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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

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[Gleich. 57] § 8. Specifische Wärme.
specifische Wärme. Es ist also die specifische Wärme der
Masseneinheit eines Gases bei constantem Volumen:
54) [Formel 1] .

Dagegen ist die specifische Wärme der Masseneinheit bei
constantem Drucke:
55) [Formel 2] .

In beiden Ausdrücken sind alle Grössen bis auf b con-
stant. Letzteres kann eine Function der Temperatur sein. Da
ferner R sich nur auf das Normalgas bezieht und daher für
alle Gase denselben Werth hat, so hat sowohl das Product gp · m,
als auch das Product gv · m, also das Product der specifischen
Wärme in das Molekulargewicht für alle diejenigen Gase den-
selben Werth, für welche b denselben Werth hat (z. B. speciell
für alle Gase, für welche b gleich Null wäre). Die Differenz
der in mechanischem Maasse gemessenen specifischen Wärmen
gp -- gv ist für jedes Gas gleich der Gasconstante desselben
Es ist
55a) [Formel 3] .
Das Product dieser Differenz in das Molekulargewicht m ist
für alle Gase constant gleich R. Das Verhältniss der speci-
fischen Wärmen ist:
56) [Formel 4] .
Umgekehrt ist:
57) [Formel 5] .

In dem Falle, dass die Moleküle vollkommene Kugeln
sind, welchen wir bisher allein betrachtet haben, ist b = 0,
daher k = 1 2/3 . Dieser Werth wurde in der That von Kundt
und Warburg für das Quecksilbergas und in neuester Zeit
von Ramsay auch für Argon und Helion gefunden, für alle
anderen bisher untersuchten Gase ist k kleiner, muss daher
intramolekulare Bewegung existiren. Wir werden auf dieselbe
erst im zweiten Theile zurückkommen.

Der allgemeine Ausdruck 53 für d Q ist kein vollständiges
Differential der darin enthaltenen Variabeln T und r; dividirt

[Gleich. 57] § 8. Specifische Wärme.
specifische Wärme. Es ist also die specifische Wärme der
Masseneinheit eines Gases bei constantem Volumen:
54) [Formel 1] .

Dagegen ist die specifische Wärme der Masseneinheit bei
constantem Drucke:
55) [Formel 2] .

In beiden Ausdrücken sind alle Grössen bis auf β con-
stant. Letzteres kann eine Function der Temperatur sein. Da
ferner R sich nur auf das Normalgas bezieht und daher für
alle Gase denselben Werth hat, so hat sowohl das Product γp · μ,
als auch das Product γv · μ, also das Product der specifischen
Wärme in das Molekulargewicht für alle diejenigen Gase den-
selben Werth, für welche β denselben Werth hat (z. B. speciell
für alle Gase, für welche β gleich Null wäre). Die Differenz
der in mechanischem Maasse gemessenen specifischen Wärmen
γpγv ist für jedes Gas gleich der Gasconstante desselben
Es ist
55a) [Formel 3] .
Das Product dieser Differenz in das Molekulargewicht μ ist
für alle Gase constant gleich R. Das Verhältniss der speci-
fischen Wärmen ist:
56) [Formel 4] .
Umgekehrt ist:
57) [Formel 5] .

In dem Falle, dass die Moleküle vollkommene Kugeln
sind, welchen wir bisher allein betrachtet haben, ist β = 0,
daher κ = 1⅔. Dieser Werth wurde in der That von Kundt
und Warburg für das Quecksilbergas und in neuester Zeit
von Ramsay auch für Argon und Helion gefunden, für alle
anderen bisher untersuchten Gase ist κ kleiner, muss daher
intramolekulare Bewegung existiren. Wir werden auf dieselbe
erst im zweiten Theile zurückkommen.

Der allgemeine Ausdruck 53 für d Q ist kein vollständiges
Differential der darin enthaltenen Variabeln T und ϱ; dividirt

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[57/0071] [Gleich. 57] § 8. Specifische Wärme. specifische Wärme. Es ist also die specifische Wärme der Masseneinheit eines Gases bei constantem Volumen: 54) [FORMEL]. Dagegen ist die specifische Wärme der Masseneinheit bei constantem Drucke: 55) [FORMEL]. In beiden Ausdrücken sind alle Grössen bis auf β con- stant. Letzteres kann eine Function der Temperatur sein. Da ferner R sich nur auf das Normalgas bezieht und daher für alle Gase denselben Werth hat, so hat sowohl das Product γp · μ, als auch das Product γv · μ, also das Product der specifischen Wärme in das Molekulargewicht für alle diejenigen Gase den- selben Werth, für welche β denselben Werth hat (z. B. speciell für alle Gase, für welche β gleich Null wäre). Die Differenz der in mechanischem Maasse gemessenen specifischen Wärmen γp — γv ist für jedes Gas gleich der Gasconstante desselben Es ist 55a) [FORMEL]. Das Product dieser Differenz in das Molekulargewicht μ ist für alle Gase constant gleich R. Das Verhältniss der speci- fischen Wärmen ist: 56) [FORMEL]. Umgekehrt ist: 57) [FORMEL]. In dem Falle, dass die Moleküle vollkommene Kugeln sind, welchen wir bisher allein betrachtet haben, ist β = 0, daher κ = 1⅔. Dieser Werth wurde in der That von Kundt und Warburg für das Quecksilbergas und in neuester Zeit von Ramsay auch für Argon und Helion gefunden, für alle anderen bisher untersuchten Gase ist κ kleiner, muss daher intramolekulare Bewegung existiren. Wir werden auf dieselbe erst im zweiten Theile zurückkommen. Der allgemeine Ausdruck 53 für d Q ist kein vollständiges Differential der darin enthaltenen Variabeln T und ϱ; dividirt

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/71>, abgerufen am 21.11.2024.