pbo_062.001 der melodischen Ausgestaltung in der musikalischen Periode. pbo_062.002 Der Auftakt erscheint hier als sich fortpflanzendes Glied der pbo_062.003 Kette, während er in der Musik gleichsam nur den Atem pbo_062.004 vorausnimmt. Er begründet auf diese Weise in der strengen pbo_062.005 Metrik gesonderte Versgeschlechter sowohl im geraden als im pbo_062.006 ungeraden Takt. Dem daktylischen (d. i. dreigliedrigen, pbo_062.007 von daktulos, Finger) Geschlecht
pbo_062.008
[Musik]
pbo_062.009 tritt das anapästische (eigentlich Widerschlag, anapaio) pbo_062.010 gegenüber, durch einsilbigen Auftakt (Anakrusis) eingeführt, pbo_062.011 was sehr lebhaft für die Beziehung zur synkopischen Reihe pbo_062.012 spricht:
pbo_062.013
[Musik]
pbo_062.014 Dem trochäischen (d. i. laufenden, schnellen von trokhos, pbo_062.015 trekho) Geschlecht
pbo_062.016
[Musik]
pbo_062.017 entspricht auf der andern Seite das jambische (wohl gleichfalls pbo_062.018 von der raschen Bewegung des Verses, vergl. Christ pbo_062.019 a. a. O. p. 317 iaptein senden [von Geschossen], erst danach pbo_062.020 iambizein; mythologische Erklärung: Jambe, Persönlichkeit pbo_062.021 des eleusinischen Demeterkults).
pbo_062.022
[Musik]
pbo_062.023
§ 48. Regelmäßigkeit des Verses.
pbo_062.024 Die Regelmäßigkeit der streng gegensätzlichen Verstypen pbo_062.025 bezeichnet am kenntlichsten die Einwirkung der antiken Metrik
pbo_062.001 der melodischen Ausgestaltung in der musikalischen Periode. pbo_062.002 Der Auftakt erscheint hier als sich fortpflanzendes Glied der pbo_062.003 Kette, während er in der Musik gleichsam nur den Atem pbo_062.004 vorausnimmt. Er begründet auf diese Weise in der strengen pbo_062.005 Metrik gesonderte Versgeschlechter sowohl im geraden als im pbo_062.006 ungeraden Takt. Dem daktylischen (d. i. dreigliedrigen, pbo_062.007 von δάκτυλος, Finger) Geschlecht
pbo_062.008
[Musik]
pbo_062.009 tritt das anapästische (eigentlich Widerschlag, ἀναπαίω) pbo_062.010 gegenüber, durch einsilbigen Auftakt (Anakrusis) eingeführt, pbo_062.011 was sehr lebhaft für die Beziehung zur synkopischen Reihe pbo_062.012 spricht:
pbo_062.013
[Musik]
pbo_062.014 Dem trochäischen (d. i. laufenden, schnellen von τροχός, pbo_062.015 τρέχω) Geschlecht
pbo_062.016
[Musik]
pbo_062.017 entspricht auf der andern Seite das jambische (wohl gleichfalls pbo_062.018 von der raschen Bewegung des Verses, vergl. Christ pbo_062.019 a. a. O. p. 317 ἰάπτειν senden [von Geschossen], erst danach pbo_062.020 ἰαμβίζειν; mythologische Erklärung: Jambe, Persönlichkeit pbo_062.021 des eleusinischen Demeterkults).
pbo_062.022
[Musik]
pbo_062.023
§ 48. Regelmäßigkeit des Verses.
pbo_062.024 Die Regelmäßigkeit der streng gegensätzlichen Verstypen pbo_062.025 bezeichnet am kenntlichsten die Einwirkung der antiken Metrik
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0066"n="62"/><lbn="pbo_062.001"/>
der melodischen Ausgestaltung in der musikalischen Periode. <lbn="pbo_062.002"/>
Der Auftakt erscheint hier als sich fortpflanzendes Glied der <lbn="pbo_062.003"/>
Kette, während er in der Musik gleichsam nur den Atem <lbn="pbo_062.004"/>
vorausnimmt. Er begründet auf diese Weise in der strengen <lbn="pbo_062.005"/>
Metrik gesonderte Versgeschlechter sowohl im geraden als im <lbn="pbo_062.006"/>
ungeraden Takt. Dem <hirendition="#g">daktylischen</hi> (d. i. dreigliedrigen, <lbn="pbo_062.007"/>
von <foreignxml:lang="grc">δάκτυλος</foreign>, Finger) Geschlecht</p><lbn="pbo_062.008"/><p><figuretype="notatedMusic"/></p><p><lbn="pbo_062.009"/>
tritt das <hirendition="#g">anapästische</hi> (eigentlich Widerschlag, <foreignxml:lang="grc">ἀναπαίω</foreign>) <lbn="pbo_062.010"/>
gegenüber, durch einsilbigen Auftakt (Anakrusis) eingeführt, <lbn="pbo_062.011"/>
was sehr lebhaft für die Beziehung zur synkopischen Reihe <lbn="pbo_062.012"/>
spricht:</p><lbn="pbo_062.013"/><p><figuretype="notatedMusic"/></p><p><lbn="pbo_062.014"/>
Dem <hirendition="#g">trochäischen</hi> (d. i. laufenden, schnellen von <foreignxml:lang="grc">τροχός</foreign>, <lbn="pbo_062.015"/><foreignxml:lang="grc">τρέχω</foreign>) Geschlecht</p><lbn="pbo_062.016"/><p><figuretype="notatedMusic"/></p><p><lbn="pbo_062.017"/>
entspricht auf der andern Seite das <hirendition="#g">jambische</hi> (wohl gleichfalls <lbn="pbo_062.018"/>
von der raschen Bewegung des Verses, vergl. Christ <lbn="pbo_062.019"/>
a. a. O. p. 317 <foreignxml:lang="grc">ἰάπτειν</foreign> senden [von Geschossen], erst danach <lbn="pbo_062.020"/><foreignxml:lang="grc">ἰαμβίζειν</foreign>; mythologische Erklärung: Jambe, Persönlichkeit <lbn="pbo_062.021"/>
des eleusinischen Demeterkults).</p><lbn="pbo_062.022"/><p><figuretype="notatedMusic"/></p><lbn="pbo_062.023"/></div><divn="4"><head><hirendition="#c">§ 48. Regelmäßigkeit des Verses.</hi></head><p><lbn="pbo_062.024"/>
Die Regelmäßigkeit der streng gegensätzlichen Verstypen <lbn="pbo_062.025"/>
bezeichnet am kenntlichsten die Einwirkung der antiken Metrik
</p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[62/0066]
pbo_062.001
der melodischen Ausgestaltung in der musikalischen Periode. pbo_062.002
Der Auftakt erscheint hier als sich fortpflanzendes Glied der pbo_062.003
Kette, während er in der Musik gleichsam nur den Atem pbo_062.004
vorausnimmt. Er begründet auf diese Weise in der strengen pbo_062.005
Metrik gesonderte Versgeschlechter sowohl im geraden als im pbo_062.006
ungeraden Takt. Dem daktylischen (d. i. dreigliedrigen, pbo_062.007
von δάκτυλος, Finger) Geschlecht
pbo_062.008
[Abbildung]
pbo_062.009
tritt das anapästische (eigentlich Widerschlag, ἀναπαίω) pbo_062.010
gegenüber, durch einsilbigen Auftakt (Anakrusis) eingeführt, pbo_062.011
was sehr lebhaft für die Beziehung zur synkopischen Reihe pbo_062.012
spricht:
pbo_062.013
[Abbildung]
pbo_062.014
Dem trochäischen (d. i. laufenden, schnellen von τροχός, pbo_062.015
τρέχω) Geschlecht
pbo_062.016
[Abbildung]
pbo_062.017
entspricht auf der andern Seite das jambische (wohl gleichfalls pbo_062.018
von der raschen Bewegung des Verses, vergl. Christ pbo_062.019
a. a. O. p. 317 ἰάπτειν senden [von Geschossen], erst danach pbo_062.020
ἰαμβίζειν; mythologische Erklärung: Jambe, Persönlichkeit pbo_062.021
des eleusinischen Demeterkults).
pbo_062.022
[Abbildung]
pbo_062.023
§ 48. Regelmäßigkeit des Verses. pbo_062.024
Die Regelmäßigkeit der streng gegensätzlichen Verstypen pbo_062.025
bezeichnet am kenntlichsten die Einwirkung der antiken Metrik
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).
Bogensignaturen: nicht übernommen;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: DTABf-getreu;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Hervorhebungen durch Wechsel von Fraktur zu Antiqua: nicht gekennzeichnet
Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/borinski_poetik_1895/66>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.