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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
Frau als er liebet/ und hat auch keiner mehr Ursache
als er dazu/ daß er ihr treu ist.

Die Hertzogin ließ es dabey bewenden/ wiewohl
ihr Gemüth doch mit einer kleinen Unruhe davon be-
stritten bliebe. Den folgenden Tag begab sie sich
zur Princeßin von Asturias, wo ein starcker Hoff
beysammen war. Der Reichs-Feldherr fande sich
auch allda/ und obschon die Hertzogin meynete/ daß
er von seiner Passion geheilet/ so spürete sie doch bald
ein anders/ da er sich ihr näherte/ und seuffzend also
anhub: Es ist eine rechte grausame Sache/ Mada-
me,
daß ihr mich in den Stand setzet/ alle Augenbli-
cke meines Lebens mir den Tod zu wündschen/ indem
ich nicht Meister von einer Leydenschafft bin/ die ihr
nicht billigen wollet. Es ist wohl etwas seltzames/
antwortete die Hertzogin/ indem sie vor Verdruß
gantz roth wurde/ daß ihr mich nöthiget/ euch densel-
ben gleichfalls zu wündschen; die ich sonst niemand
gerne Böses thue. Machet mir nicht weitere Un-
gelegenheit/ ich bitte euch: Jhr wisset/ daß eine klu-
ge Dame sich scheuet/ vieles Lermen zu machen/
und dieses ists/ was eure Verwegenheit vermehret:
aber betrüget euch nur nicht darinnen: Man kan
auch solches thun/ ohne daß man sich öffentlich drein
mischet; und wo ihr nicht eingezogener werdet/ sol-
let ihr in kurtzen sehen/ daß ihr sehr übel geurtheilet/
als ob man mich ohngestraffet beleidigen könne.

Nach diesem Verweiß bliebe noch so viel Erbit-
terung in ihrem Gesichte zurück/ daß ihr Gemahl/
der Don Alvaros Stelle einnahm/ solche merckete/
und auch zu ihr anhub: Jhr seyd so aufgebracht/ daß
es unmöglich anders/ der Feldherr muß euch erzür-

net

Des Hertzogs von Arione &c.
Frau als er liebet/ und hat auch keiner mehr Urſache
als er dazu/ daß er ihr treu iſt.

Die Hertzogin ließ es dabey bewenden/ wiewohl
ihr Gemuͤth doch mit einer kleinen Unruhe davon be-
ſtritten bliebe. Den folgenden Tag begab ſie ſich
zur Princeßin von Aſturias, wo ein ſtarcker Hoff
beyſammen war. Der Reichs-Feldherr fande ſich
auch allda/ und obſchon die Hertzogin meynete/ daß
er von ſeiner Paſſion geheilet/ ſo ſpuͤrete ſie doch bald
ein anders/ da er ſich ihr naͤherte/ und ſeuffzend alſo
anhub: Es iſt eine rechte grauſame Sache/ Mada-
me,
daß ihr mich in den Stand ſetzet/ alle Augenbli-
cke meines Lebens mir den Tod zu wuͤndſchen/ indem
ich nicht Meiſter von einer Leydenſchafft bin/ die ihr
nicht billigen wollet. Es iſt wohl etwas ſeltzames/
antwortete die Hertzogin/ indem ſie vor Verdruß
gantz roth wurde/ daß ihr mich noͤthiget/ euch denſel-
ben gleichfalls zu wuͤndſchen; die ich ſonſt niemand
gerne Boͤſes thue. Machet mir nicht weitere Un-
gelegenheit/ ich bitte euch: Jhr wiſſet/ daß eine klu-
ge Dame ſich ſcheuet/ vieles Lermen zu machen/
und dieſes iſts/ was eure Verwegenheit vermehret:
aber betruͤget euch nur nicht darinnen: Man kan
auch ſolches thun/ ohne daß man ſich oͤffentlich drein
miſchet; und wo ihr nicht eingezogener werdet/ ſol-
let ihr in kurtzen ſehen/ daß ihr ſehr uͤbel geurtheilet/
als ob man mich ohngeſtraffet beleidigen koͤnne.

Nach dieſem Verweiß bliebe noch ſo viel Erbit-
terung in ihrem Geſichte zuruͤck/ daß ihr Gemahl/
der Don Alvaros Stelle einnahm/ ſolche merckete/
und auch zu ihr anhub: Jhr ſeyd ſo aufgebracht/ daß
es unmoͤglich anders/ der Feldherr muß euch erzuͤr-

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[334/0366] Des Hertzogs von Arione &c. Frau als er liebet/ und hat auch keiner mehr Urſache als er dazu/ daß er ihr treu iſt. Die Hertzogin ließ es dabey bewenden/ wiewohl ihr Gemuͤth doch mit einer kleinen Unruhe davon be- ſtritten bliebe. Den folgenden Tag begab ſie ſich zur Princeßin von Aſturias, wo ein ſtarcker Hoff beyſammen war. Der Reichs-Feldherr fande ſich auch allda/ und obſchon die Hertzogin meynete/ daß er von ſeiner Paſſion geheilet/ ſo ſpuͤrete ſie doch bald ein anders/ da er ſich ihr naͤherte/ und ſeuffzend alſo anhub: Es iſt eine rechte grauſame Sache/ Mada- me, daß ihr mich in den Stand ſetzet/ alle Augenbli- cke meines Lebens mir den Tod zu wuͤndſchen/ indem ich nicht Meiſter von einer Leydenſchafft bin/ die ihr nicht billigen wollet. Es iſt wohl etwas ſeltzames/ antwortete die Hertzogin/ indem ſie vor Verdruß gantz roth wurde/ daß ihr mich noͤthiget/ euch denſel- ben gleichfalls zu wuͤndſchen; die ich ſonſt niemand gerne Boͤſes thue. Machet mir nicht weitere Un- gelegenheit/ ich bitte euch: Jhr wiſſet/ daß eine klu- ge Dame ſich ſcheuet/ vieles Lermen zu machen/ und dieſes iſts/ was eure Verwegenheit vermehret: aber betruͤget euch nur nicht darinnen: Man kan auch ſolches thun/ ohne daß man ſich oͤffentlich drein miſchet; und wo ihr nicht eingezogener werdet/ ſol- let ihr in kurtzen ſehen/ daß ihr ſehr uͤbel geurtheilet/ als ob man mich ohngeſtraffet beleidigen koͤnne. Nach dieſem Verweiß bliebe noch ſo viel Erbit- terung in ihrem Geſichte zuruͤck/ daß ihr Gemahl/ der Don Alvaros Stelle einnahm/ ſolche merckete/ und auch zu ihr anhub: Jhr ſeyd ſo aufgebracht/ daß es unmoͤglich anders/ der Feldherr muß euch erzuͤr- net

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/366>, abgerufen am 26.11.2024.