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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.
das nicht ein Zeichen/ daß er ihn gar nichts geach-
tet hat?

Man wird mir hundert Sachen vorsagen/ ant-
wortete die Hertzogin/ ehe man mir eine überredet;
du bist mit mir niemahls einig; du entschuldigest ei-
nen Schuldigen/ der sich nicht einmahl darum be-
kümmert/ es zu scheinen; du bist nicht wie ich getrof-
fen; und man wird es sehen/ ob du noch seine Par-
tie
halten wirst/ wenn er mir den Tod verursa-
chet hat.

Der Tag gieng in solcher Bestürtzung hin/
wie auch die Nacht: den andern Morgen erhielt
sie einen sehr verpflichteten Brieff von dem Her-
tzog/ daß sie auch anfangs meynete/ alles darüber
zu vergessen; doch behielt zuletzt die marternde Ey-
fersucht in ihrem Gemüthe die Oberhand.

Es giengen also acht Tage in seinem Abwesen hin/
als der Hertzogin etwas begegnete/ darauf sie nim-
mermehr gedacht hätte. Sie begab sich in den Gar-
ten zu Villhorado, um ihren Kummer zu vertreiben/
von niemand als ihrer getreuen Zaide begleitet. Da-
selbst hatte sie ein kleines Bildniß des Hertzogs in
der Hand/ solches betrachtete sie/ und schüttete gegen
Zaiden ihre Thränen und Klagen aus. Jst es mög-
lich/ sagte sie/ daß ein Gesicht/ welches so gleich und
aufrichtig scheinet/ solte ein gedoppeltes Hertz he-
gen? Ach Zaide, ist es wohl möglich/ daß es mich
betrüget? Ja/ antwortete eine Stimme/ welche
beyde in hefftiges Schrecken setzete; Aber ihr könnet
euch rathen/ wenn ihr ein wenig gütiger euch gegen
einem Menschen erweiset/ welcher euch anbethet/

und
A a 3

Liebes-Geſchichte.
das nicht ein Zeichen/ daß er ihn gar nichts geach-
tet hat?

Man wird mir hundert Sachen vorſagen/ ant-
wortete die Hertzogin/ ehe man mir eine uͤberredet;
du biſt mit mir niemahls einig; du entſchuldigeſt ei-
nen Schuldigen/ der ſich nicht einmahl darum be-
kuͤmmert/ es zu ſcheinen; du biſt nicht wie ich getrof-
fen; und man wird es ſehen/ ob du noch ſeine Par-
tie
halten wirſt/ wenn er mir den Tod verurſa-
chet hat.

Der Tag gieng in ſolcher Beſtuͤrtzung hin/
wie auch die Nacht: den andern Morgen erhielt
ſie einen ſehr verpflichteten Brieff von dem Her-
tzog/ daß ſie auch anfangs meynete/ alles daruͤber
zu vergeſſen; doch behielt zuletzt die marternde Ey-
ferſucht in ihrem Gemuͤthe die Oberhand.

Es giengen alſo acht Tage in ſeinem Abweſen hin/
als der Hertzogin etwas begegnete/ darauf ſie nim-
mermehr gedacht haͤtte. Sie begab ſich in den Gar-
ten zu Villhorado, um ihren Kummer zu vertreiben/
von niemand als ihrer getreuen Zaide begleitet. Da-
ſelbſt hatte ſie ein kleines Bildniß des Hertzogs in
der Hand/ ſolches betrachtete ſie/ und ſchuͤttete gegen
Zaiden ihre Thraͤnen und Klagen aus. Jſt es moͤg-
lich/ ſagte ſie/ daß ein Geſicht/ welches ſo gleich und
aufrichtig ſcheinet/ ſolte ein gedoppeltes Hertz he-
gen? Ach Zaide, iſt es wohl moͤglich/ daß es mich
betruͤget? Ja/ antwortete eine Stimme/ welche
beyde in hefftiges Schrecken ſetzete; Aber ihr koͤnnet
euch rathen/ wenn ihr ein wenig guͤtiger euch gegen
einem Menſchen erweiſet/ welcher euch anbethet/

und
A a 3
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[345/0377] Liebes-Geſchichte. das nicht ein Zeichen/ daß er ihn gar nichts geach- tet hat? Man wird mir hundert Sachen vorſagen/ ant- wortete die Hertzogin/ ehe man mir eine uͤberredet; du biſt mit mir niemahls einig; du entſchuldigeſt ei- nen Schuldigen/ der ſich nicht einmahl darum be- kuͤmmert/ es zu ſcheinen; du biſt nicht wie ich getrof- fen; und man wird es ſehen/ ob du noch ſeine Par- tie halten wirſt/ wenn er mir den Tod verurſa- chet hat. Der Tag gieng in ſolcher Beſtuͤrtzung hin/ wie auch die Nacht: den andern Morgen erhielt ſie einen ſehr verpflichteten Brieff von dem Her- tzog/ daß ſie auch anfangs meynete/ alles daruͤber zu vergeſſen; doch behielt zuletzt die marternde Ey- ferſucht in ihrem Gemuͤthe die Oberhand. Es giengen alſo acht Tage in ſeinem Abweſen hin/ als der Hertzogin etwas begegnete/ darauf ſie nim- mermehr gedacht haͤtte. Sie begab ſich in den Gar- ten zu Villhorado, um ihren Kummer zu vertreiben/ von niemand als ihrer getreuen Zaide begleitet. Da- ſelbſt hatte ſie ein kleines Bildniß des Hertzogs in der Hand/ ſolches betrachtete ſie/ und ſchuͤttete gegen Zaiden ihre Thraͤnen und Klagen aus. Jſt es moͤg- lich/ ſagte ſie/ daß ein Geſicht/ welches ſo gleich und aufrichtig ſcheinet/ ſolte ein gedoppeltes Hertz he- gen? Ach Zaide, iſt es wohl moͤglich/ daß es mich betruͤget? Ja/ antwortete eine Stimme/ welche beyde in hefftiges Schrecken ſetzete; Aber ihr koͤnnet euch rathen/ wenn ihr ein wenig guͤtiger euch gegen einem Menſchen erweiſet/ welcher euch anbethet/ und A a 3

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/377>, abgerufen am 25.11.2024.