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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Heinrich des Vierdten
meynet/ Alphonsus liebe sie nun weit mehr/ als ei-
ne Person in der Welt.

Jndeß sie in dieser eingebildeten Vergnügung
sich täglich letzet/ kömmt Alphonsus in Portugal, und
verliebet sich daselbst in die Princeßin/ welche als
Braut soll abgeholet/ und auf den Thron in Castili-
en gesetzet werden. Jhre Schönheit/ ob sie schon gantz
ungemein/ rühret ihn nicht so sehr/ als ihre liebrei-
chen und verpflichteten Maniren. Er kennet sie nicht
länger als drey Tage/ als die Princeßin/ die schon
auf sein Wesen unterschiedliche mahl genaue Ach-
tung gegeben/ ihn um seine Freudschafft anspricht.

Diese Compliment scheinet ihm sehr neu in ei-
nem solchen Lande/ als Spanien ist/ und von einer
solchen Person/ als die Königin. Doch es gefällt
ihm unendlich wohl/ und er entschliesset sich solches
zu Nutze zu machen. Er antwortet nach einiger Er-
holung mit so passionirter Art/ daß unter dieser Ver-
sprechung der Freundschafft nicht wenig Liebe her-
vorblicket.

Die Princeßin nimmt solche seine Erklärung gantz
freundlich auf/ und von selbiger Zeit an vergißt Al-
phonsus
beydes die Gräfin von Saint Etienne als
Catharinen von Sandoval. Er wird immer von
der Princeßin gütig angesehen/ ja sie läßt jedesmahl
eine besondere Freude mercken/ wann er mit ihr re-
det/ und da er also glaubet/ daß er von ihr geliebet
werde/ wird er dadurch zu den hefftigsten Liebhaber
von der Welt gemacht.

Ob er nun schon bedencket/ daß sie vor den König
von Castilien bestimmet sey/ so hält er doch diesen
Herrn vor einen solchen Ehgemahl/ der keinen Aman-

ten

Heinrich des Vierdten
meynet/ Alphonſus liebe ſie nun weit mehr/ als ei-
ne Perſon in der Welt.

Jndeß ſie in dieſer eingebildeten Vergnuͤgung
ſich taͤglich letzet/ koͤm̃t Alphonſus in Portugal, und
verliebet ſich daſelbſt in die Princeßin/ welche als
Braut ſoll abgeholet/ und auf den Thron in Caſtili-
en geſetzet werden. Jhre Schoͤnheit/ ob ſie ſchon gantz
ungemein/ ruͤhret ihn nicht ſo ſehr/ als ihre liebrei-
chen und verpflichteten Maniren. Er kennet ſie nicht
laͤnger als drey Tage/ als die Princeßin/ die ſchon
auf ſein Weſen unterſchiedliche mahl genaue Ach-
tung gegeben/ ihn um ſeine Freudſchafft anſpricht.

Dieſe Compliment ſcheinet ihm ſehr neu in ei-
nem ſolchen Lande/ als Spanien iſt/ und von einer
ſolchen Perſon/ als die Koͤnigin. Doch es gefaͤllt
ihm unendlich wohl/ und er entſchlieſſet ſich ſolches
zu Nutze zu machen. Er antwortet nach einiger Er-
holung mit ſo paſſionirter Art/ daß unter dieſer Ver-
ſprechung der Freundſchafft nicht wenig Liebe her-
vorblicket.

Die Princeßin nim̃t ſolche ſeine Erklaͤrung gantz
freundlich auf/ und von ſelbiger Zeit an vergißt Al-
phonſus
beydes die Graͤfin von Saint Etienne als
Catharinen von Sandoval. Er wird immer von
der Princeßin guͤtig angeſehen/ ja ſie laͤßt jedesmahl
eine beſondere Freude mercken/ wann er mit ihr re-
det/ und da er alſo glaubet/ daß er von ihr geliebet
werde/ wird er dadurch zu den hefftigſten Liebhaber
von der Welt gemacht.

Ob er nun ſchon bedencket/ daß ſie vor den Koͤnig
von Caſtilien beſtimmet ſey/ ſo haͤlt er doch dieſen
Herꝛn vor einẽ ſolchen Ehgemahl/ der keinen Aman-

ten
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[430/0466] Heinrich des Vierdten meynet/ Alphonſus liebe ſie nun weit mehr/ als ei- ne Perſon in der Welt. Jndeß ſie in dieſer eingebildeten Vergnuͤgung ſich taͤglich letzet/ koͤm̃t Alphonſus in Portugal, und verliebet ſich daſelbſt in die Princeßin/ welche als Braut ſoll abgeholet/ und auf den Thron in Caſtili- en geſetzet werden. Jhre Schoͤnheit/ ob ſie ſchon gantz ungemein/ ruͤhret ihn nicht ſo ſehr/ als ihre liebrei- chen und verpflichteten Maniren. Er kennet ſie nicht laͤnger als drey Tage/ als die Princeßin/ die ſchon auf ſein Weſen unterſchiedliche mahl genaue Ach- tung gegeben/ ihn um ſeine Freudſchafft anſpricht. Dieſe Compliment ſcheinet ihm ſehr neu in ei- nem ſolchen Lande/ als Spanien iſt/ und von einer ſolchen Perſon/ als die Koͤnigin. Doch es gefaͤllt ihm unendlich wohl/ und er entſchlieſſet ſich ſolches zu Nutze zu machen. Er antwortet nach einiger Er- holung mit ſo paſſionirter Art/ daß unter dieſer Ver- ſprechung der Freundſchafft nicht wenig Liebe her- vorblicket. Die Princeßin nim̃t ſolche ſeine Erklaͤrung gantz freundlich auf/ und von ſelbiger Zeit an vergißt Al- phonſus beydes die Graͤfin von Saint Etienne als Catharinen von Sandoval. Er wird immer von der Princeßin guͤtig angeſehen/ ja ſie laͤßt jedesmahl eine beſondere Freude mercken/ wann er mit ihr re- det/ und da er alſo glaubet/ daß er von ihr geliebet werde/ wird er dadurch zu den hefftigſten Liebhaber von der Welt gemacht. Ob er nun ſchon bedencket/ daß ſie vor den Koͤnig von Caſtilien beſtimmet ſey/ ſo haͤlt er doch dieſen Herꝛn vor einẽ ſolchen Ehgemahl/ der keinen Aman- ten

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/466>, abgerufen am 22.11.2024.