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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
gen war/ hatte alle Geschickligkeit des Hofes an sich/
ob sie schon Zeit Lebens noch nicht daran gekommen.
Sie stellete sich weder frembde noch erstaunend/ da
sie dasjenige sahe/ was sie noch nie gesehen. Hinge-
gen gab ihre gantz ungemeine Schönheit allen/ die sie
nur erblicketen/ so viel Verwunderung/ daß man von
nichts anders als Victoriens Vortrefflichkeiten zu
reden wuste.

Die Königin von Navarra sahe sie mit grosser
Aufmerckung an: der Printz von Viana, ihr Sohn/
that solches noch mehr/ und die Princeßin von Astu-
rias
fühlete bey sich eine starcke Zuneigung gegen die-
ses schöne Fräulein. Victoria nahme die Zeugnisse
davon mit ehrerbietigster Erkentlichkeit an/ die Grä-
fin von Haro ware höchst erfreuet/ indem sie eine ihr
so liebe Tochter stets loben hörete. Die Princeßin
von Asturias verlohr sie nicht aus dem Gesichte/ und
der Printz von Viana, der nicht weiter als nach Vill-
horado
mitgehen solte/ sendete so fort an seinen
Herrn Vater Bitt-Schreiben ab/ daß er ihm erlau-
ben möchte/ biß nach Vailladolid zu reisen/ so bald
er nur die Victoria gesehen hatte.

Man hielte zu Villhorado Turniere/ Ballete/
Comödien/ und was nur diese schöne Gesellschafft zu
divertiren fähig war. Den Tag aber/ da der Printz
von Asturias ankommen solte/ um das erste mahl
seine Braut zu sehen/ hielten die Damen unweit
Villhorado, in einem Holtze/ wo er durchmuste ein
lustiges Jagen.

Die Königin befanden sich dabey mit der Gräfin
von Haro in einer Carosse, wie auch einige vorneh-
me Damen von Navarra. Aber die Princeßin von

Astu-
April. 1696. Y

Liebes-Geſchichte.
gen war/ hatte alle Geſchickligkeit des Hofes an ſich/
ob ſie ſchon Zeit Lebens noch nicht daran gekommen.
Sie ſtellete ſich weder frembde noch erſtaunend/ da
ſie dasjenige ſahe/ was ſie noch nie geſehen. Hinge-
gen gab ihre gantz ungemeine Schoͤnheit allen/ die ſie
nur erblicketen/ ſo viel Verwunderung/ daß man von
nichts anders als Victoriens Vortrefflichkeiten zu
reden wuſte.

Die Koͤnigin von Navarra ſahe ſie mit groſſer
Aufmerckung an: der Printz von Viana, ihr Sohn/
that ſolches noch mehr/ und die Princeßin von Aſtu-
rias
fuͤhlete bey ſich eine ſtarcke Zuneigung gegen die-
ſes ſchoͤne Fraͤulein. Victoria nahme die Zeugniſſe
davon mit ehrerbietigſter Erkentlichkeit an/ die Graͤ-
fin von Haro ware hoͤchſt erfreuet/ indem ſie eine ihr
ſo liebe Tochter ſtets loben hoͤrete. Die Princeßin
von Aſturias verlohr ſie nicht aus dem Geſichte/ und
der Printz von Viana, der nicht weiter als nach Vill-
horado
mitgehen ſolte/ ſendete ſo fort an ſeinen
Herꝛn Vater Bitt-Schreiben ab/ daß er ihm erlau-
ben moͤchte/ biß nach Vailladolid zu reiſen/ ſo bald
er nur die Victoria geſehen hatte.

Man hielte zu Villhorado Turniere/ Ballete/
Comoͤdien/ und was nur dieſe ſchoͤne Geſellſchafft zu
divertiren faͤhig war. Den Tag aber/ da der Printz
von Aſturias ankommen ſolte/ um das erſte mahl
ſeine Braut zu ſehen/ hielten die Damen unweit
Villhorado, in einem Holtze/ wo er durchmuſte ein
luſtiges Jagen.

Die Koͤnigin befanden ſich dabey mit der Graͤfin
von Haro in einer Caroſſe, wie auch einige vorneh-
me Damen von Navarra. Aber die Princeßin von

Aſtu-
April. 1696. Y
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[309/0341] Liebes-Geſchichte. gen war/ hatte alle Geſchickligkeit des Hofes an ſich/ ob ſie ſchon Zeit Lebens noch nicht daran gekommen. Sie ſtellete ſich weder frembde noch erſtaunend/ da ſie dasjenige ſahe/ was ſie noch nie geſehen. Hinge- gen gab ihre gantz ungemeine Schoͤnheit allen/ die ſie nur erblicketen/ ſo viel Verwunderung/ daß man von nichts anders als Victoriens Vortrefflichkeiten zu reden wuſte. Die Koͤnigin von Navarra ſahe ſie mit groſſer Aufmerckung an: der Printz von Viana, ihr Sohn/ that ſolches noch mehr/ und die Princeßin von Aſtu- rias fuͤhlete bey ſich eine ſtarcke Zuneigung gegen die- ſes ſchoͤne Fraͤulein. Victoria nahme die Zeugniſſe davon mit ehrerbietigſter Erkentlichkeit an/ die Graͤ- fin von Haro ware hoͤchſt erfreuet/ indem ſie eine ihr ſo liebe Tochter ſtets loben hoͤrete. Die Princeßin von Aſturias verlohr ſie nicht aus dem Geſichte/ und der Printz von Viana, der nicht weiter als nach Vill- horado mitgehen ſolte/ ſendete ſo fort an ſeinen Herꝛn Vater Bitt-Schreiben ab/ daß er ihm erlau- ben moͤchte/ biß nach Vailladolid zu reiſen/ ſo bald er nur die Victoria geſehen hatte. Man hielte zu Villhorado Turniere/ Ballete/ Comoͤdien/ und was nur dieſe ſchoͤne Geſellſchafft zu divertiren faͤhig war. Den Tag aber/ da der Printz von Aſturias ankommen ſolte/ um das erſte mahl ſeine Braut zu ſehen/ hielten die Damen unweit Villhorado, in einem Holtze/ wo er durchmuſte ein luſtiges Jagen. Die Koͤnigin befanden ſich dabey mit der Graͤfin von Haro in einer Caroſſe, wie auch einige vorneh- me Damen von Navarra. Aber die Princeßin von Aſtu- April. 1696. Y

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/341>, abgerufen am 21.11.2024.