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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

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[Gleich. 41] § 25. Generalisirte Coordinaten.
und Momente zu irgend einer Zeit t bestimmt sein, so muss
noch der Anfangszustand des Systems gegeben sein. Es können
die Werthe gegeben sein, welche die Coordinaten und deren
nach der Zeit genommene Differentialquotienten zu Anfang
der Zeit (zur Zeit Null) hatten. Es können aber auch ebenso
gut die Werthe der Coordinaten und Momente zur Zeit Null
gegeben sein, da die Momente gegebene Functionen der p'
sind. Wir wollen die Werthe, welche die Coordinaten und
Momente zur Zeit Null hatten, mit P1, P2 ... Pm, Q1, Q2 ... Qm
bezeichnen. Als gegebene Functionen dieser Werthe und der
verflossenen Zeit t sind die Werthe p1, p2 ... pm, q1, q2 ... qm
der Coordinaten und Momente zur Zeit t zu betrachten.

Da nun L und V als Functionen der p und q gegebenen
sind, so können wir für jeden Zeitmoment L und V als
Functionen von P, Q und t berechnen. Wenn wir dies in dem
Integrale
[Formel 1] thun, so erscheint es ebenfalls als Function der Anfangswerthe
P, Q und der verflossenen Zeit t, da ja durch P und Q die ganze
Bewegung bestimmt ist und das Integrale berechnet werden kann,
wenn auch noch die Zeit gegeben ist, über welche es zu er-
strecken ist.

Wir sahen soeben, dass die 2 m Grössen p, q als Func-
tionen von P, Q und t gegeben sind, d. h. mit anderen Worten,
es bestehen 2 m Gleichungen zwischen den 4 m + 1 Grössen
p, q, P, Q und t. Aus diesen 2 m Gleichungen dachten wir
uns bisher die 2 m Grössen p, q als Functionen der übrigen
bestimmt. Wir können uns aber diese Gleichungen auch
nach den 2 m Grössen q, Q aufgelöst denken, so dass die
2 m Grössen q, Q als Functionen der 2 m + 1 übrigen p, P, t
ausgedrückt erscheinen. Wir wollen für einen Augenblick
eine Function dieser letzteren Variabeln mit einem darüber
gesetzten Querstriche markiren. [Formel 2] bedeutet also, dass die
Grösse qi als Function der p, P und der Zeit t ausgedrückt
zu denken ist. Da wir W als Function von P, Q und t kennen
gelernt haben, so können wir auch darin die Q als Functionen
von p, P und t ausdrücken, wodurch W selbst (jetzt mit [Formel 3] zu

Boltzmann, Gastheorie II. 5

[Gleich. 41] § 25. Generalisirte Coordinaten.
und Momente zu irgend einer Zeit t bestimmt sein, so muss
noch der Anfangszustand des Systems gegeben sein. Es können
die Werthe gegeben sein, welche die Coordinaten und deren
nach der Zeit genommene Differentialquotienten zu Anfang
der Zeit (zur Zeit Null) hatten. Es können aber auch ebenso
gut die Werthe der Coordinaten und Momente zur Zeit Null
gegeben sein, da die Momente gegebene Functionen der p'
sind. Wir wollen die Werthe, welche die Coordinaten und
Momente zur Zeit Null hatten, mit P1, P2Pμ, Q1, Q2Qμ
bezeichnen. Als gegebene Functionen dieser Werthe und der
verflossenen Zeit t sind die Werthe p1, p2pμ, q1, q2qμ
der Coordinaten und Momente zur Zeit t zu betrachten.

Da nun L und V als Functionen der p und q gegebenen
sind, so können wir für jeden Zeitmoment L und V als
Functionen von P, Q und t berechnen. Wenn wir dies in dem
Integrale
[Formel 1] thun, so erscheint es ebenfalls als Function der Anfangswerthe
P, Q und der verflossenen Zeit t, da ja durch P und Q die ganze
Bewegung bestimmt ist und das Integrale berechnet werden kann,
wenn auch noch die Zeit gegeben ist, über welche es zu er-
strecken ist.

Wir sahen soeben, dass die 2 μ Grössen p, q als Func-
tionen von P, Q und t gegeben sind, d. h. mit anderen Worten,
es bestehen 2 μ Gleichungen zwischen den 4 μ + 1 Grössen
p, q, P, Q und t. Aus diesen 2 μ Gleichungen dachten wir
uns bisher die 2 μ Grössen p, q als Functionen der übrigen
bestimmt. Wir können uns aber diese Gleichungen auch
nach den 2 μ Grössen q, Q aufgelöst denken, so dass die
2 μ Grössen q, Q als Functionen der 2 μ + 1 übrigen p, P, t
ausgedrückt erscheinen. Wir wollen für einen Augenblick
eine Function dieser letzteren Variabeln mit einem darüber
gesetzten Querstriche markiren. [Formel 2] bedeutet also, dass die
Grösse qi als Function der p, P und der Zeit t ausgedrückt
zu denken ist. Da wir W als Function von P, Q und t kennen
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Boltzmann, Gastheorie II. 5
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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/83>, abgerufen am 30.11.2024.