Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Die Würckungen wenn er wieder aus Spanien zurück käme/ wolle sie denHerrn Vater bitten/ daß er sie mit nach Hofe nähme/ nm ihn zu sehen. Sie setzet hinzu/ daß unter allen Gemählden im gan- tzen Schlosse keines so anmutig als diese ihr vorkämen. Die Gräfin höret ihr senffzend zu. Sie präget ihr ein/ daß Mademoiselle de Chateau-Briant nimmt diese Lehren ge- Die Gräfin kan kaum ihre Thränen zurückhalten. Der Jch weiß wohl/ antwortet das Fränlein/ daß es mein Va- ter
Die Wuͤrckungen wenn er wieder aus Spanien zuruͤck kaͤme/ wolle ſie denHerꝛn Vater bitten/ daß er ſie mit nach Hofe naͤhme/ nm ihn zu ſehen. Sie ſetzet hinzu/ daß unter allen Gemaͤhlden im gan- tzen Schloſſe keines ſo anmutig als dieſe ihr vorkaͤmen. Die Graͤfin hoͤret ihr ſenffzend zu. Sie praͤget ihr ein/ daß Mademoiſelle de Chateau-Briant nim̃t dieſe Lehren ge- Die Graͤfin kan kaum ihre Thraͤnen zurückhalten. Der Jch weiß wohl/ antwortet das Fraͤnlein/ daß es mein Va- ter
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Die Wuͤrckungen
wenn er wieder aus Spanien zuruͤck kaͤme/ wolle ſie den
Herꝛn Vater bitten/ daß er ſie mit nach Hofe naͤhme/ nm ihn
zu ſehen. Sie ſetzet hinzu/ daß unter allen Gemaͤhlden im gan-
tzen Schloſſe keines ſo anmutig als dieſe ihr vorkaͤmen.
Die Graͤfin hoͤret ihr ſenffzend zu. Sie praͤget ihr ein/ daß
ſie die groſſe Begierde/ an Hof zu kommen/ ſich muͤſte abgeweh-
nen. Es waͤre ſolches ein gefaͤhrlicher und verderbter Ort;
woſelbſt der Haß/ die Verleumdung/ die Verſolgung/ die Un-
treu/ die Verraͤtherey/ die Verſtellung/ und alle Laſter-volle
Regungen regiereten. Man vergaͤße daſelbſt den Himmel
gantz und gar/ und daͤchte nur an weltliche Eitelkeiten. Man
zoͤhe allda ein falſches Gluͤck/ und die nichtigen Wolluͤſte der
wahren und ewigen Zufriedenheit und Vergnügung vor. Die
Entfernung von ſo groſſer Geſellſchafft und die Einſamkeit
waͤren am geſchickteſten ſolche zu erwerben. Die Ruhe des
Landlebens waͤre viel ſuͤſſer als die ſtete Unruhe des Hofes.
Kurtz dieſe Dame vergiſſet nichts/ ihres Fraͤuleins Begier-
den/ den Hof zu ſehen/ auf das ſittſamſte niederzuſchlagen.
Mademoiſelle de Chateau-Briant nim̃t dieſe Lehren ge-
horſamlich an; und ſagt endlich/ ſie waͤre es wohl zu frieden/
ſtets auf dem Lande zu leben/ allein es müſte in ihrer und des
Herꝛn Vaters Geſellſchafft zugleich ſeyn. Wie es doch kaͤme/
daß er ſie nicht beſuchete/ und ſie ihm gleichfalls nicht ſaͤhe?
Warum ſie doch immer in dem Zimmer eingeſchloſſen bliebe/
und nicht zuweilen mit ihr ſpatzieren gienge? Jndem das
Kind ſo redet/ wirfft es ſich um der Graͤfin Halß/ und bittet
ſie/ entweder mit ihr auszugehen/ oder ihr die Urſache zu ſa-
gen/ warum ſie es nicht thaͤte.
Die Graͤfin kan kaum ihre Thraͤnen zurückhalten. Der
Himmel will es alſo haben/ meine Tochter/ ſaget ſie ſeuffzend/
und man muß ſich alles dieſes gefallen laſſen/ was er ordnet.
Jch weiß wohl/ antwortet das Fraͤnlein/ daß es mein Va-
ter verbietet/ allein ich will mich daruͤber gegen ihn beſchwe-
ren/ und er ſoll mir eutweder meine Bitte gewehren/ oder ich
will nicht mehr zu ihm gehen/ ſondern ſtets bey euch bleiben.
Die Graͤfin verweiſet ihr ſolches/ und bindet ihr ein/ daß ſie
in allen Stuͤcken dem Grafen gehorſamen müſte. Das Fraͤu-
lein wirſft dennoch des Abends/ da ſie mit ihm redet/ ihm ſei-
ne Haͤrtigkeit vor/ und bittet/ er möchte doch ihrer Frau Mut-
ter
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