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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

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I. Abschnitt. [Gleich. 93]
jedenfalls nur sehr wenig von der Dichte abhängt, auch die
Wärmeleitungsfähigkeit von der Dichte unabhängig, was durch
Versuche von Stefan und Kundt und Warburg bestätigt
wurde. Die Versuche über die Abhängigkeit der Wärme-
leitungsfähigkeit von der Temperatur haben noch kein sicheres
Resultat ergeben.

Für verschiedene Gase, für welche k nahezu denselben
Werth hat, ist bei gleicher Temperatur die Wärmeleitungs-
constante dem Quotienten des Reibungscoefficienten dividirt
durch das Molekulargewicht oder, wie der letzte Ausdruck in
Formel 92 zeigt, dem Quadrate des Durchmessers und der
Quadratwurzel aus dem Molekulargewichte verkehrt proportio-
nal, also für die kleineren und leichteren Moleküle bedeutend
grösser, als für die grösseren. Dies wird durch die Erfahrung
bestätigt.

Bezeichnen wir mit gp und gv die auf die Masseneinheit
bezogenen specifischen Wärmen des Gases bei constantem
Drucke und constantem Volumen, wobei die Wärme wieder im
mechanischen Maasse zu messen ist, so hatten wir (Formel 55a)
[Formel 1] ,
daher
93) [Formel 2] .

In der letzten Formel ist das Wärmemaass willkürlich.
Setzt man für Luft von 0° C. und dem Normalbarometerstande
[Formel 3] und für R den soeben angenommenen Werth, so folgt:
[Formel 4] .

In den obigen Maasseinheiten ausgedrückt, wurden für
die Wärmeleitungsfähigkeit der Luft von den verschiedenen
Beobachtern Werthe gefunden, die zwischen 0,000048 und
0,000058 liegen.1) In Anbetracht des Umstandes, dass auch

1) O. E. Meyer, Theorie der Gase. S. 194. Aus den Versuchen
Winkelmann's fand Herr Kutta nach einer verbesserten Annäherungs-
formel den Werth 0,000058 (Münchn. Dissert. 1894. Wied. Ann. Bd. 54.
S. 104. 1895).

I. Abschnitt. [Gleich. 93]
jedenfalls nur sehr wenig von der Dichte abhängt, auch die
Wärmeleitungsfähigkeit von der Dichte unabhängig, was durch
Versuche von Stefan und Kundt und Warburg bestätigt
wurde. Die Versuche über die Abhängigkeit der Wärme-
leitungsfähigkeit von der Temperatur haben noch kein sicheres
Resultat ergeben.

Für verschiedene Gase, für welche κ nahezu denselben
Werth hat, ist bei gleicher Temperatur die Wärmeleitungs-
constante dem Quotienten des Reibungscoëfficienten dividirt
durch das Molekulargewicht oder, wie der letzte Ausdruck in
Formel 92 zeigt, dem Quadrate des Durchmessers und der
Quadratwurzel aus dem Molekulargewichte verkehrt proportio-
nal, also für die kleineren und leichteren Moleküle bedeutend
grösser, als für die grösseren. Dies wird durch die Erfahrung
bestätigt.

Bezeichnen wir mit γp und γv die auf die Masseneinheit
bezogenen specifischen Wärmen des Gases bei constantem
Drucke und constantem Volumen, wobei die Wärme wieder im
mechanischen Maasse zu messen ist, so hatten wir (Formel 55a)
[Formel 1] ,
daher
93) [Formel 2] .

In der letzten Formel ist das Wärmemaass willkürlich.
Setzt man für Luft von 0° C. und dem Normalbarometerstande
[Formel 3] und für R den soeben angenommenen Werth, so folgt:
[Formel 4] .

In den obigen Maasseinheiten ausgedrückt, wurden für
die Wärmeleitungsfähigkeit der Luft von den verschiedenen
Beobachtern Werthe gefunden, die zwischen 0,000048 und
0,000058 liegen.1) In Anbetracht des Umstandes, dass auch

1) O. E. Meyer, Theorie der Gase. S. 194. Aus den Versuchen
Winkelmann’s fand Herr Kutta nach einer verbesserten Annäherungs-
formel den Werth 0,000058 (Münchn. Dissert. 1894. Wied. Ann. Bd. 54.
S. 104. 1895).
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[88/0102] I. Abschnitt. [Gleich. 93] jedenfalls nur sehr wenig von der Dichte abhängt, auch die Wärmeleitungsfähigkeit von der Dichte unabhängig, was durch Versuche von Stefan und Kundt und Warburg bestätigt wurde. Die Versuche über die Abhängigkeit der Wärme- leitungsfähigkeit von der Temperatur haben noch kein sicheres Resultat ergeben. Für verschiedene Gase, für welche κ nahezu denselben Werth hat, ist bei gleicher Temperatur die Wärmeleitungs- constante dem Quotienten des Reibungscoëfficienten dividirt durch das Molekulargewicht oder, wie der letzte Ausdruck in Formel 92 zeigt, dem Quadrate des Durchmessers und der Quadratwurzel aus dem Molekulargewichte verkehrt proportio- nal, also für die kleineren und leichteren Moleküle bedeutend grösser, als für die grösseren. Dies wird durch die Erfahrung bestätigt. Bezeichnen wir mit γp und γv die auf die Masseneinheit bezogenen specifischen Wärmen des Gases bei constantem Drucke und constantem Volumen, wobei die Wärme wieder im mechanischen Maasse zu messen ist, so hatten wir (Formel 55a) [FORMEL], daher 93) [FORMEL]. In der letzten Formel ist das Wärmemaass willkürlich. Setzt man für Luft von 0° C. und dem Normalbarometerstande [FORMEL] und für R den soeben angenommenen Werth, so folgt: [FORMEL]. In den obigen Maasseinheiten ausgedrückt, wurden für die Wärmeleitungsfähigkeit der Luft von den verschiedenen Beobachtern Werthe gefunden, die zwischen 0,000048 und 0,000058 liegen. 1) In Anbetracht des Umstandes, dass auch 1) O. E. Meyer, Theorie der Gase. S. 194. Aus den Versuchen Winkelmann’s fand Herr Kutta nach einer verbesserten Annäherungs- formel den Werth 0,000058 (Münchn. Dissert. 1894. Wied. Ann. Bd. 54. S. 104. 1895).

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/102>, abgerufen am 22.11.2024.