels Usurpationen so ge-
schmälert worden/ daß er kaum fünffhundert Pferde
habe halten können; und nicht anders als ihr Feld-
marschall zu Krieges Zeiten; in Frieden aber als der
Praesident des Senats respectiret worden/ massen
man ihm bloß die Macht gelassen/ die Stände zu-
sammen zu fodern/ die Affairen vorzutragen/ und den
Schluß des Reichsraths zur execution zu bringen.

Der Senat sey damahls aus zwölff Herren/ da-
von die meisten Gouverneure der Provinzen/ oder
doch die vornehmsten Ministri des Reichs gewe-
sen/ bestanden; und die Schweden hätten diesen
Reichs-Rath als den Beschützer ihrer Freyheit an-
gesehen.

Die Clerisey und sonderlich der Ertzbischoff von

Upsal

Von den Veraͤnderungen
ſtungen aufbauen laſſen/ auch keinen als gebohrne
Schweden zu Commendanten der alten Veſtun-
gen beſtellen/ und wo er einige fremde Voͤlcker in
das Reich eingenommen/ wuͤrde er auſſer Zweiffel
damit einen allgemeinen Aufſtand erwecket haben.

Die Biſchoͤffe und Cleriſey haͤtten damahls uͤber
die maſſen viel gegolten/ und mehr Land als der Koͤ-
nig ſelbſt gehabt: maſſen ſie aller derer/ ſo wegen
Verbrechen ihrer Guͤter verluſtig worden/ Beſi-
tzungen an ſich unter dem Prætext gezogen/ daß da-
durch ſolche Frevelthaten ausgeſoͤhnet wuͤrden.

Die Nobleſſe haͤtten die Lehn-Guͤter und Char-
gen/ ſo nur auf Lebens Zeit ihnen gegeben worden/
allgemach auf ihre Erben gebracht; die Geiſtlichen
gleichfalls die herrlichſten Lehen an ſich zu ziehen ge-
wuſt/ und gleich darauf ſie vor Kirchen-Guͤter aus-
gegeben: alſo daß das Domain des Koͤniges durch
der Cleriſey und des Adels Uſurpationen ſo ge-
ſchmaͤlert worden/ daß er kaum fuͤnffhundert Pferde
habe halten koͤnnen; und nicht anders als ihr Feld-
marſchall zu Krieges Zeiten; in Frieden aber als der
Præſident des Senats reſpectiret worden/ maſſen
man ihm bloß die Macht gelaſſen/ die Staͤnde zu-
ſammen zu fodern/ die Affairen vorzutragen/ und den
Schluß des Reichsraths zur execution zu bringen.

Der Senat ſey damahls aus zwoͤlff Herren/ da-
von die meiſten Gouverneure der Provinzen/ oder
doch die vornehmſten Miniſtri des Reichs gewe-
ſen/ beſtanden; und die Schweden haͤtten dieſen
Reichs-Rath als den Beſchuͤtzer ihrer Freyheit an-
geſehen.

Die Cleriſey und ſonderlich der Ertzbiſchoff von

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[112/0136] Von den Veraͤnderungen ſtungen aufbauen laſſen/ auch keinen als gebohrne Schweden zu Commendanten der alten Veſtun- gen beſtellen/ und wo er einige fremde Voͤlcker in das Reich eingenommen/ wuͤrde er auſſer Zweiffel damit einen allgemeinen Aufſtand erwecket haben. Die Biſchoͤffe und Cleriſey haͤtten damahls uͤber die maſſen viel gegolten/ und mehr Land als der Koͤ- nig ſelbſt gehabt: maſſen ſie aller derer/ ſo wegen Verbrechen ihrer Guͤter verluſtig worden/ Beſi- tzungen an ſich unter dem Prætext gezogen/ daß da- durch ſolche Frevelthaten ausgeſoͤhnet wuͤrden. Die Nobleſſe haͤtten die Lehn-Guͤter und Char- gen/ ſo nur auf Lebens Zeit ihnen gegeben worden/ allgemach auf ihre Erben gebracht; die Geiſtlichen gleichfalls die herrlichſten Lehen an ſich zu ziehen ge- wuſt/ und gleich darauf ſie vor Kirchen-Guͤter aus- gegeben: alſo daß das Domain des Koͤniges durch der Cleriſey und des Adels Uſurpationen ſo ge- ſchmaͤlert worden/ daß er kaum fuͤnffhundert Pferde habe halten koͤnnen; und nicht anders als ihr Feld- marſchall zu Krieges Zeiten; in Frieden aber als der Præſident des Senats reſpectiret worden/ maſſen man ihm bloß die Macht gelaſſen/ die Staͤnde zu- ſammen zu fodern/ die Affairen vorzutragen/ und den Schluß des Reichsraths zur execution zu bringen. Der Senat ſey damahls aus zwoͤlff Herren/ da- von die meiſten Gouverneure der Provinzen/ oder doch die vornehmſten Miniſtri des Reichs gewe- ſen/ beſtanden; und die Schweden haͤtten dieſen Reichs-Rath als den Beſchuͤtzer ihrer Freyheit an- geſehen. Die Cleriſey und ſonderlich der Ertzbiſchoff von Upſal

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/136>, abgerufen am 24.11.2024.