Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

vor einen Edelmann.

zu bewahren/ dannenhero man auch ihre Treue auf
das beste vergelten müsse.

Darauf führet der Autor Exempel an/ wie die Fa-
ctionen der Grossen in einem Staat so gefährlich wä-
ren; um nun solche abzuwenden/ müsse ein Fürst sich
zum Schiedsmann ihrer Streitigkeiten machen/ und
ihre Praetensionen/ Vorzüge und Würden reguliren;
fände ein Herr bereits in seinem Staate eine Faction
formiret/ so solle er dem Theile/ das am meisten recht
hat/ beystehen/ und die andere Partie ruiniren/ und
hernach könne er auch schon diejenige wieder ernie-
drigen/ welcher er vorhero aufgeholffen.

Hierauf rühmet der Autor Franckreichs Glück-
seeligkeit/ weil der König die Faction der Religion
zu einen so vorthelhafften Unvermögen gebracht/ daß
sie die Ruhe des Staats nicht turbiren könten.

Nach solchen entdecket er die Ursach der Aufruhr
des Volckes/ und saget/ sie käme von dem Unverstan-
de und üblen Aufführung der Minister und Bedien-
ten her/ so ein Fürst zu Regierung seines Staats er-
wehlet hätte/ und von den allzuschweren Aufflagen.

Diesem nun vorzukommen/ solle ein Fürst kluge
Ministros, und die dem Volcke angenehm wären/
annehmen: die Beammten/ die sich bestechen lassen/
solle er nachdrücklich straffen. Und was die Auff-
lagen anlangete/ so käme es| Fürsten zu/ das Ver-
mögen ihrer Unterthanen zu schonen/ und wenn sie ja
neue Steuren anzulegen genöthiget wären/ solten sie
dessen Ursache denen Unterthanen eröffnen/ und da-
bey versprechen/ selbige also fort wieder abzuthun/ so
bald die Nothwendigkeit des Staats solches würde
verstatten.

vor einen Edelmann.

zu bewahren/ dannenhero man auch ihre Treue auf
das beſte vergelten muͤſſe.

Darauf fuͤhret der Autor Exempel an/ wie die Fa-
ctionen deꝛ Gꝛoſſen in einem Staat ſo gefaͤhꝛlich waͤ-
ren; um nun ſolche abzuwenden/ muͤſſe ein Fuͤrſt ſich
zum Schiedsmann ihrer Stꝛeitigkeiten machen/ und
ihre Prætenſionen/ Voꝛzuͤge und Wuͤrden reguliren;
faͤnde ein Herꝛ bereits in ſeinem Staate eine Faction
formiret/ ſo ſolle er dem Theile/ das am meiſten recht
hat/ beyſtehen/ und die andere Partie ruiniren/ und
hernach koͤnne er auch ſchon diejenige wieder ernie-
drigen/ welcher er vorhero aufgeholffen.

Hierauf ruͤhmet der Autor Franckreichs Gluͤck-
ſeeligkeit/ weil der Koͤnig die Faction der Religion
zu einen ſo vorthelhafften Unvermoͤgen gebracht/ daß
ſie die Ruhe des Staats nicht turbiren koͤnten.

Nach ſolchen entdecket er die Urſach der Aufruhr
des Volckes/ und ſaget/ ſie kaͤme von dem Unverſtan-
de und uͤblen Auffuͤhrung der Miniſter und Bedien-
ten her/ ſo ein Fuͤrſt zu Regierung ſeines Staats er-
wehlet haͤtte/ und von den allzuſchweren Aufflagen.

Dieſem nun vorzukommen/ ſolle ein Fuͤrſt kluge
Miniſtros, und die dem Volcke angenehm waͤren/
annehmen: die Beam̃ten/ die ſich beſtechen laſſen/
ſolle er nachdruͤcklich ſtraffen. Und was die Auff-
lagen anlangete/ ſo kaͤme es| Fuͤrſten zu/ das Ver-
moͤgen ihrer Unterthanen zu ſchonen/ und wenn ſie ja
neue Steuren anzulegen genoͤthiget waͤren/ ſolten ſie
deſſen Urſache denen Unterthanen eroͤffnen/ und da-
bey verſprechen/ ſelbige alſo fort wieder abzuthun/ ſo
bald die Nothwendigkeit des Staats ſolches wuͤrde
verſtatten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0047" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vor einen Edelmann.</hi></fw><lb/>
zu bewahren/ dannenhero man auch ihre Treue auf<lb/>
das be&#x017F;te vergelten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>Darauf fu&#x0364;hret der <hi rendition="#aq">Autor</hi> Exempel an/ wie die <hi rendition="#aq">Fa-<lb/>
ctio</hi>nen de&#xA75B; G&#xA75B;o&#x017F;&#x017F;en in einem Staat &#x017F;o gefa&#x0364;h&#xA75B;lich wa&#x0364;-<lb/>
ren; um nun &#x017F;olche abzuwenden/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ein Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
zum Schiedsmann ihrer St&#xA75B;eitigkeiten machen/ und<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Præten&#x017F;io</hi>nen/ Vo&#xA75B;zu&#x0364;ge und Wu&#x0364;rden reguliren;<lb/>
fa&#x0364;nde ein Her&#xA75B; bereits in &#x017F;einem Staate eine <hi rendition="#aq">Faction<lb/>
formi</hi>ret/ &#x017F;o &#x017F;olle er dem Theile/ das am mei&#x017F;ten recht<lb/>
hat/ bey&#x017F;tehen/ und die andere Partie ruiniren/ und<lb/>
hernach ko&#x0364;nne er auch &#x017F;chon diejenige wieder ernie-<lb/>
drigen/ welcher er vorhero aufgeholffen.</p><lb/>
              <p>Hierauf ru&#x0364;hmet der <hi rendition="#aq">Autor</hi> Franckreichs Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eeligkeit/ weil der Ko&#x0364;nig die <hi rendition="#aq">Faction</hi> der Religion<lb/>
zu einen &#x017F;o vorthelhafften Unvermo&#x0364;gen gebracht/ daß<lb/>
&#x017F;ie die Ruhe des Staats nicht turbiren ko&#x0364;nten.</p><lb/>
              <p>Nach &#x017F;olchen entdecket er die Ur&#x017F;ach der Aufruhr<lb/>
des Volckes/ und &#x017F;aget/ &#x017F;ie ka&#x0364;me von dem Unver&#x017F;tan-<lb/>
de und u&#x0364;blen Auffu&#x0364;hrung der <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter</hi> und Bedien-<lb/>
ten her/ &#x017F;o ein Fu&#x0364;r&#x017F;t zu Regierung &#x017F;eines Staats er-<lb/>
wehlet ha&#x0364;tte/ und von den allzu&#x017F;chweren Aufflagen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;em nun vorzukommen/ &#x017F;olle ein Fu&#x0364;r&#x017F;t kluge<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tros,</hi> und die dem Volcke angenehm wa&#x0364;ren/<lb/>
annehmen: die Beam&#x0303;ten/ die &#x017F;ich be&#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;olle er nachdru&#x0364;cklich &#x017F;traffen. Und was die Auff-<lb/>
lagen anlangete/ &#x017F;o ka&#x0364;me es| Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu/ das Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen ihrer Unterthanen zu &#x017F;chonen/ und wenn &#x017F;ie ja<lb/>
neue Steuren anzulegen geno&#x0364;thiget wa&#x0364;ren/ &#x017F;olten &#x017F;ie<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ache denen Unterthanen ero&#x0364;ffnen/ und da-<lb/>
bey ver&#x017F;prechen/ &#x017F;elbige al&#x017F;o fort wieder abzuthun/ &#x017F;o<lb/>
bald die Nothwendigkeit des Staats &#x017F;olches wu&#x0364;rde<lb/>
ver&#x017F;tatten.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Zu</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[27/0047] vor einen Edelmann. zu bewahren/ dannenhero man auch ihre Treue auf das beſte vergelten muͤſſe. Darauf fuͤhret der Autor Exempel an/ wie die Fa- ctionen deꝛ Gꝛoſſen in einem Staat ſo gefaͤhꝛlich waͤ- ren; um nun ſolche abzuwenden/ muͤſſe ein Fuͤrſt ſich zum Schiedsmann ihrer Stꝛeitigkeiten machen/ und ihre Prætenſionen/ Voꝛzuͤge und Wuͤrden reguliren; faͤnde ein Herꝛ bereits in ſeinem Staate eine Faction formiret/ ſo ſolle er dem Theile/ das am meiſten recht hat/ beyſtehen/ und die andere Partie ruiniren/ und hernach koͤnne er auch ſchon diejenige wieder ernie- drigen/ welcher er vorhero aufgeholffen. Hierauf ruͤhmet der Autor Franckreichs Gluͤck- ſeeligkeit/ weil der Koͤnig die Faction der Religion zu einen ſo vorthelhafften Unvermoͤgen gebracht/ daß ſie die Ruhe des Staats nicht turbiren koͤnten. Nach ſolchen entdecket er die Urſach der Aufruhr des Volckes/ und ſaget/ ſie kaͤme von dem Unverſtan- de und uͤblen Auffuͤhrung der Miniſter und Bedien- ten her/ ſo ein Fuͤrſt zu Regierung ſeines Staats er- wehlet haͤtte/ und von den allzuſchweren Aufflagen. Dieſem nun vorzukommen/ ſolle ein Fuͤrſt kluge Miniſtros, und die dem Volcke angenehm waͤren/ annehmen: die Beam̃ten/ die ſich beſtechen laſſen/ ſolle er nachdruͤcklich ſtraffen. Und was die Auff- lagen anlangete/ ſo kaͤme es| Fuͤrſten zu/ das Ver- moͤgen ihrer Unterthanen zu ſchonen/ und wenn ſie ja neue Steuren anzulegen genoͤthiget waͤren/ ſolten ſie deſſen Urſache denen Unterthanen eroͤffnen/ und da- bey verſprechen/ ſelbige alſo fort wieder abzuthun/ ſo bald die Nothwendigkeit des Staats ſolches wuͤrde verſtatten. Zu

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/47
Zitationshilfe:	Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/47>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.