Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Des Hertzogs von Arione &c. tausend Seuffzer aus dem geängsteten Hertzen. Siehielt ihn vor einen Herrn/ der sich verstellete/ der flat- trich in seiner Liebe wär/ und sich vor die unglücklich- ste Dame von der Welt. Zaide, welche ihren Gram bald merckete/ furch- Die Sclavin lase Anfangs das Schreiben mit das
Des Hertzogs von Arione &c. tauſend Seuffzer aus dem geaͤngſteten Hertzen. Siehielt ihn vor einen Herrn/ der ſich verſtellete/ der flat- trich in ſeiner Liebe waͤr/ und ſich vor die ungluͤcklich- ſte Dame von der Welt. Zaide, welche ihren Gram bald merckete/ furch- Die Sclavin laſe Anfangs das Schreiben mit das
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Des Hertzogs von Arione &c.
tauſend Seuffzer aus dem geaͤngſteten Hertzen. Sie
hielt ihn vor einen Herrn/ der ſich verſtellete/ der flat-
trich in ſeiner Liebe waͤr/ und ſich vor die ungluͤcklich-
ſte Dame von der Welt.
Zaide, welche ihren Gram bald merckete/ furch-
te/ daß ſie daruͤber wuͤrde kranck werden/ und naͤher-
te ſich alſo/ ihr einen Troſt zu geben. Ach Zaide, ſag-
te ſie/ ach Zaide, ich bin verlohren. Und wo mein
Schmertz nicht ſtarck genug iſt/ mich zu toͤdten/ ſo
werde ich/ als die ungluͤckſeligſte Frau mein Leben
fortfuͤhren. Siehe doch/ fuhre ſie fort/ dieſen Brieff
an/ die du am beſten meine ſo innigliche Liebe gegen
dem Hertzog kenneſt; erſiehe daraus/ was er mir vor
einen Lohn giebet/ und beweine mit mir meinen un-
gluͤckſeligen Zuſtand.
Die Sclavin laſe Anfangs das Schreiben mit
Befremdung durch/ wie ſie aber weniger dabey in-
tereſſiret/ als ihre Frau/ ſo behielt ſie auch beſſeres
Nachſinnen dabey ſolches zu uͤberlegen; endlich hub
ſie an: wenn ihr nicht tauſend/ und aber tauſend
Zeugniſſe von der Liebe des Hertzogs von Arione
haͤttet/ Madame, und von ſeiner Treue/ ſo koͤnte euch
dieſer Brieff einigen Anlaß zum Verdachte geben.
Aber nachdem ihr deren aus ſeinem eigenen Munde
ſo unzehlig mahl verſichert ſeyd/ was hat es vor ein
Anſehen/ daß er anitzo ein Liebes-Verſtaͤndniß mit
einer Frauen ſolte anfangen/ die er/ ehe er noch euch
gekennet/ in den erſten Tagen ihrer Vermaͤhlung
ſchon nicht mehr geachtet hat. Wenn er dieſen Brieff
in ſeine Haͤnde bekommen haͤtte/ meynet ihr/ daß er
ihn nicht beſſer vor euch wuͤrde verſtecket haben? Und
wann er ihn nun nicht auf die Seite gethan/ iſt
das
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