Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Heinrich des Vierdten
let/ so muß ich euch sagen/ daß es nicht der bloße Zu-
fall sey/ der euch zum glückseligsten von der Welt ge-
macht: Es ist eine Würckung meiner Wahl und
des guten Vertrauens so ich auf euch geleget/ indem
ich mich in grausamer Unruhe meiner unglücklichen
Constitution befande. Jch merckete euch auf dem
kleinen Walle; ich danckete dem Himmel/ der euch
mir zuschickete: das übrige wisset ihr schon; enthe-
bet mich/ es euch zu sagen. Aber ihr müsset fortfah-
ren/ mir zu dienen/ und biß auf den geringsten Ver-
dacht mich aus einem Handel herauswickeln/ der
mir allzuschimpfflich ist. Lasset euch diesen Abend
noch einmahl auf selbigem Walle finden/ und ihr
werdet noch einmahl dasjenige Glück geniessen/ daß
ihr bereits geschmecket habet.

Nach diesen Worten verläßt ihn der König/ als
er ihn noch einst umarmet hat/ und in selbigem Au-
genblick läßt er ihm auch die versprochene Pension
der funfzig tausend Ducaten expediren.

Nun ist die Art/ womit er sich gegen Alphonsus
herausgelassen/ so deutlich nicht/ ihn zu nöthigen/ daß
er sich wieder an den vorigen Orte des Nachts ein-
finden solle/ wenn er es anders nicht das erstemahl
gewesen; kömmt er aber/ so will der König daraus
eine ohnfehlbare Uberführung schliessen/ daß sein
Verdacht nicht geirret habe.

Die neue Gnade/ so Alphonsus erhalten/ setzt
den gantzen Hoff in Verwunderung; die Königin
befrembdet solche noch mehr/ als welche weiß/ daß
der König ihn tödtlich hasse. Alphonsus hat grös-
sere Verwirrungen: Er stellet sich mit aller Macht
vor/ der König wolle ihn durch Sicherheit einschläf-

fern

Heinrich des Vierdten
let/ ſo muß ich euch ſagen/ daß es nicht der bloße Zu-
fall ſey/ der euch zum gluͤckſeligſten von der Welt ge-
macht: Es iſt eine Wuͤrckung meiner Wahl und
des guten Vertrauens ſo ich auf euch geleget/ indem
ich mich in grauſamer Unruhe meiner ungluͤcklichen
Conſtitution befande. Jch merckete euch auf dem
kleinen Walle; ich danckete dem Himmel/ der euch
mir zuſchickete: das uͤbrige wiſſet ihr ſchon; enthe-
bet mich/ es euch zu ſagen. Aber ihr muͤſſet fortfah-
ren/ mir zu dienen/ und biß auf den geringſten Ver-
dacht mich aus einem Handel herauswickeln/ der
mir allzuſchimpfflich iſt. Laſſet euch dieſen Abend
noch einmahl auf ſelbigem Walle finden/ und ihr
werdet noch einmahl dasjenige Gluͤck genieſſen/ daß
ihr bereits geſchmecket habet.

Nach dieſen Worten verlaͤßt ihn der Koͤnig/ als
er ihn noch einſt umarmet hat/ und in ſelbigem Au-
genblick laͤßt er ihm auch die verſprochene Penſion
der funfzig tauſend Ducaten expediren.

Nun iſt die Art/ womit er ſich gegen Alphonſus
herausgelaſſen/ ſo deutlich nicht/ ihn zu noͤthigen/ daß
er ſich wieder an den vorigen Orte des Nachts ein-
finden ſolle/ wenn er es anders nicht das erſtemahl
geweſen; koͤm̃t er aber/ ſo will der Koͤnig daraus
eine ohnfehlbare Uberfuͤhrung ſchlieſſen/ daß ſein
Verdacht nicht geirret habe.

Die neue Gnade/ ſo Alphonſus erhalten/ ſetzt
den gantzen Hoff in Verwunderung; die Koͤnigin
befrembdet ſolche noch mehr/ als welche weiß/ daß
der Koͤnig ihn toͤdtlich haſſe. Alphonſus hat groͤſ-
ſere Verwirrungen: Er ſtellet ſich mit aller Macht
vor/ der Koͤnig wolle ihn durch Sicherheit einſchlaͤf-

fern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0478" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Heinrich des Vierdten</hi></fw><lb/>
let/ &#x017F;o muß ich euch &#x017F;agen/ daß es nicht der bloße Zu-<lb/>
fall &#x017F;ey/ der euch zum glu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;ten von der Welt ge-<lb/>
macht: Es i&#x017F;t eine Wu&#x0364;rckung meiner Wahl und<lb/>
des guten Vertrauens &#x017F;o ich auf euch geleget/ indem<lb/>
ich mich in grau&#x017F;amer Unruhe meiner unglu&#x0364;cklichen<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;titution</hi> befande. Jch merckete euch auf dem<lb/>
kleinen Walle; ich danckete dem Himmel/ der euch<lb/>
mir zu&#x017F;chickete: das u&#x0364;brige wi&#x017F;&#x017F;et ihr &#x017F;chon; enthe-<lb/>
bet mich/ es euch zu &#x017F;agen. Aber ihr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et fortfah-<lb/>
ren/ mir zu dienen/ und biß auf den gering&#x017F;ten Ver-<lb/>
dacht mich aus einem Handel herauswickeln/ der<lb/>
mir allzu&#x017F;chimpfflich i&#x017F;t. La&#x017F;&#x017F;et euch die&#x017F;en Abend<lb/>
noch einmahl auf &#x017F;elbigem Walle finden/ und ihr<lb/>
werdet noch einmahl dasjenige Glu&#x0364;ck genie&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
ihr bereits ge&#x017F;chmecket habet.</p><lb/>
            <p>Nach die&#x017F;en Worten verla&#x0364;ßt ihn der Ko&#x0364;nig/ als<lb/>
er ihn noch ein&#x017F;t umarmet hat/ und in &#x017F;elbigem Au-<lb/>
genblick la&#x0364;ßt er ihm auch die ver&#x017F;prochene <hi rendition="#aq">Pen&#x017F;ion</hi><lb/>
der funfzig tau&#x017F;end Ducaten <hi rendition="#aq">expedi</hi>ren.</p><lb/>
            <p>Nun i&#x017F;t die Art/ womit er &#x017F;ich gegen <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi><lb/>
herausgela&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o deutlich nicht/ ihn zu no&#x0364;thigen/ daß<lb/>
er &#x017F;ich wieder an den vorigen Orte des Nachts ein-<lb/>
finden &#x017F;olle/ wenn er es anders nicht das er&#x017F;temahl<lb/>
gewe&#x017F;en; ko&#x0364;m&#x0303;t er aber/ &#x017F;o will der Ko&#x0364;nig daraus<lb/>
eine ohnfehlbare Uberfu&#x0364;hrung &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ein<lb/>
Verdacht nicht geirret habe.</p><lb/>
            <p>Die neue Gnade/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> erhalten/ &#x017F;etzt<lb/>
den gantzen Hoff in Verwunderung; die Ko&#x0364;nigin<lb/>
befrembdet &#x017F;olche noch mehr/ als welche weiß/ daß<lb/>
der Ko&#x0364;nig ihn to&#x0364;dtlich ha&#x017F;&#x017F;e. <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> hat gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Verwirrungen: Er &#x017F;tellet &#x017F;ich mit aller Macht<lb/>
vor/ der Ko&#x0364;nig wolle ihn durch Sicherheit ein&#x017F;chla&#x0364;f-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fern</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0478] Heinrich des Vierdten let/ ſo muß ich euch ſagen/ daß es nicht der bloße Zu- fall ſey/ der euch zum gluͤckſeligſten von der Welt ge- macht: Es iſt eine Wuͤrckung meiner Wahl und des guten Vertrauens ſo ich auf euch geleget/ indem ich mich in grauſamer Unruhe meiner ungluͤcklichen Conſtitution befande. Jch merckete euch auf dem kleinen Walle; ich danckete dem Himmel/ der euch mir zuſchickete: das uͤbrige wiſſet ihr ſchon; enthe- bet mich/ es euch zu ſagen. Aber ihr muͤſſet fortfah- ren/ mir zu dienen/ und biß auf den geringſten Ver- dacht mich aus einem Handel herauswickeln/ der mir allzuſchimpfflich iſt. Laſſet euch dieſen Abend noch einmahl auf ſelbigem Walle finden/ und ihr werdet noch einmahl dasjenige Gluͤck genieſſen/ daß ihr bereits geſchmecket habet. Nach dieſen Worten verlaͤßt ihn der Koͤnig/ als er ihn noch einſt umarmet hat/ und in ſelbigem Au- genblick laͤßt er ihm auch die verſprochene Penſion der funfzig tauſend Ducaten expediren. Nun iſt die Art/ womit er ſich gegen Alphonſus herausgelaſſen/ ſo deutlich nicht/ ihn zu noͤthigen/ daß er ſich wieder an den vorigen Orte des Nachts ein- finden ſolle/ wenn er es anders nicht das erſtemahl geweſen; koͤm̃t er aber/ ſo will der Koͤnig daraus eine ohnfehlbare Uberfuͤhrung ſchlieſſen/ daß ſein Verdacht nicht geirret habe. Die neue Gnade/ ſo Alphonſus erhalten/ ſetzt den gantzen Hoff in Verwunderung; die Koͤnigin befrembdet ſolche noch mehr/ als welche weiß/ daß der Koͤnig ihn toͤdtlich haſſe. Alphonſus hat groͤſ- ſere Verwirrungen: Er ſtellet ſich mit aller Macht vor/ der Koͤnig wolle ihn durch Sicherheit einſchlaͤf- fern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/478
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/478>, abgerufen am 22.11.2024.