Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_046.001 § 37. Sentenz. pbo_046.005 § 38. Bewegungsfiguren. pbo_046.017 **) pbo_046.030
Nach dem estilo culto der Spanier (Gongora 1561-1627). pbo_046.001 § 37. Sentenz. pbo_046.005 § 38. Bewegungsfiguren. pbo_046.017 **) pbo_046.030
Nach dem estilo culto der Spanier (Gongora 1561–1627). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0050" n="46"/><lb n="pbo_046.001"/> Kultismus<note corresp="PBO_046_**" place="foot" n="**)"><lb n="pbo_046.030"/> Nach dem estilo culto der Spanier (Gongora 1561–1627).</note> so abgeschmackt erscheinen läßt. Denn <lb n="pbo_046.002"/> was kann es abgeschmackteres geben, als durch eben die Mittel <lb n="pbo_046.003"/> einen Zweck zu hintertreiben, durch die man ihn erreichen will?</p> <lb n="pbo_046.004"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 37. Sentenz.</hi> </head> <p><lb n="pbo_046.005"/> Schließlich sei noch bemerkt, daß die sogenannte <hi rendition="#g">Sentenz</hi> <lb n="pbo_046.006"/> (sinnreicher Ausspruch) zu den Redef<hi rendition="#g">iguren</hi> zu rechnen, <lb n="pbo_046.007"/> wie eine gewisse Sorte Poetik pflegt, durchaus keinen Sinn hat. <lb n="pbo_046.008"/> Denn wenn auch im einzelnen Worte der Sinn besonders <lb n="pbo_046.009"/> auffällig angebracht werden kann, so versteht es sich eigentlich <lb n="pbo_046.010"/> von selbst, daß das Ganze der Rede immer „sinnreich“ sei. <lb n="pbo_046.011"/> Andernfalls würde der werte Poet besser schweigen. Was man in <lb n="pbo_046.012"/> der theoretischen Sprache Sentenzen nennt, stellt keine Redefigur <lb n="pbo_046.013"/> dar, sondern allgemeine, aus dem poetischen Vorgang <lb n="pbo_046.014"/> abstrahirte Gedanken, welche die thatsächlichen Ausführungen <lb n="pbo_046.015"/> des Dichters oder seiner poetischen Personen durchsetzen.</p> <lb n="pbo_046.016"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 38. Bewegungsfiguren.</hi> </head> <p><lb n="pbo_046.017"/> Die <hi rendition="#g">Bewegungsfiguren</hi> werden es zum Unterschied <lb n="pbo_046.018"/> von den festsetzenden nicht mit den Wörtern selbst, sondern <lb n="pbo_046.019"/> mit der <hi rendition="#g">Wortfügung</hi> zu thun haben. Diese kann durch <lb n="pbo_046.020"/> die bloße Weglassung oder Häufung der Bindewörter in ihrer <lb n="pbo_046.021"/> Wirkung schon merklich variirt werden. Erstere, das <lb n="pbo_046.022"/> <hi rendition="#g">Asyndeton,</hi> erzeugt den Eindruck einer lebhaften Beschleunigung <lb n="pbo_046.023"/> („alles rennet, rettet, flüchtet“), letztere, das <lb n="pbo_046.024"/> <hi rendition="#g">Polysyndeton,</hi> den einer ungemeinen Macht der Bewegung <lb n="pbo_046.025"/> („und es wallet und siedet und brauset und zischt“). <lb n="pbo_046.026"/> Eine besondere Energie der Bewegung wird es auch sein <lb n="pbo_046.027"/> müssen, die im stande ist, die gewöhnliche Folge der Wortfügung </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0050]
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Kultismus **) so abgeschmackt erscheinen läßt. Denn pbo_046.002
was kann es abgeschmackteres geben, als durch eben die Mittel pbo_046.003
einen Zweck zu hintertreiben, durch die man ihn erreichen will?
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§ 37. Sentenz. pbo_046.005
Schließlich sei noch bemerkt, daß die sogenannte Sentenz pbo_046.006
(sinnreicher Ausspruch) zu den Redefiguren zu rechnen, pbo_046.007
wie eine gewisse Sorte Poetik pflegt, durchaus keinen Sinn hat. pbo_046.008
Denn wenn auch im einzelnen Worte der Sinn besonders pbo_046.009
auffällig angebracht werden kann, so versteht es sich eigentlich pbo_046.010
von selbst, daß das Ganze der Rede immer „sinnreich“ sei. pbo_046.011
Andernfalls würde der werte Poet besser schweigen. Was man in pbo_046.012
der theoretischen Sprache Sentenzen nennt, stellt keine Redefigur pbo_046.013
dar, sondern allgemeine, aus dem poetischen Vorgang pbo_046.014
abstrahirte Gedanken, welche die thatsächlichen Ausführungen pbo_046.015
des Dichters oder seiner poetischen Personen durchsetzen.
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§ 38. Bewegungsfiguren. pbo_046.017
Die Bewegungsfiguren werden es zum Unterschied pbo_046.018
von den festsetzenden nicht mit den Wörtern selbst, sondern pbo_046.019
mit der Wortfügung zu thun haben. Diese kann durch pbo_046.020
die bloße Weglassung oder Häufung der Bindewörter in ihrer pbo_046.021
Wirkung schon merklich variirt werden. Erstere, das pbo_046.022
Asyndeton, erzeugt den Eindruck einer lebhaften Beschleunigung pbo_046.023
(„alles rennet, rettet, flüchtet“), letztere, das pbo_046.024
Polysyndeton, den einer ungemeinen Macht der Bewegung pbo_046.025
(„und es wallet und siedet und brauset und zischt“). pbo_046.026
Eine besondere Energie der Bewegung wird es auch sein pbo_046.027
müssen, die im stande ist, die gewöhnliche Folge der Wortfügung
**) pbo_046.030
Nach dem estilo culto der Spanier (Gongora 1561–1627).
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