Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite
Politische Unterweisungen

Zu Eintreibung der Steuren und Aufflagen solle
ein Fürst auffrichtige Leute gebrauchen/ und die leut-
seelig und geduldig wären.

Neue Gesetze solle ein Fürst nicht einführen/ wo sie
nicht dem gemeinen besten höchst nützlich/ und man
versichert/ daß man sie dem Volcke könne angenehme
machen.

Die Rebellionen in einem Staat zeigeten/ daß kein
Thier übler zu regieren/ als das Volck/ denn es wäre
allezeit dasselbe von Neid/ Verdacht/ und Mißtrau-
en angefüllet; wegen des Guten/ so es empfangen/
sey es undanckbar/ und wegen des Unrechts/ so man
ihm anthät/ fertig zur Rache.

Man müsse dahero um ein so grosses Corpus
wohl zu regieren/ es erst genau erkennen lernen. Und
wäre solches von drey Gattungen Leute zusammen
gesetzet. Reichen/ und die in Ansehen wären; Ar-
men/ die gar nichts hätten; und mittel Art. Diese
Letztern wären am leichtesten zu regieren/ denn sie
hätten keine Ambition, und keine Dürfftigkeit;
welche beyde denen Reichen und denen Armen alles
zu unterfangen anlaß gäben.

Die Großen in einem Staat solle ein Fürst nicht
etwan unbilliger Weise auf die Seite schaffen/ son-
dern nur darauf sehen/ daß er sie in Liebe und in
Furcht gegen sich erhalte.

Sonderlich solle ein großer Herr die Vornehm-
sten nahe bey sich in den ansehnlichsten Ehrenstellen
lassen/ dem Adel aber subalternirende Chargen ge-
ben/ welche wohl sähen/ daß sie wieder in ihren ersten
Stand zurück fallen würden/ wann sie nicht des
Fürsten Autorität erhielte.

So
Politiſche Unterweiſungen

Zu Eintreibung der Steuren und Aufflagen ſolle
ein Fuͤrſt auffrichtige Leute gebrauchen/ und die leut-
ſeelig und geduldig waͤren.

Neue Geſetze ſolle ein Fuͤrſt nicht einfuͤhren/ wo ſie
nicht dem gemeinen beſten hoͤchſt nuͤtzlich/ und man
verſichert/ daß man ſie dem Volcke koͤnne angenehme
machen.

Die Rebellionen in einem Staat zeigeten/ daß kein
Thier uͤbler zu regieren/ als das Volck/ denn es waͤre
allezeit daſſelbe von Neid/ Verdacht/ und Mißtrau-
en angefuͤllet; wegen des Guten/ ſo es empfangen/
ſey es undanckbar/ und wegen des Unrechts/ ſo man
ihm anthaͤt/ fertig zur Rache.

Man muͤſſe dahero um ein ſo groſſes Corpus
wohl zu regieren/ es erſt genau erkennen lernen. Und
waͤre ſolches von drey Gattungen Leute zuſammen
geſetzet. Reichen/ und die in Anſehen waͤren; Ar-
men/ die gar nichts haͤtten; und mittel Art. Dieſe
Letztern waͤren am leichteſten zu regieren/ denn ſie
haͤtten keine Ambition, und keine Duͤrfftigkeit;
welche beyde denen Reichen und denen Armen alles
zu unterfangen anlaß gaͤben.

Die Großen in einem Staat ſolle ein Fuͤrſt nicht
etwan unbilliger Weiſe auf die Seite ſchaffen/ ſon-
dern nur darauf ſehen/ daß er ſie in Liebe und in
Furcht gegen ſich erhalte.

Sonderlich ſolle ein großer Herr die Vornehm-
ſten nahe bey ſich in den anſehnlichſten Ehrenſtellen
laſſen/ dem Adel aber ſubalternirende Chargen ge-
ben/ welche wohl ſaͤhen/ daß ſie wieder in ihren erſten
Stand zuruͤck fallen wuͤrden/ wann ſie nicht des
Fuͤrſten Autoritaͤt erhielte.

So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0048" n="28"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Politi&#x017F;che Unterwei&#x017F;ungen</hi> </fw><lb/>
              <p>Zu Eintreibung der Steuren und Aufflagen &#x017F;olle<lb/>
ein Fu&#x0364;r&#x017F;t auffrichtige Leute gebrauchen/ und die leut-<lb/>
&#x017F;eelig und geduldig wa&#x0364;ren.</p><lb/>
              <p>Neue Ge&#x017F;etze &#x017F;olle ein Fu&#x0364;r&#x017F;t nicht einfu&#x0364;hren/ wo &#x017F;ie<lb/>
nicht dem gemeinen be&#x017F;ten ho&#x0364;ch&#x017F;t nu&#x0364;tzlich/ und man<lb/>
ver&#x017F;ichert/ daß man &#x017F;ie dem Volcke ko&#x0364;nne angenehme<lb/>
machen.</p><lb/>
              <p>Die Rebellionen in einem Staat zeigeten/ daß kein<lb/>
Thier u&#x0364;bler zu regieren/ als das Volck/ denn es wa&#x0364;re<lb/>
allezeit da&#x017F;&#x017F;elbe von Neid/ Verdacht/ und Mißtrau-<lb/>
en angefu&#x0364;llet; wegen des Guten/ &#x017F;o es empfangen/<lb/>
&#x017F;ey es undanckbar/ und wegen des Unrechts/ &#x017F;o man<lb/>
ihm antha&#x0364;t/ fertig zur Rache.</p><lb/>
              <p>Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e dahero um ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">Corpus</hi><lb/>
wohl zu regieren/ es er&#x017F;t genau erkennen lernen. Und<lb/>
wa&#x0364;re &#x017F;olches von drey Gattungen Leute zu&#x017F;ammen<lb/>
ge&#x017F;etzet. Reichen/ und die in An&#x017F;ehen wa&#x0364;ren; Ar-<lb/>
men/ die gar nichts ha&#x0364;tten; und mittel Art. Die&#x017F;e<lb/>
Letztern wa&#x0364;ren am leichte&#x017F;ten zu regieren/ denn &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;tten keine <hi rendition="#aq">Ambition,</hi> und keine Du&#x0364;rfftigkeit;<lb/>
welche beyde denen Reichen und denen Armen alles<lb/>
zu unterfangen anlaß ga&#x0364;ben.</p><lb/>
              <p>Die Großen in einem Staat &#x017F;olle ein Fu&#x0364;r&#x017F;t nicht<lb/>
etwan unbilliger Wei&#x017F;e auf die Seite &#x017F;chaffen/ &#x017F;on-<lb/>
dern nur darauf &#x017F;ehen/ daß er &#x017F;ie in Liebe und in<lb/>
Furcht gegen &#x017F;ich erhalte.</p><lb/>
              <p>Sonderlich &#x017F;olle ein großer Herr die Vornehm-<lb/>
&#x017F;ten nahe bey &#x017F;ich in den an&#x017F;ehnlich&#x017F;ten Ehren&#x017F;tellen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ dem Adel aber <hi rendition="#aq">&#x017F;ubalterni</hi>rende Chargen ge-<lb/>
ben/ welche wohl &#x017F;a&#x0364;hen/ daß &#x017F;ie wieder in ihren er&#x017F;ten<lb/>
Stand zuru&#x0364;ck fallen wu&#x0364;rden/ wann &#x017F;ie nicht des<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Autorit</hi>a&#x0364;t erhielte.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0048] Politiſche Unterweiſungen Zu Eintreibung der Steuren und Aufflagen ſolle ein Fuͤrſt auffrichtige Leute gebrauchen/ und die leut- ſeelig und geduldig waͤren. Neue Geſetze ſolle ein Fuͤrſt nicht einfuͤhren/ wo ſie nicht dem gemeinen beſten hoͤchſt nuͤtzlich/ und man verſichert/ daß man ſie dem Volcke koͤnne angenehme machen. Die Rebellionen in einem Staat zeigeten/ daß kein Thier uͤbler zu regieren/ als das Volck/ denn es waͤre allezeit daſſelbe von Neid/ Verdacht/ und Mißtrau- en angefuͤllet; wegen des Guten/ ſo es empfangen/ ſey es undanckbar/ und wegen des Unrechts/ ſo man ihm anthaͤt/ fertig zur Rache. Man muͤſſe dahero um ein ſo groſſes Corpus wohl zu regieren/ es erſt genau erkennen lernen. Und waͤre ſolches von drey Gattungen Leute zuſammen geſetzet. Reichen/ und die in Anſehen waͤren; Ar- men/ die gar nichts haͤtten; und mittel Art. Dieſe Letztern waͤren am leichteſten zu regieren/ denn ſie haͤtten keine Ambition, und keine Duͤrfftigkeit; welche beyde denen Reichen und denen Armen alles zu unterfangen anlaß gaͤben. Die Großen in einem Staat ſolle ein Fuͤrſt nicht etwan unbilliger Weiſe auf die Seite ſchaffen/ ſon- dern nur darauf ſehen/ daß er ſie in Liebe und in Furcht gegen ſich erhalte. Sonderlich ſolle ein großer Herr die Vornehm- ſten nahe bey ſich in den anſehnlichſten Ehrenſtellen laſſen/ dem Adel aber ſubalternirende Chargen ge- ben/ welche wohl ſaͤhen/ daß ſie wieder in ihren erſten Stand zuruͤck fallen wuͤrden/ wann ſie nicht des Fuͤrſten Autoritaͤt erhielte. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/48
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/48>, abgerufen am 03.12.2024.