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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Heinrich des Vierdten
regeten/ entschliesset endlich/ es möchte kosten/ was es
wolte/ diesen Verdacht auszulöschen/ und daher zu
leiden/ daß man in der Königin Bette seinen Platz
nähme. Er wirfft deswegen seine Augen auf den
Grafen von Ledesma, seinen Favoriten/ und legt es
mit selbigen ab/ daß so bald er sich die Hochzeit Nacht
mit der Königin bey Seite gemacht/ wolte er sich stel-
len/ als würde ihm nicht wohl/ und wolte so dann
durch die heimliche Treppe herunter auf den kleinen
Wall steigen/ allwo sich der Graf solte finden lassen/
an seine Statt hinauf schleichen/ und sich in der Kö-
nigin Bette legen; Endlich nach geschehener Ver-
richtung durch eben selbige Stiege wieder herab kom-
men/ und den König lassen hinauf gehen/ daß er so
dann die vorige Stelle wieder einnähme.

Als nun die Sachen also bestellet/ findet der König
an statt des Grafen von Ledesma den Graf Alphon-
sus,
den er in finstern nicht kennet/ also vor jenen hält/
und das Quartier anweiset. Alphonsus ist nicht eben
lange hinein/ da kömmt der Graf von Ledesma an-
gezogen: Er siehet iemand allda sitzend/ gehet auf sol-
chen loß/ und wird gewahr/ daß es der König sey. Er
giebt sich zu erkennen/ und setzet den König in die äu-
serste Bestürtzung; da er aus seiner Gegenwart ge-
wahr wird/ es sey ein anderer von ihn zur Königin ge-
führet worden.

Daher sind seine ersten Gedancken/ er wolle sich
wieder hinauf begeben/ und denjenigen gleich ermor-
den/ den er bey ihr antreffen würde. Aber gleich fällt
ihm ein/ es würde solches nur ein Lermen geben/ so
ihm zum Schimpffe gereichete/ und daß es wohl das
beste wäre/ man dissimulirete: Also befindet sich

Alphon-

Heinrich des Vierdten
regeten/ entſchlieſſet endlich/ es moͤchte koſten/ was es
wolte/ dieſen Verdacht auszuloͤſchen/ und daher zu
leiden/ daß man in der Koͤnigin Bette ſeinen Platz
naͤhme. Er wirfft deswegen ſeine Augen auf den
Grafen von Ledesma, ſeinen Favoriten/ und legt es
mit ſelbigen ab/ daß ſo bald er ſich die Hochzeit Nacht
mit der Koͤnigin bey Seite gemacht/ wolte er ſich ſtel-
len/ als wuͤrde ihm nicht wohl/ und wolte ſo dann
durch die heimliche Treppe herunter auf den kleinen
Wall ſteigen/ allwo ſich der Graf ſolte finden laſſen/
an ſeine Statt hinauf ſchleichen/ und ſich in der Koͤ-
nigin Bette legen; Endlich nach geſchehener Ver-
richtung durch eben ſelbige Stiege wieder herab kom-
men/ und den Koͤnig laſſen hinauf gehen/ daß er ſo
dann die vorige Stelle wieder einnaͤhme.

Als nun die Sachen alſo beſtellet/ findet der Koͤnig
an ſtatt des Gꝛafen von Ledesma den Graf Alphon-
ſus,
den er in finſtern nicht kennet/ alſo vor jenen haͤlt/
und das Quartier anweiſet. Alphonſus iſt nicht eben
lange hinein/ da koͤmmt der Graf von Ledesma an-
gezogen: Er ſiehet iemand allda ſitzend/ gehet auf ſol-
chen loß/ und wird gewahr/ daß es der Koͤnig ſey. Er
giebt ſich zu erkennen/ und ſetzet den Koͤnig in die aͤu-
ſerſte Beſtuͤrtzung; da er aus ſeiner Gegenwart ge-
wahr wird/ es ſey ein anderer von ihn zur Koͤnigin ge-
fuͤhret worden.

Daher ſind ſeine erſten Gedancken/ er wolle ſich
wieder hinauf begeben/ und denjenigen gleich ermor-
den/ den er bey ihr antreffen wuͤrde. Aber gleich faͤllt
ihm ein/ es wuͤrde ſolches nur ein Lermen geben/ ſo
ihm zum Schimpffe gereichete/ und daß es wohl das
beſte waͤre/ man diſſimulirete: Alſo befindet ſich

Alphon-
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[434/0470] Heinrich des Vierdten regeten/ entſchlieſſet endlich/ es moͤchte koſten/ was es wolte/ dieſen Verdacht auszuloͤſchen/ und daher zu leiden/ daß man in der Koͤnigin Bette ſeinen Platz naͤhme. Er wirfft deswegen ſeine Augen auf den Grafen von Ledesma, ſeinen Favoriten/ und legt es mit ſelbigen ab/ daß ſo bald er ſich die Hochzeit Nacht mit der Koͤnigin bey Seite gemacht/ wolte er ſich ſtel- len/ als wuͤrde ihm nicht wohl/ und wolte ſo dann durch die heimliche Treppe herunter auf den kleinen Wall ſteigen/ allwo ſich der Graf ſolte finden laſſen/ an ſeine Statt hinauf ſchleichen/ und ſich in der Koͤ- nigin Bette legen; Endlich nach geſchehener Ver- richtung durch eben ſelbige Stiege wieder herab kom- men/ und den Koͤnig laſſen hinauf gehen/ daß er ſo dann die vorige Stelle wieder einnaͤhme. Als nun die Sachen alſo beſtellet/ findet der Koͤnig an ſtatt des Gꝛafen von Ledesma den Graf Alphon- ſus, den er in finſtern nicht kennet/ alſo vor jenen haͤlt/ und das Quartier anweiſet. Alphonſus iſt nicht eben lange hinein/ da koͤmmt der Graf von Ledesma an- gezogen: Er ſiehet iemand allda ſitzend/ gehet auf ſol- chen loß/ und wird gewahr/ daß es der Koͤnig ſey. Er giebt ſich zu erkennen/ und ſetzet den Koͤnig in die aͤu- ſerſte Beſtuͤrtzung; da er aus ſeiner Gegenwart ge- wahr wird/ es ſey ein anderer von ihn zur Koͤnigin ge- fuͤhret worden. Daher ſind ſeine erſten Gedancken/ er wolle ſich wieder hinauf begeben/ und denjenigen gleich ermor- den/ den er bey ihr antreffen wuͤrde. Aber gleich faͤllt ihm ein/ es wuͤrde ſolches nur ein Lermen geben/ ſo ihm zum Schimpffe gereichete/ und daß es wohl das beſte waͤre/ man diſſimulirete: Alſo befindet ſich Alphon-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/470>, abgerufen am 01.06.2024.