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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Liebes-Geschichte.

Der Graf und die Gräfin von Haro brachten
die herrlichsten Medicos mit sich/ die von der
Beschaffenheit des Ubels nicht zum besten rede-
ten. Der König und die Königin/ wie auch der
Printz und die Princeßin von Asturias schicketen
nach Villhorado, und liessen den Hertzog sowohl
als der Hertzogin ihre Compliment machen/ und der
Reichs-Feldherr ware eben kühne genug/ einen von
seinen Cavallieren abzuschicken.

Jndeß daß Federic wider den Tod stritte/ kunte
die Reichs-Feldmarschallin ihren Kummer über sei-
ne Lebens-Gefahr nicht verbergen; ihr Gemahl a-
ber Don Alvaros, weil ihm alles so widrig gegan-
gen/ redete ziemlich spitzig davon/ und verhöhnete da-
bey die junge Hertzogin Victoria.

Don Alphonso von Arragonien, der gewiß in
der That großmüthig war/ und die Vernunsst alle
seine verliebten Anfälle überwunden hatte/ beklagete
recht aufrichtig den Hertzog und die Hertzogin. Wie
nun/ hub Don Alvaros einsmahls zu ihm an/ als er
ihn bey dem Grafen von Benevent fande/ und man
eben von Federies Kranckheit redete/ ihr seyd ver-
liebt/ und schmeichelt euch nicht mit der Hoffnung/
dem Hertzog von Arione in seinem Ehestande zu
succediren. Seine Frau wird so schwach nicht
seyn/ daß sie über seinen Abgang gantz und gar ver-
zweiffelt. Sie ist eben wie andere Frauen gemacht/
und das möget ihr euch immer zu eurer Vergnügung
einbilden.

Jch werde mir niemahls etwas einbilden/ wel-
ches der guten und vernünfftigen Meynung entgegen
läufft/ die man von der vollkommenen Tugend der

Her-
April. 1696. Bb
Liebes-Geſchichte.

Der Graf und die Graͤfin von Haro brachten
die herrlichſten Medicos mit ſich/ die von der
Beſchaffenheit des Ubels nicht zum beſten rede-
ten. Der Koͤnig und die Koͤnigin/ wie auch der
Printz und die Princeßin von Aſturias ſchicketen
nach Villhorado, und lieſſen den Hertzog ſowohl
als der Hertzogin ihre Compliment machen/ und der
Reichs-Feldherr ware eben kuͤhne genug/ einen von
ſeinen Cavallieren abzuſchicken.

Jndeß daß Federic wider den Tod ſtritte/ kunte
die Reichs-Feldmarſchallin ihren Kummer uͤber ſei-
ne Lebens-Gefahr nicht verbergen; ihr Gemahl a-
ber Don Alvaros, weil ihm alles ſo widrig gegan-
gen/ redete ziemlich ſpitzig davon/ und verhoͤhnete da-
bey die junge Hertzogin Victoria.

Don Alphonſo von Arragonien, der gewiß in
der That großmuͤthig war/ und die Vernunſſt alle
ſeine verliebten Anfaͤlle uͤberwunden hatte/ beklagete
recht aufrichtig den Hertzog und die Hertzogin. Wie
nun/ hub Don Alvaros einsmahls zu ihm an/ als er
ihn bey dem Grafen von Benevent fande/ und man
eben von Federies Kranckheit redete/ ihr ſeyd ver-
liebt/ und ſchmeichelt euch nicht mit der Hoffnung/
dem Hertzog von Arione in ſeinem Eheſtande zu
ſuccediren. Seine Frau wird ſo ſchwach nicht
ſeyn/ daß ſie uͤber ſeinen Abgang gantz und gar ver-
zweiffelt. Sie iſt eben wie andere Frauen gemacht/
und das moͤget ihr euch immer zu eurer Vergnuͤgung
einbilden.

Jch werde mir niemahls etwas einbilden/ wel-
ches der guten und vernuͤnfftigen Meynung entgegen
laͤufft/ die man von der vollkommenen Tugend der

Her-
April. 1696. Bb
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[357/0389] Liebes-Geſchichte. Der Graf und die Graͤfin von Haro brachten die herrlichſten Medicos mit ſich/ die von der Beſchaffenheit des Ubels nicht zum beſten rede- ten. Der Koͤnig und die Koͤnigin/ wie auch der Printz und die Princeßin von Aſturias ſchicketen nach Villhorado, und lieſſen den Hertzog ſowohl als der Hertzogin ihre Compliment machen/ und der Reichs-Feldherr ware eben kuͤhne genug/ einen von ſeinen Cavallieren abzuſchicken. Jndeß daß Federic wider den Tod ſtritte/ kunte die Reichs-Feldmarſchallin ihren Kummer uͤber ſei- ne Lebens-Gefahr nicht verbergen; ihr Gemahl a- ber Don Alvaros, weil ihm alles ſo widrig gegan- gen/ redete ziemlich ſpitzig davon/ und verhoͤhnete da- bey die junge Hertzogin Victoria. Don Alphonſo von Arragonien, der gewiß in der That großmuͤthig war/ und die Vernunſſt alle ſeine verliebten Anfaͤlle uͤberwunden hatte/ beklagete recht aufrichtig den Hertzog und die Hertzogin. Wie nun/ hub Don Alvaros einsmahls zu ihm an/ als er ihn bey dem Grafen von Benevent fande/ und man eben von Federies Kranckheit redete/ ihr ſeyd ver- liebt/ und ſchmeichelt euch nicht mit der Hoffnung/ dem Hertzog von Arione in ſeinem Eheſtande zu ſuccediren. Seine Frau wird ſo ſchwach nicht ſeyn/ daß ſie uͤber ſeinen Abgang gantz und gar ver- zweiffelt. Sie iſt eben wie andere Frauen gemacht/ und das moͤget ihr euch immer zu eurer Vergnuͤgung einbilden. Jch werde mir niemahls etwas einbilden/ wel- ches der guten und vernuͤnfftigen Meynung entgegen laͤufft/ die man von der vollkommenen Tugend der Her- April. 1696. Bb

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/389>, abgerufen am 24.11.2024.