Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.geheime Liebes-Geschichte. ten eyfersüchtig machen könne; sich auch selbst mey-net er in das Gemüth dieser Princeßin so fest einge- setzet zu haben/ daß ihn so leicht kein Nebenbuhler werde aus der Besitzung bringen. Das eintzige machet ihn unruhig/ daß er allezeit Darauf kömt die Princeßin in Spanien an. Der Zu der Zeit giebt der Ertzbischoff von Sevilien Nach geendetem Festin, als sich der Hoff fortge- un- Gg 4
geheime Liebes-Geſchichte. ten eyferſuͤchtig machen koͤnne; ſich auch ſelbſt mey-net er in das Gemuͤth dieſer Princeßin ſo feſt einge- ſetzet zu haben/ daß ihn ſo leicht kein Nebenbuhler werde aus der Beſitzung bringen. Das eintzige machet ihn unruhig/ daß er allezeit Darauf koͤmt die Princeßin in Spanien an. Der Zu der Zeit giebt der Ertzbiſchoff von Sevilien Nach geendetem Feſtin, als ſich der Hoff fortge- un- Gg 4
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geheime Liebes-Geſchichte.
ten eyferſuͤchtig machen koͤnne; ſich auch ſelbſt mey-
net er in das Gemuͤth dieſer Princeßin ſo feſt einge-
ſetzet zu haben/ daß ihn ſo leicht kein Nebenbuhler
werde aus der Beſitzung bringen.
Das eintzige machet ihn unruhig/ daß er allezeit
unter der Qualitaͤt eines Freundes um die Princeſ-
ſin ſeyn ſoll: da er lieber um ſie als ein Amant, der
ſich entdecket haͤtte/ geweſen waͤre. Doch er darff
es nicht wagen/ ſich gantz herauszulaſſen/ aus Furcht/
daß er auch daruͤber die Ehre der Freundſchafft ein-
buͤſſet. Bißweilen giebt er ſich wohl etwas bloß; al-
lein ſie erinnert ihn jedesmahl ſeiner Schuldigkeit.
Darauf koͤmt die Princeßin in Spanien an. Der
Koͤnig ihr Gemahl koͤm̃t ihr in Leon entgegen/ da
die Heyrath ſoll geſchloſſen werden. Dom Juan de
Luna wolte gerne/ daß die zwiſchen Alphonſus und
der Graͤfin von Etienne zu gleicher Zeit vorſich gien-
ge/ aber der Koͤnig erklaͤret ſich nicht/ und Alphon-
ſus iſt auch gantz kaltſinnig/ weil ihn die Koͤnigin im
Kopffe ſtecket.
Zu der Zeit giebt der Ertzbiſchoff von Sevilien
das groſſe Feſtin, davon im Anfange dieſes Tra-
etaͤtleins geredet worden/ und wo die Damen
die Ringe denenjenigen Cavallieren geben/ wel-
che ſie vor andern zu æſtimiren wollen angeſe-
hen ſeyn.
Nach geendetem Feſtin, als ſich der Hoff fortge-
macht/ und den Koͤnig mit der Koͤnigin allein gelaſſen
ſo kam Alphonſus, welcher uͤber ſeine Liebe gantz die
Vernunfft verlohren/ ſich nicht entſchlieſſen/ nach ſei-
nem Qvaꝛtiere zu begeben/ ſondeꝛn ſpatzieret gantz al-
lein auf einẽ kleinen Walle hin und wieder/ der gleich
un-
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