Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.geheime Liebes-Geschichte. wird aber durch eine Frauens-Persohn aufgehalten/die ihn bey der Hand nimmt/ und sagt: Wie dann nun; Sire? Befindet ihr euch noch nicht wohl? Aus dieser Anrede mercket Alphonsus, dieses sey die Kö- nigin/ und geräth in so verwirrten Zustand als ein Mensch seyn mag. Er weiß Anfangs nicht/ was bey dieser Avanture Die Liebe bringet endlich Alphonsus zu einen Die Verfasserin des Tractats lässet beyde Ver- Der König von Castilien/ nach dem er vernom- regten/ G g 5
geheime Liebes-Geſchichte. wird aber durch eine Frauens-Perſohn aufgehalten/die ihn bey der Hand nimmt/ und ſagt: Wie dann nun; Sire? Befindet ihr euch noch nicht wohl? Aus dieſer Anrede mercket Alphonſus, dieſes ſey die Koͤ- nigin/ und geraͤth in ſo verwirrten Zuſtand als ein Menſch ſeyn mag. Er weiß Anfangs nicht/ was bey dieſer Avanture Die Liebe bringet endlich Alphonſus zu einen Die Verfaſſerin des Tractats laͤſſet beyde Ver- Der Koͤnig von Caſtilien/ nach dem er vernom- regten/ G g 5
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geheime Liebes-Geſchichte.
wird aber durch eine Frauens-Perſohn aufgehalten/
die ihn bey der Hand nimmt/ und ſagt: Wie dann
nun; Sire? Befindet ihr euch noch nicht wohl? Aus
dieſer Anrede mercket Alphonſus, dieſes ſey die Koͤ-
nigin/ und geraͤth in ſo verwirrten Zuſtand als ein
Menſch ſeyn mag.
Er weiß Anfangs nicht/ was bey dieſer Avanture
zu beginnen. Doch diß verſtehet er wohl/ daß die Koͤ-
nigin ihn vor den Koͤnig halte/ und der Koͤnig| nicht
bey ihr ſeyn muͤſſe. Er muthmaſſet auch wohl/ daß
der/ ſo ihn unten bey den Ermel genommen/ der Koͤ-
nig ſelbſt koͤnne geweſen ſeyn. Aber was ſoll er end-
lich thun? Die Koͤnigin haͤlt ihn noch immer umar-
met/ faͤhret zu fragen fort: Ob er ſich noch uͤbel auff
befinde? Und ob er einige von ſeinen Leuten herzu zu-
ruffen verlange?
Die Liebe bringet endlich Alphonſus zu einen
Entſchluß. Ob er ſchon ſiehet/ daß es ihn das Leben
koſten werde/ kan er doch ſich nicht bezwingen/ dieſe
Gelegenheit vorbey zu laſſen/ welche ihm dieſe ſchoͤ-
ne Princeßin in die Armen liefert. Er leget ſich in
das Koͤnigliche Bette/ und die Koͤnigin nicht anders
meynend/ als daß es der Koͤnig ſey/ legt ſich immer zu
ihn hinein.
Die Verfaſſerin des Tractats laͤſſet beyde Ver-
liebte beyſammen/ darum wollen wir ſie auch nicht
ſtoͤhren/ ſondern nur in der Erzehlung fortfahren/ wo-
her dieſe Abendtheuer eigentlich entſtanden.
Der Koͤnig von Caſtilien/ nach dem er vernom-
men/ daß die Meynung ſo man von ſeiner Untuͤchtig-
keit haͤtte/ dem Reiche einen Erben zu geben/ alle die
Factionen unterhielt/ die taͤglich wider ihn ſich er-
regten/
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