Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_022.001 pbo_022.011 § 14. Typus. Manier. pbo_022.012 § 15. Dilemma im Stilbegriff. pbo_022.026 Sprache des Dichters und seiner Personen. pbo_022.027 pbo_022.001 pbo_022.011 § 14. Typus. Manier. pbo_022.012 § 15. Dilemma im Stilbegriff. pbo_022.026 Sprache des Dichters und seiner Personen. pbo_022.027 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0026" n="22"/><lb n="pbo_022.001"/> Stelle völlig genug thun, wenn es sich auf eine Sphäre beschränkt <lb n="pbo_022.002"/> oder in einer Form kundgiebt, die der Weite und <lb n="pbo_022.003"/> Kraft seiner Anschauung vollkommen entspricht. Daher die <lb n="pbo_022.004"/> Freude, die Goethe vor allen „forcierten Talenten“ an der <lb n="pbo_022.005"/> engen, aber fest in sich gegründeten Bauernnatur Joh. Heinrich <lb n="pbo_022.006"/> <hi rendition="#g">Vossens</hi> bekundete, die wir an Joh. Pet. <hi rendition="#g">Hebels</hi> und <lb n="pbo_022.007"/> Fritz <hi rendition="#g">Reuters</hi> kleinen, aber vollkommen erschauten Welten <lb n="pbo_022.008"/> haben, die uns die frische Ursprünglichkeit etwa eines Paul <lb n="pbo_022.009"/> <hi rendition="#g">Fleming</hi> im 17. Jahrhundert oder Ferd. <hi rendition="#g">Freiligraths</hi> <lb n="pbo_022.010"/> im 19. Jahrhundert vor anspruchsvolleren Genossen bereitet.</p> </div> <div n="4"> <lb n="pbo_022.011"/> <head> <hi rendition="#c">§ 14. Typus. Manier.</hi> </head> <p><lb n="pbo_022.012"/> Die Grade der Talente sind verschieden, wie die der <lb n="pbo_022.013"/> Kennerschaft. Jhre <hi rendition="#g">Typen,</hi> gleichsam die Elemente, aus <lb n="pbo_022.014"/> denen die künstlerische Natur zusammengesetzt erscheint, kehren <lb n="pbo_022.015"/> zu allen Zeiten wieder. Die Litteraturgeschichte, in der das <lb n="pbo_022.016"/> Technische nicht die Rolle spielt wie in der Geschichte der <lb n="pbo_022.017"/> übrigen Künste, beruht mehr auf dem äußerlichen Wechsel der <lb n="pbo_022.018"/> Lebensformen, als auf dem der dichterischen Kräfte. Große <lb n="pbo_022.019"/> Talente sind niemals häufig, Genies selten, in ihrem Kreise <lb n="pbo_022.020"/> einzig, Nachahmer die Regel. Diese letzteren entstellen die <lb n="pbo_022.021"/> ganz persönliche und originale Anschauungsweise der großen <lb n="pbo_022.022"/> Meister, deren <hi rendition="#g">Stil,</hi> zu berechneter Nachahmung und Uebertreibung <lb n="pbo_022.023"/> ihrer charakteristischen Wirkungen (Effekte). Ein <lb n="pbo_022.024"/> Surrogat aus zweiter Hand, die <hi rendition="#g">Manier!</hi></p> <lb n="pbo_022.025"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 15. Dilemma im Stilbegriff. <lb n="pbo_022.026"/> Sprache des Dichters und seiner Personen.</hi> </head> <p><lb n="pbo_022.027"/> Eine Schwierigkeit aber scheint sich in die Bestimmung <lb n="pbo_022.028"/> des Begriffes Stil einzuschleichen, die wir jetzt hervortreten <lb n="pbo_022.029"/> lassen können, da wir uns von dem allgemeinen zu den besonderen </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0026]
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Stelle völlig genug thun, wenn es sich auf eine Sphäre beschränkt pbo_022.002
oder in einer Form kundgiebt, die der Weite und pbo_022.003
Kraft seiner Anschauung vollkommen entspricht. Daher die pbo_022.004
Freude, die Goethe vor allen „forcierten Talenten“ an der pbo_022.005
engen, aber fest in sich gegründeten Bauernnatur Joh. Heinrich pbo_022.006
Vossens bekundete, die wir an Joh. Pet. Hebels und pbo_022.007
Fritz Reuters kleinen, aber vollkommen erschauten Welten pbo_022.008
haben, die uns die frische Ursprünglichkeit etwa eines Paul pbo_022.009
Fleming im 17. Jahrhundert oder Ferd. Freiligraths pbo_022.010
im 19. Jahrhundert vor anspruchsvolleren Genossen bereitet.
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§ 14. Typus. Manier. pbo_022.012
Die Grade der Talente sind verschieden, wie die der pbo_022.013
Kennerschaft. Jhre Typen, gleichsam die Elemente, aus pbo_022.014
denen die künstlerische Natur zusammengesetzt erscheint, kehren pbo_022.015
zu allen Zeiten wieder. Die Litteraturgeschichte, in der das pbo_022.016
Technische nicht die Rolle spielt wie in der Geschichte der pbo_022.017
übrigen Künste, beruht mehr auf dem äußerlichen Wechsel der pbo_022.018
Lebensformen, als auf dem der dichterischen Kräfte. Große pbo_022.019
Talente sind niemals häufig, Genies selten, in ihrem Kreise pbo_022.020
einzig, Nachahmer die Regel. Diese letzteren entstellen die pbo_022.021
ganz persönliche und originale Anschauungsweise der großen pbo_022.022
Meister, deren Stil, zu berechneter Nachahmung und Uebertreibung pbo_022.023
ihrer charakteristischen Wirkungen (Effekte). Ein pbo_022.024
Surrogat aus zweiter Hand, die Manier!
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§ 15. Dilemma im Stilbegriff. pbo_022.026
Sprache des Dichters und seiner Personen. pbo_022.027
Eine Schwierigkeit aber scheint sich in die Bestimmung pbo_022.028
des Begriffes Stil einzuschleichen, die wir jetzt hervortreten pbo_022.029
lassen können, da wir uns von dem allgemeinen zu den besonderen
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