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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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geheime Liebes-Geschichte.
fern/ und seinen Untergang befördern. Er will von
allem an die Königin schreiben: Er weiß aber wohl/
daß diese Princeßin von weiteren geheimen Confe-
renz
en mit ihm nichts würde hören wollen/ und wenn
auch der König ihm in Ernst die erste Commission
gegeben. Jmmittelst liebet er doch unmäßig/ und
seine Liebe bringet ihn zu dem Entschluß/ die Gele-
genheit/ so ihm der König angebothen/ noch einst
zu suchen/ und solte er auch darüber umkommen.

Wie Könige von ihren Handlungen nichts kön-
nen verschwiegen halten/ so gehet die Zeitung am
gantzen Hofe herum/ daß diese Nacht der König bey
der Königin wieder schlaffen würde; welches seint
dem Beylager nicht geschehen/ indem sich der König
unpaß gestellet.

Die Königin wird darüber unendlich allarmiret/
doch beschließt sie/ sich nicht wieder also/ wie vor-
mahls/ betrügen zu lassen; es sey nun/ daß ihre Tu-
gend vor dergleichen Conversation ihr einen Ab-
scheu machet/ oder daß sie vorwitzig ist/ zu sehen/ ob
der König Alphonsum wieder zu ihrer Bedienung
ausgelesen/ und ihm dahero eine so ansehnliche Pen-
sion
selbigen Tag gegeben. Sie verbirget dahero
ein brennend Licht in ihrem Betstüblein/ welches
gantz nah an ihrem Bette ist/ sich dessen/ wann sie es
benöthiget/ zu bedienen.

Aber der König hat jedesmahl/ und also auch itzo/
sein Absehen auf Bertrand de la Cueva: den er
auch vor itzo in der Königin Cabinet gestecket/ so bald
als die Nacht herbey/ sich dessen zu bedienen.

Die Königin machet sich in ihr Zimmer/ und der
König folget ihr gleich nach: Er schicket alles ihr

Frauen-
H h 2

geheime Liebes-Geſchichte.
fern/ und ſeinen Untergang befoͤrdern. Er will von
allem an die Koͤnigin ſchreiben: Er weiß aber wohl/
daß dieſe Princeßin von weiteren geheimen Confe-
renz
en mit ihm nichts wuͤrde hoͤren wollen/ und weñ
auch der Koͤnig ihm in Ernſt die erſte Commiſſion
gegeben. Jmmittelſt liebet er doch unmaͤßig/ und
ſeine Liebe bringet ihn zu dem Entſchluß/ die Gele-
genheit/ ſo ihm der Koͤnig angebothen/ noch einſt
zu ſuchen/ und ſolte er auch daruͤber umkommen.

Wie Koͤnige von ihren Handlungen nichts koͤn-
nen verſchwiegen halten/ ſo gehet die Zeitung am
gantzen Hofe herum/ daß dieſe Nacht der Koͤnig bey
der Koͤnigin wieder ſchlaffen wuͤrde; welches ſeint
dem Beylager nicht geſchehen/ indem ſich der Koͤnig
unpaß geſtellet.

Die Koͤnigin wird daruͤber unendlich allarmiret/
doch beſchließt ſie/ ſich nicht wieder alſo/ wie vor-
mahls/ betruͤgen zu laſſen; es ſey nun/ daß ihre Tu-
gend vor dergleichen Converſation ihr einen Ab-
ſcheu machet/ oder daß ſie vorwitzig iſt/ zu ſehen/ ob
der Koͤnig Alphonſum wieder zu ihrer Bedienung
ausgeleſen/ und ihm dahero eine ſo anſehnliche Pen-
ſion
ſelbigen Tag gegeben. Sie verbirget dahero
ein brennend Licht in ihrem Betſtuͤblein/ welches
gantz nah an ihrem Bette iſt/ ſich deſſen/ wann ſie es
benoͤthiget/ zu bedienen.

Aber der Koͤnig hat jedesmahl/ und alſo auch itzo/
ſein Abſehen auf Bertrand de la Cuéva: den er
auch vor itzo in der Koͤnigin Cabinet geſtecket/ ſo bald
als die Nacht herbey/ ſich deſſen zu bedienen.

Die Koͤnigin machet ſich in ihr Zimmer/ und der
Koͤnig folget ihr gleich nach: Er ſchicket alles ihr

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[443/0479] geheime Liebes-Geſchichte. fern/ und ſeinen Untergang befoͤrdern. Er will von allem an die Koͤnigin ſchreiben: Er weiß aber wohl/ daß dieſe Princeßin von weiteren geheimen Confe- renzen mit ihm nichts wuͤrde hoͤren wollen/ und weñ auch der Koͤnig ihm in Ernſt die erſte Commiſſion gegeben. Jmmittelſt liebet er doch unmaͤßig/ und ſeine Liebe bringet ihn zu dem Entſchluß/ die Gele- genheit/ ſo ihm der Koͤnig angebothen/ noch einſt zu ſuchen/ und ſolte er auch daruͤber umkommen. Wie Koͤnige von ihren Handlungen nichts koͤn- nen verſchwiegen halten/ ſo gehet die Zeitung am gantzen Hofe herum/ daß dieſe Nacht der Koͤnig bey der Koͤnigin wieder ſchlaffen wuͤrde; welches ſeint dem Beylager nicht geſchehen/ indem ſich der Koͤnig unpaß geſtellet. Die Koͤnigin wird daruͤber unendlich allarmiret/ doch beſchließt ſie/ ſich nicht wieder alſo/ wie vor- mahls/ betruͤgen zu laſſen; es ſey nun/ daß ihre Tu- gend vor dergleichen Converſation ihr einen Ab- ſcheu machet/ oder daß ſie vorwitzig iſt/ zu ſehen/ ob der Koͤnig Alphonſum wieder zu ihrer Bedienung ausgeleſen/ und ihm dahero eine ſo anſehnliche Pen- ſion ſelbigen Tag gegeben. Sie verbirget dahero ein brennend Licht in ihrem Betſtuͤblein/ welches gantz nah an ihrem Bette iſt/ ſich deſſen/ wann ſie es benoͤthiget/ zu bedienen. Aber der Koͤnig hat jedesmahl/ und alſo auch itzo/ ſein Abſehen auf Bertrand de la Cuéva: den er auch vor itzo in der Koͤnigin Cabinet geſtecket/ ſo bald als die Nacht herbey/ ſich deſſen zu bedienen. Die Koͤnigin machet ſich in ihr Zimmer/ und der Koͤnig folget ihr gleich nach: Er ſchicket alles ihr Frauen- H h 2

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/479>, abgerufen am 22.11.2024.